Verschwommen: Für Sehbehinderte sind U-Bahnhöfe wie Irrgärten (Foto: melle1228, pixabay.com)

Die neue Navigations-App "Commute Booster" von Forschern der New York University soll es Blinden und Sehbehinderten erleichtern, sich in U-Bahnhöfen zurechtzufinden. Heute eingesetzte Orientierungshilfen begleiten Menschen höchstens bis zum Eingang der Bahnhöfe. Im Gewirr der Gänge und Bahnsteige sind sie dagegen keine Hilfe mehr.

"U-Bahnhöfe können für Menschen, die sich nicht auf das Sehvermögen verlassen können, tückisch sein", sagt Forschungsleiter John-Ross Rizzo. Zu den Entwicklern der App gehören auch Berater der New Yorker Metropolitan Transit Authority, die das Metrosystem betreibt. "Die meisten GPS-fähigen Navi-Apps adressieren nur die 'ersten' und 'letzten' Kilometer und erfüllen daher nicht die Bedürfnisse blinder oder sehbehinderter Pendler. Commute Booster soll diese Lücke schliessen", so Rizzo.

U-Bahn-Wegweiser sind in der Regel grafisch oder textbasiert. Sehbehinderte können sie nur schlecht oder gar nicht erkennen, was ihre Fähigkeit einschränkt, sich in unbekannten Umgebungen selbstständig zu bewegen. Der Booster erfasst mit der Kamera eines Smartphones die Wegweiser, interpretiert diese und leitet den Benutzer so zu seinem Ziel, etwa zum Ausgang oder zum Bahnsteig, auf der seine Bahn einfährt.

Die Forscher haben die App an drei New Yorker U-Bahn-Stationen getestet - Jay Street-Metrotech, Dekalb Avenue und Canal Street. In 97 Prozent der Fälle leitete diese den Benutzer sicher ans Ziel. Das Commute-Booster-System basiert auf zwei Komponenten. Die erste, "General Transit Feed Specification" (GTFS), ist eine standardisierte Möglichkeit für öffentliche Verkehrsunternehmen, ihre Daten mit Entwicklern zu teilen. Die zweite ist die optische Zeichenerkennung (OCR). Das GTFS-Dataset enthält Beschreibungen für Standorte und Wege innerhalb jeder U-Bahn-Station.

Der Algorithmus von Commute Booster verwendet diese Informationen, um eine komplette Liste von Wegweisern in U-Bahn-Stationen zu erstellen, auf die Benutzer während ihrer beabsichtigten Reise stoßen werden. Die OCR-Funktion liest die Texte auf den Hinweisschildern vor, die dem Nutzer in seiner unmittelbaren Umgebung präsentiert werden, sodass er diesen folgen kann. Die Wegweiser, die für das Ziel des Benutzers irrelevant sind, spart der Booster aus.