München: Schwenkt die Stadtregierung wieder auf Open Source um? (Bild: Wikipedia/ Wolfgang Pehlemann/ CCO)

Jahrelang arbeitete man in München daran, die städtische Verwaltung von Windows auf ein eigenes Linux-System – getauft Limux – umzurüsten. Doch 2017 beschloss die damalige Stadtregierung aus SPD und CDU, dem Projekt den Rücken und zu Windows zurückzukehren. Begründet wurde dies vor allem mit mangelnder Benutzerfreundlichkeit und technischen Problemen. Der Schritt stiess auch auf viel Kritik und Zweifel, zumal Microsoft sein Deutschland-Hauptquartier in auffälliger zeitlicher Nähe in die bayrische Landeshauptstadt verlegte.

Während die Umstellung auf Windows 10 weiterläuft – sie soll bis Ende 2021 abgeschlossen werden –, kündigt sich nun der nächste Umbruch in der städtischen IT-Strategie an: Die im März nach den Kommunalwahlen entstandene Koalition aus SPD und Grünen möchte breitflächig auf Open Source setzen. Konkret heisst es im Papier, dass die Pläne für die bis 2026 dauernde Legislaturperiode beinhaltet: "Wo immer technisch und finanziell möglich, setzt die Stadt auf offene Standards und freie, Open-Source-lizenzierte Software und vermeidet damit absehbare Herstellerabhängigkeiten."

Abweichungen von dieser Strategie müssen begründet werden, ein öffentlich zugängliches "Dashboard" soll ausschildern, wo freie und proprietäre Software verwendet wird, und die Kosten bilanzieren. Das betrifft auch den Bereich der Betriebssysteme. Software, die für die Stadt entwickelt wird, soll ausserdem – gegebenenfalls bereinigt um persönliche und vertrauliche Daten – offengelegt werden. Für Programmierer, die sich für ein Open-Source-Projekt engagieren, will man Stipendien über drei und sechs Monate ausschreiben, die ihnen ermöglichen sollen, mehr Zeit dafür zu investieren. Voraussetzung ist, dass es für die Software einen kommunalen Nutzen gibt.

Ob die Rückkehr zu Windows abgebrochen und Limux reaktiviert wird oder ob andere Beschlüsse, etwa der Wechsel vom freien Libreoffice zu Microsoft Office 365, revidiert werden, blieb auch auf Anfrage offen. Die Free Software Foundation bemängelt zwar einige "Schlupflöcher" in den Koalitionsvereinbarungen, zeigt sich aber prinzipiell von den Plänen erfreut.