Mikroskopische Aufnahme der neuen innovativen ARC-Nadel (Foto: epfl.ch)

Über eine neuartige ARC-Nadel mit steuerbarer Spitze können Chirurgen ihre Ziele im menschlichen Körper künftig noch präziser ansteuern. Gleichzeitig reduziert sich laut den Entwicklern der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) und der Universität Strassburg das Risiko für die Patienten durch Verletzungen durch eine Nadel, die vom richtigen Weg abweicht. Die Nadel ist für den Einsatz in der bildgeführten Chirurgie vorgesehen, also minimalinvasiven OPS, bei denen der Chirurg mithilfe von Röntgenbildern den Weg der Nadel verfolgt.

Immer mehr chirurgische Eingriffe werden mit minimalinvasiven Techniken durchgeführt, die eine schnellere Genesung ermöglichen. Chirurgen machen einen nur wenige Zentimeter langen Schnitt und erreichen dann mit langen, dünnen Instrumenten und Nadeln das Zielgewebe. Aber selbst die geschicktesten Chirurgen müssen den Kurs der Nadel häufig korrigieren, im Extremfall sogar herausziehen und neu positionieren. Manchmal ist das Ziel schwer zu erreichen, weil es zum Beispiel hinter einem Organ versteckt ist. Die Nadel mit lenkbarer Spitze kann Hindernisse auf Knopfdruck umgehen.

"Heute gilt: Je steifer eine Nadel ist, desto präziser lässt sie sich steuern", sagt EPFL-Forscher Charles Baur. Diese Steifigkeit findet sich in der ARC-Nadel wieder. Doch sie ist mit einer Spitze gekoppelt, die Chirurgen nach Bedarf krümmen können. Das gesamte System ist mechanisch. "Unsere Nadel besteht aus zwei dünnen Röhrchen, einem äusseren und einem inneren", so Baur. Das äussere ist im Normalfall starr, das innere flexibel, sodass es sich gezielt bewegen kann. Diese Bewegung löst der Chirurg mit einem Knopf mechanisch aus. Dadurch wird ein Gelenk in Außenrohr gelockert, sodass die Spitze abknickt. Ist das Hindernis umschifft, schaltet der Chirurg wieder um, das Rohr versteift sich erneut.

"Die innovative Hightech-Nadel kann durch andere Instrumente ersetzt werden, die beispielsweise Elektrostimulation oder Biopsien (Gewebeentnahmen) ermöglichen, um nur einige Anwendungsbereiche zu nennen", ergänzt Baur. Das Technologietransferbüro SATT Connectus, das die Entwicklung unterstützt hat, sucht jetzt einen industriellen Partner für die Serienfertigung.