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Daniel Gsponer ist als CTO bei der Zürcher Firma Mespas für eine IT-Lösung verantwortlich, mit der von Zürich aus die Material- und Warenbewirtschaftung von auf den Weltmeeren kreuzenden Schiffen betrieben werden kann.

Die Zürcher Mespas knüpft an die Tradition Schweizer Firmen wie Sulzer an, die in der Hochseeschifffahrt seit jeher eine gewichtige Rolle spielten. Die im Jahr 2000 von ehemaligen Sulzer-Mitarbeitern gegründete Firma entwickelte eine Softwarelösung, mit der Reedereien die Planung und Ausführung ihrer Wartungsarbeiten sowie den Lagerbestand und das Bestellwesen der Ersatzteile bewirtschaften können. Als einziger Anbieter betreibt Mespas die Applikation zentral. Die Reedereien, Schiffe und Lieferanten greifen über einen Client darauf zu, ohne dass sie selber Daten oder Programme pflegen müssen. Mittlerweile wird die Lösung von 43 Reedereien mit über 450 Schiffen genutzt. «Mespas R5», wie die aktuelle Version des Softwaresystems heisst, wird aber auch anderen Industriebereichen angeboten. Die Uzwiler Bühler beispielsweise koordiniert damit die Planung und Wartung von 8000 Mühlenanlagen rund um die Welt. Daniel Gsponer, als CTO (Chief Technology Officer) bei Mespas für die IT-Lösung verantwortlich, erläutert im CIO-Talk die Hintergründe und strategischen Ziele der Plattform.

Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrer IT-Strategie?

Unser Ziel ist es, die Art und Weise, wie Betreiber von Industrieanlagen mit Lieferanten zusammenarbeiten, zu revolutionieren.

Wir betreiben einen zentralen Server, auf welchem die Anlagenbetreiber Informationen bezüglich Instandhaltung, Einkauf, Lager und das Bestellwesen eingeben und mit ausgewählten Lieferanten diese Information austauschen. Unsere Softwarelösung geht über ein reines SaaS-Modell (Software as a Service) hinaus, da wir nicht nur Softwarelösungen anbieten, sondern für unsere Kunden auch das Datenmanagement übernehmen.

Unsere Anwender sind vor allem Reedereien, aber auch Betreiber von Industrieanlagen im Bereich von Mühlen oder Stahl.

Wer ist bei Mespas in die strategische Planung involviert?

Die strategische Planung wird von unserem CIO koordiniert, welcher in enger Zusammenarbeit mit dem Verkauf und den Projektleitern die Kundenwünsche umsetzt. Es ist zentral, dass die Weiterentwicklung unserer Software den Kundenanforderungen entspricht. Die ausgearbeitete Spezifikation wird danach mit den Softwareentwicklern unseres externen ITPartners besprochen und umgesetzt.

Welche Projekte werden Sie in den nächsten zwölf Monaten beschäftigen?

Im Zentrum steht die Weiterentwicklung unserer Software Mespas R5. Seit vier Jahren verfolgen wir konsequent die zentrale Verwaltung der Software und bieten neben der Software weitere Servicedienstleistungen an. Mit diesem Konzept sind wir um ca. 40 Prozent günstiger als unsere Mitbewerber, und die Weiterentwicklung wird zentral aus der Schweiz aus verwaltet. Zudem können Daten einmalig aufbereitet werden. Dies ermöglicht ein rasches Aufsetzen neuer Anlagen, ein zentral verwaltetes E-Business und ermöglicht des weiteren eine enge Zusammenarbeit zwischen Lieferanten, Einkaufsgesellschaft und dem Betreiber der eigentlichen Anlage. Im Gegensatz zu unseren Mitbewerbern erlaubt unsere Lösung das globale Managen aller Anlagen respektive Flottenmanagement versus das Verwalten einzelner Anlagen oder Schiffe.

Welchen Teil der Aufgaben decken Sie mit internen Spezialisten ab, und wo sind Sie auf externe Unterstützung angewiesen?

Wir kennen den Markt, entwickeln die Ideen und betreiben die Server mit internem Personal. Für die eigentliche Entwicklung der Software arbeiten wir mit Softwareentwicklern des Unternehmens Ergon zusammen und erhalten daraus ein für uns bestmögliches Resultat.

Die Firma Ergon hat ein enormes IT-Wissen unter einem Dach vereint und der interne Austausch der verschiedenen Abteilungen hilft uns, immer auf dem Stand der Technik zu sein. In der Zukunft planen wir, einen gewissen Teil der Entwicklung bei uns intern abzuwickeln, möchten aber weiterhin die Zusammenarbeit mit Ergon aufrecht erhalten.

Welche IT-Trends verfolgen Sie respektive sind für Ihre Arbeit besonders wichtig?

In den Ansätzen verfolgen wir die IT-Trends SaaS und Cloud Computing, gehen aber einen Schritt weiter, da wir neben der Software auch das ganze Datenmanagement übernehmen und zentral verwalten. Der Fokus ist immer auf ein effizientes Verwalten der Software und der Daten gerichtet, damit unsere Kunden daraus einen überdurchschnittlichen Mehrwert generieren können.

Ein Beispiel: Ein Lieferant hat seine Produkte (z.B. Motoren) weltweit auf 1000 Anlagen installiert. Mit unserer Software geben die Anlagenbetreiber die Unterhaltsplanung zentral auf unsere Server ein. Nun weiss der Lieferant, wo – wann – was gemacht werden muss und kann so seine Servicedienstleistungen optimal planen. Mit diesem Modell profitieren Betreiber von Anlagen und Lieferanten gleichermassen von einer effizienteren Zusammenarbeit.

Wo sehen Sie Optimierungspotenzial in ihrer IT-Infrastruktur?

In der Zusammenfassung der verschiedenen existierenden Datenbanken für den Verkauf, in den Projektleitungen, der Administration mit Agenten, Bearbeitung des Kundensupports und der Rechnungsstellung sehen wir noch Potenziale. In dieser Hinsicht laufen interne Projekte.

Das ganze Reporting ist zur Zeit auch noch sehr manuell aufgebaut, und wir haben ein Projekt gestartet, dies mit Produkten der Firma Actuate zu automatisieren.

Was ist Ihr persönliches Lieblings-IT-Produkt?

Die Automatisierung von Reporten ist eine spannende Sache, da wir mit der zentralen Datenbank eine Unmenge an Daten sammeln, welche wir unseren Kunden nun aufbereitet zustellen können.

Auch die Weiterentwicklung unserer Software in Zusammenarbeit mit unseren Kunden und danach zu sehen, wie sie weltweit eingesetzt wird, ist eine spannende Sache.

Über Mespas

Das Zürcher Unternehmen Mespas bietet Software und Dienstleistungen für den Unterhalt und die Bewirtschaftung von komplexen technischen Anlagen an. Die Lösung Mespas R5 findet Anwendung in verschiedensten Industrien wie zum Beispiel Marine, Nahrungsmittelproduktion oder Stahlverarbeitung. Mespas ist in 10 Ländern vertreten und beschäftigt am Standort Zürich rund 20 Mitarbeitende.

Ähnlich wie beim Cloud Computing basiert die Lösung Mespas R5 auf einer Multi-Tenant-Architektur. Das heisst, die Mespas-Anwender teilen sich Hardware (Server) und Software-Komponenten (Mespas R5). Die zentrale Datenbank beinhaltet nicht nur generische Daten wie OEM-Manuals, sondern auch kundenspezifische und Anlagen-spezifische Daten bis auf die Stufe der einzelnen Ersatzteile. Da die Daten zentral gehostet werden, haben alle zugriffsberechtigten Personen (z.B. Crew auf den Schiffen wie auch der Flottenmanager an Land) nach jeder Synchronisation den selben Stand über ausgeführte Arbeiten und Bestellungen. Kunden erhalten dadurch einen aktuellen, umfassenden Überblick über ihre gesamten Anlagen wie beispielsweise Wartungsarbeiten, Einkauf von Ersatzteilen oder Qualitätsmanagement, müssen sich aber nicht mehr um IT-bezogene Aufgaben wie Server Hosting, Daten- und Systemsicherheit oder das Einführen von System-Updates kümmern.

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Daniel Gsponer