Logobild: Alibaba

Die chinesischen Regulierungsbehörden brummten der Alibaba-Beteiligung Ant Group eine Strafe in Höhe von 7,12 Milliarden Yuan aufs Auge, was in etwa 900 Millionen Euro entspricht. Damit könnten die jahrelangen regulatorischen Zwistigkeiten zwischen den chinesischen Aufsehern und der Ant Group zu einem möglichen Ende kommen. Aber auch andere Konzerne wie Tencent wurden bestraft, wie die chinesische Zentralbank in Chongqing mitteilte. Vor allem für Ant könnte der Abschluss des Verfahrens wieder Perspektiven für Wachstum und den ehemals geplanten Börsengang eröffnen. Dieser war im Jahr 2020 von den Aufsehern gestoppt worden.

Gemäss der chinesischen Zentralbank bilden Verstösse in den Bereichen Zahlungsverkehr, Abrechnung, Anti-Geldwäsche und dem Vertrieb von Fonds die Ursachen für die Strafzahlungen. Eine Finanzplattform des chinesischen Technologiekonzerns Tencent muss deshalb knapp drei Milliarden Yuan (380 Millionen Euro) auf den Tisch blättern. Die meisten Probleme hätten die Unternehmen behoben, so die Zentralbank, die offenbar auch "illegale Einkommen" konfiszierte.

Der Börsenwert von Alibaba hat über eine halbe Billion Euro an Wert eingebüsst, seitdem die Aufseher ein Auge auf Ants Pläne geworfen hatten. Einige Beobachter stuften China gar als "nicht investierbar" ein, wegen der kritischen Haltung von Staatschef Xi Jingpings Kommunistischer Partei gegenüber dem Privatsektor. Allerdings geht bei den Anlegern mit der nun ausgesprochenen Strafe die Hoffnung einher, dass bei Ant und Alibaba die langwierigen Auseinandersetzungn mit den Aufsehern endlich ein Ende finden. Sie belasten das Imperium von Milliardär und Gründer Jack Ma seit Jahren. Im nächsten Schritt könnte Ant eine Finanzholding-Lizenz beantragen, das Wachstum wiederbeleben und die Pläne für einen Börsengang wieder aufleben lassen.

Seit geraumer Zeit mehrten sich bereits die Zeichen, dass die harte Gangart Pekings gegenüber Technologiefirmen gelockert wird. Ant wartet allerdings noch auf eine Lizenz, die das Unternehmen mehr wie eine Bank einstufen und damit zu einer anderen Art der Beaufsichtigung führen würde. Das Unternehmen betreibt unter anderem den in China beliebten mobilen Bezahldienst Alipay.

Zur Erinnerung: Ant war im Herbst 2020 kurz vor dem geplanten eigenen Mega-Börsengang in den Vereinigten Staaten ins Visier der chinesischen Behörden geraten - wie auch andere Tech-Firmen, die sich in den USA Kapital beschaffen wollten oder dies schon getan hatten. China hatte in diesem Zusammenhang unter anderem den angeblich mangelhaften Schutz von Verbraucherdaten kritisiert und auf nationale Sicherheitsaspekte verwiesen.

Dem harten Durchgreifen der chinesischen Aufsichtsbehörden wurde es auch zugeschrieben, dass Gründer Ma im Januar die Kontrolle über Alibaba abgeben musste. Dieser war in Ungnade gefallen und hat sich seitdem weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Im März hatte Alibaba eine tiefgreifende Umstrukturierung und die Aufspaltung in sechs Bereiche angekündigt. Ziel soll es sein, das eigene Wachstum anzukurbeln und eine Gruppe eigenständiger Marktführer in Bereichen wie Cloud Computing und Logistik bis hin zum internationalen Handel zu erschaffen. Der Plan galt als große Vision vom langjährigen Konzern-Chef Daniel Zhang, der seinerseits vor gut zwei Wochen den Hut nehmen musste. Ihm folgt ab Mitte September Eddie Wu.