Bild: Quibi-Logo

Die grossen Ambitionen des neuen Videodienstes Quibi sind in der Corona-Krise schnell zerschellt: Nach einem Monat kommt die App auf 1,3 Millionen aktive Nutzer und 3,5 Millionen Downloads insgesamt. Der ehemalige Chef des Disney-Studios, Jeffrey Katzenberg, hatte Quibi zusammen mit der früheren Ebay- und langjährigen HP-Chefin Meg Whitman auf die Beine gestellt und laut Medienberichten 1,8 Milliarden Dollar als Startkapital eingesammelt. Das Geld kam unter anderem von Hollywood-Studios und dem chinesischen Online-Riesen Alibaba. Die App ist zunächst nur in den USA verfügbar.

Das Konzept von Quibi sind kurze Videos mit einer Laufzeit von fünf bis zehn Minuten, die auf dem Smartphone angesehen werden sollen. Quibi gewann für die Eigenproduktionen bekannte Namen wie Jennifer Lopez, Steven Spielberg oder LeBron James. Katzenberg und Whitman hatten Hollywood mit der Hoffnung geködert, das richtige Format für das Video-Geschäft auf den Smartphones gefunden zu haben – und einen Gegenpol zur populären chinesischen App TikTok etablieren zu können.

Die Gründer waren so überzeugt von dem Konzept, dass sie gar keine Möglichkeit einplanten, die Videos auf den Fernseher zu übertragen. Das erwies sich als falsche Entscheidung für die Corona-Krise, in der die Menschen viel Zeit zuhause statt unterwegs verbringen. Die Funktion wird jetzt zunächst für Apples iPhones nachgeholt, Nutzer von Android-Handys müssten sich noch etwas länger gedulden, sagte Katzenberg in einem Interview.

Ebenso verpasste Quibi es, das Teilen von Links zu Videos oder Ausschnitten im Internet zuzulassen. Auch das solle jetzt nachgeholt werden. Nutzer behalfen sich bisher damit, dass sie Szenen – die dann zum Teil auch tatsächlich auf Interesse im Netz stiessen – mit einem anderen Smartphone vom Bildschirm abfilmten. Man entdecke Dinge, an die man nicht gedacht habe, räumte Katzenberg ein. Zugleich sei das Interesse an Nachrichten-Inhalten entgegen den Erwartungen gering.