Symbolbild: Pixabay/ Christoph Meinersmann

In der Schweiz vertrauen acht von zehn KMUs ihre digitalen Infrastrukturen externen IT-Dienstleistern an und lassen sich von ihnen auch im Bereich Cybersicherheit beraten. Bei der Umsetzung von Massnahmen zum Schutz gegen Cyberkriminalität gibt es aber kaum Fortschritte. Die Ergebnisse der neuesten Studie zur Digitalisierung und Cybersicherheit in KMUs machen deutlich: Je stärker sich Unternehmen als digitale "Pioniere" identifizieren, desto öfter setzen sie technische und organisatorische Massnahmen zur Stärkung der Cybersicherheit in ihrem Unternehmen um. Doch während sich in den vergangenen Jahren stets rund ein Fünftel der befragten KMU als digitale "Pioniere" gesehen haben, sind es 2023 nur noch rund ein Zehntel.

Gemäss der Studie hat sich der generelle Informationsstand der Befragten bezüglich Cyberrisiken seit der ersten Befragung 2020 leicht verbessert. Etwas mehr als die Hälfte (56 Prozent) fühlt sich heute eher oder sehr gut informiert (2020: 47 Prozent). Die Studienergebnisse zeigen auf, dass KMUs mit gut informierten Führungskräften viel eher Massnahmen zur Verbesserung der Cybersicherheit umsetzen als Befragte, die sich als wenig informiert einschätzen.

Befragte, die sich als digitale "Pioniere" sehen, sind ausserdem durchwegs besser informiert, setzen mehr Massnahmen um und messen dem Thema Cyberrisk eine höhere Bedeutung zu. Was in dieser Hinsicht nachdenklich stimme, sei, dass sich 2023 (12 Prozent) deutlich weniger befragte KMUs als digitale Pioniere sehen als noch vor einem Jahr (2022: 21 Prozent), so die Studienautoren. Simon Seebeck, Leiter Kompetenzzentrum Cyber Risk, die Mobiliar, kommentiert dazu: "Die Studie bestätigt die Diskrepanz zwischen Wissen und Handeln. Das hat unter anderem damit zu tun, dass Cybergefahren von blossem Auge nicht sichtbar sind und einfacher ignoriert werden können als andere Risiken."

Die Zusammenarbeit mit Drittpartnern in den Bereichen IT und Cybersicherheit ist gemäss der Untersuchung für viele KMUs selbstverständlich. So vertrauen demnach insgesamt 79 Prozent der befragten Unternehmen auf mindestens einen externen IT-Dienstleister und sind mit diesem insgesamt sehr zufrieden (91 Prozent). Grundsätzlich eine erfreuliche Tatsache, denn es zeige sich, dass je höher der Anteil an auswärts gegebenen IT-Arbeiten sei, desto höher auch die durchschnittliche Umsetzung von technischen und organisatorischen Cybersicherheitsmassnahmen sei. Weniger erfreulich sei hingegen, dass je nach Subgruppe nur rund die Hälfte der Befragten bestätigen könnten, dass ihre IT-Dienstleister über eine anerkannte Sicherheitszertifizierung verfügten. Andreas W. Kaelin, Geschäftsführer von Allianz Digitale Sicherheit Schweiz und Senior Advisor von Digitalswitzerland: "Es liegt die Vermutung nahe, dass IT-Dienstleister per Definition oftmals als kompetent im Bereich Cybersicherheit wahrgenommen werden, ohne dass deren Kompetenz und Sicherheit tatsächlich überprüft wird – das birgt Gefahren."

Die Anzahl Arbeitsstellen, die KMU-Geschäftsführende als Homeoffice-tauglich bezeichnen, ist zum vierten Mal in Folge rückläufig, wie der Report weiters belegt. Auch die Verwendung digitaler Kommunikationskanäle wie Skype, Teams oder Whatsapp liege 2023 tiefer als noch 2022. Nicole Wettstein, Leiterin Schwerpunktprogramm Cybersecurity der Schweizerischen Akademie für Technische Wissenschaften SATW: "Auffallend ist dies beispielsweise bei der Nutzung von Messenger-Diensten und Online-Konferenztools, die gemäss den befragten Geschäftsführenden seltener verwendet werden."

Trotzdem zeichnee sich eine gewisse Stabilisierung der Zahlen durch eine weniger schnelle Rückläufigkeit ab. Prof. Marc K. Peter von der Fachhochschule Nordwestschweiz dazu: "Mit Blick auf die Zukunft gehen die Befragten davon aus, dass sich die Homeoffice-Thematik beruhigt. Rund drei Viertel erwarten einen gleichbleibenden Anteil von Mitarbeitenden im Homeoffice – nur noch rund jede:r Zehnte erwartet einen weiteren Rückgang. Nachdem diese Zahlen sich in den letzten Jahren stark verändert hatten, scheint sich die Lage nun einzupendeln."

Zur Studie:
Das Markt- und Sozialforschungsinstitut GFS-Zürich befragte vom 18.4.-13.6.2023 insgesamt 502 Geschäftsführende von KMUs mit 4 bis 49 Mitarbeitenden in der deutsch-, französisch- und italienischsprachigen Schweiz telefonisch zu den Auswirkungen der Digitalisierung und der Cybersicherheit. Die Befragung erfolgte im Auftrag von Digitalswitzerland, der Versicherung die Mobiliar, der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW, der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften SATW und der Allianz Digitale Sicherheit Schweiz.

Grafik: zVg
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