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In der Schweiz fehlt es an Fachkräften im Informatik- und Kommunikationsbereich (ICT). Der Berufsverband ICT-Berufsbildung Schweiz fordert deshalb gezielte Massnahmen, um das Interesse an Informatik bereits in der Volksschule zu wecken.

Ohne wirksame Gegenmassnahmen fehlten in der Schweiz bis 2020 rund 25'000 ICT-Fachkräfte, heisst es in einer vom Verband veröffentlichten Studie. Damit bestehe das Risiko, dass zunehmend ganze ICT-Dienstleistungszweige ans Ausland verloren gehen. Am grössten sei der Rekrutierungsbedarf im Bereich Software- Entwicklung. Gemäss der Studie stieg die Zahl der Beschäftigten im ICT-Bereich in der Schweiz seit 2009 um 3,5 Prozent auf 177'000. Rund ein Drittel sind im Kanton Zürich tätig. Eine von 15 Personen oder 6,8 Prozent der Erwerbstätigen sind ICT-Beschäftigte. Der Schweizer Durchschnitt liegt bei 4 Prozent.

Der hohe Zürcher Anteil führt der Berufsverband ICT-Berufsbildung darauf zurück, dass rund ein Viertel aller Schweizer ICT-Firmen und mehrere global bedeutende ICT-Konzerne ihren Sitz im Kanton Zürich haben. Zudem hätten die Zürcher Bildungsstätten einen guten Leistungsausweis als Forschungsinstitute und ICT-Ausbildner.

Mit 27,3 Milliarden Franken erziele die ICT-Wirtschaft in etwa die gleiche Wertschöpfung wie die Bauwirtschaft mit 28,3 Milliarden Franken, heisst es in der Studie. Die Wertschöpfung der chemischen Industrie (21,3 Milliarden) und des Maschinenbaus (11,7 Milliarden) sei deutlich tiefer. Überdurchschnittlich hoch sei auch die Produktivität in der Informations- und Kommunikationstechnologie-Branche. 4 Prozent der Erwerbstätigen erwirtschafteten einen Anteil von 5,2 Prozent des Bruttoinlandproduktes (BIP).

Frauenquote erhöhen

Die Verfasser der Studie gehen davon aus, dass bis ins Jahr 2020 die Wirtschaft und öffentliche Verwaltung einen Rekrutierungsbedarf von 72'500 qualifizierten ICT-Fachkräften haben. Weil derzeit viel zu wenig junge Leute eine Informatik-Ausbildung absolvierten, könne der Bedarf heute und vor allem auch in Zukunft nicht gedeckt werden. Eine Chance sei die tiefe Quote von 13 Prozent Frauen im Berufsfeld ICT, hält der Verband fest. Die Erhöhung des Frauenanteils auf 30 Prozent, wie es in andern Ländern üblich sei, könne den Mangel an Fachkräften mildern. Damit dies erreicht werden könne, müsse das «technokratische Image» der ICT aufgebrochen und die Informatik den jungen Frauen sympathisch und zugänglich gemacht werden.

Es müsse vermehrt sichtbar werden, dass die ICT-Branche gerade für Frauen ein attraktives Berufsumfeld darstelle. In zahlreichen ICT-Berufen seien kommunikative und kreative Fähigkeiten gefragt und die Berufe liessen sich gut mit Familienarbeit kombinieren. Das Interesse dafür müsse schon auf der Stufe Volksschule geweckt werden.

Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, müsse mittelfristig die Zahl der ICT-Ausbildungsplätze der beruflichen Grundausbildung von heute knapp 7000 auf 10'000 erhöht werden. Dies seien etwas mehr als 5 Lernende auf 100 ICT-Beschäftigte und entspreche etwa dem schweizerischen Mittel in den übrigen Berufen.