Beispiel für kabelloses Laden: Induktionsstrom (Bild:Intis)

CIOs müssen sich nach Ansicht des Research- und Beratungsunternehmens Gartner die Zeit nehmen, "Was wäre, wenn"-Szenarien in Betracht zu ziehen, um nicht von sozialen, verhaltensbedingten und technologischen Veränderungen - also Disruptionen - überrumpelt zu werden. "Disruptionen sind fundamentale Veränderungen, die einen dauerhaften Wandel herbeiführen. Erfolgreich werden die Unternehmen sein, die darauf vorbereitet sind", konstatiert dazu David Yockelson, VP-Analyst bei Gartner. "Wir müssen uns immer wieder fragen was wäre, wenn, um offen für die Chancen zu bleiben, die sich durch Disruptionen ergeben."

Dabei hebt Yockelson sieben wichtige Veränderungen hervor, die Führungskräfte im Technologiebereich in den nächsten fünf Jahren berücksichtigen sollten. Konkret:
- Erfahrungen aus der Arbeit mit Metaverse
- Fliegende Autos
- Die digitale menschliche Wirtschaft
- Die "dezentralisierte autonome Organisation"
- Kabelloses Aufladen von Elektrofahrzeugen
- Graphen ersetzt Silizium
- Technik wird zum Wegwerfartikel

Arbeitserfahrungen mit Metaverse:
Die Forscher von Gartner sehen im Metaversum eine "nächste Stufe der Interaktion in der virtuellen und physischen Welt". Sie verweisen darauf, dass sich Unternehmen heute Metaverse-Technologien zunutze machen, um ihren Mitarbeitern durch bessere immersive Arbeitsbereiche in virtuellen Büros und den Einsatz interner Metaverse-Erfahrungen, die als Intraversen bezeichnet werden, ein besseres Engagement, eine bessere Zusammenarbeit und eine bessere Verbindung bieten. Die Marktanalysten sagen in diesem Zusammenhang voraus, dass vollständig virtuelle Arbeitsbereiche 30 Prozent des Investitionswachstums in Metaverse-Technologien ausmachen und das Büroerlebnis bis 2027 neu gestalten werden.

Fliegende Autos:
Künftig sollen fliegende autonome Fahrzeuge oder unbemannte Luftfahrzeuge (UAVs) der Personenbeförderung, vor allem über kurze Strecken in städtischen Gebieten, dienen. Es handle sich dabei um selbständig operierende Flugzeuge, die manchmal auch als “fliegende Autos” oder Passagierdrohnen bezeichnet werden und ohne einen menschlichen Piloten auskommen sollen. Der erste fliegende Taxidienst soll im Jahr 2024 an den Start gehen. Ungeachtet möglicher regulatorischer Herausforderungen sollten CIOs nach Ansicht von Gartner abchecken, welche Probleme im Transportwesen – bei der Beförderung von Personen und Fracht – durch den Einsatz dieser Fahrzeuge gelöst werden könnten.

Die "dezentralisierte autonome Organisation":
Dezentrale autonome Organisationen (DAOs) stellen eine neue Art von Organisationsmodell dar, das sich auf dem Markt für IT-Dienstleistungen entwickelt. Gartner definiert eine DAO als eine digitale Einheit, die auf einer Blockchain läuft und ohne konventionelles menschliches Management in geschäftliche Interaktionen mit anderen DAOs, digitalen und menschlichen Agenten und Unternehmen treten kann. Zwar stecken DAOs nach Meinung von Gartner noch in den Kinderschuhen, sie hätten aber das Potenzial, viele derzeitige Normen der Technologiebranche stark zu verändern.

Kabelloses Laden von Elektrofahrzeugen:
Am sinnvollsten wird das kabellose Laden, sobald dieses verfügbar ist, für Flottenfahrzeuge wie Busse und Taxis sein. Diese Fahrzeuge können das dynamische Laden effektiv nutzen, um die Reichweite zu erhöhen und die Kosten zu senken. Der grösste Markt für das kabellose Aufladen von Fahrzeugen ergibt sich jedoch aus den privaten Haushalte, da die Besitzer von Elektrofahrzeugen den Komfort geniessen wollen, kein Kabel anschliessen zu müssen. Für die Zeit danach erwartet Gartner jedoch, dass private Wohnsiedlungen und Campus-Standorte die Installationen in Privathaushalten volumenmässig überholen werden.

Graphen ersetzt Silizium:
Laut Gartner besteht in den nächsten sieben bis zehn Jahren ein enormes Potenzial für kohlenstoffbasierte Feldeffekttransistoren (FETs), um Silizium in herkömmlichen Transistoren zu ersetzen, wenn diese ihre minimalen Größengrenzen erreichen. Ein Beispiel dafür sei Graphen. Dieses Material sei gerade einmal ein Atom dick und bestehe aus reinem Kohlenstoff, der in hexagonale Wabengitter strukturiert sei. Graphen hätten das Potential, die derzeitigen Siliziumbausteine zu verdrängen, vor allem in der drahtlosen Kommunikation, wo diese kohlenstoffbasierten FETs einen viel höheren Strom auf kleiner Fläche übertragen können. CIOs sollten die neuen Möglichkeiten, die Graphen-basierte Technologien bieten, in Betracht ziehen und beginnen, aufstrebende Anbieter zu identifizieren, streicht Gartner hervor.

CIOs und IT-Führungskräfte haben im Rahmen des "Gartner IT Symposium/Xpo 2022" die Möglichkeit, zu erfahren, wie sie Automatisierung und andere aufkommende Technologien nutzen können, um den Moment zu treffen und die Vision und die Ergebnisse zu liefern, die nötig sind, um ihre Organisationen auf die nächste Stufe zu heben. In Europa findet das Symposium vom 7. bis 10. November in Barcelona statt.