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Nur 27 Prozent der Wissensarbeiter (knowledge workers) geben an, ein gesundes Verhältnis zu ihrer Arbeit zu haben; Indien verzeichnet dabei das gesündeste Verhältnis, Japan das ungesündeste Verhältnis. Dies ist eines der Ergebnisse des ersten HP Work Relationship Index, den er US-IT-Riese HP soeben vorgestellt hat. Dabei handelt es sich um eine Studie, die das Verhältnis von Arbeitnehmenden weltweit zur Arbeit untersucht. Die Studie, im Zuge derer mehr als 15‘600 Personen in zwölf Ländern aus verschiedenen Branchen befragt wurden, zeigt, dass das Verhältnis zur Arbeit aktuell auf einer Zerreissprobe steht – und die Auswirkungen allgegenwärtig sind.

Laut dem Index sind 83 Prozent der Wissensarbeiter bereit, weniger zu verdienen, um bei der Arbeit glücklicher zu sein. Führungskräfte wiederum geben an, dass emotionale Intelligenz wichtig sei – Mitarbeitende wiederum geben an, diese nicht ausreichend von Führungskräften zu erleben.

Wenn Arbeitnehmende mit ihrer Beziehung zur Arbeit unzufrieden sind, wirkt sich dies gemäss dem Index negativ auf das Geschäft aus. So geben rund 34 Prozent der unzufriedenen Mitarbeitenden an, weniger produktiv zu sein, 39 Prozent beklagen fehlendes Engagement am Arbeitsplatz und 38 Prozent der befragten Personen empfinden ein Gefühl der fehlenden Verbundenheit. Selbst, wenn die Mitarbeitenden die Beziehung zu ihrer Arbeit als neutral empfinden, erwägen mehr als 71 Prozent das Unternehmen zu verlassen. Wenn sie überhaupt nicht zufrieden sind, steigt diese Zahl auf 91 Prozent.

Sind ungesunde Beziehungen zur Arbeit feststellbar, so kann dies das Wohlbefinden der Arbeitnehmenden mental, emotional oder auch körperlich beeinträchtigen. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) jener Personen, die angeben, eine ungesunde Beziehung zu ihrer Arbeit zu haben, kämpfen demnach mit ihrem Selbstwertgefühl sowie ihrer mentalen Gesundheit und geben zudem an, wenig Selbstvertrauen zu empfinden. Diese Probleme wirken sich auch auf andere Aspekte ihres Lebens aus: 45 Prozent geben an, dass ihre persönlichen Beziehungen zu Freunden und Familie unter ihrer Unzufriedenheit leiden – und mehr als die Hälfte (59 Prozent) ist zu erschöpft, um persönlichen Leidenschaften und Hobbies nachzugehen. Weiters kann es die psychische und emotionale Gesundheit erschweren, das körperliche Wohlbefinden aufrechtzuerhalten. 62 Prozent der Arbeitnehmenden geben an, dass es ihnen schwerfällt, sich gesund zu ernähren, Sport zu treiben und ausreichend Schlaf zu bekommen.

Der Studie zufolge haben sich die Erwartungen der Arbeitnehmenden an die Arbeit erheblich verändert, insbesondere in den letzten zwei Jahren, wie fast 60 Prozent der Befragten angeben. Zudem meinen 57 Prozent der Befragten, dass ihre Erwartungen an die Art und Weise, wie sie am Arbeitsplatz behandelt werden, ebenfalls gestiegen sind.

Insgesamt liess HP für den Index mehr als 50 Faktoren untersuchen, die zu einer gesunden Beziehung zur Arbeit beitragen können und ermittelte sechs Kernfaktoren, die einerseits Schwerpunkte für Führungskräfte und andererseits den Index, der im Laufe der Zeit weiter erhoben wird, bilden.

  1. Fulfillment: Mitarbeitende sehnen sich nach Sinnhaftigkeit, Ermächtigung und echter Verbundenheit mit ihrer Arbeit, aber nur 29 Prozent der Wissensarbeiter erleben diese Aspekte derzeit durchgängig an ihrem Arbeitsplatz. Um den sich verändernden Erwartungen der Arbeitnehmenden gerecht zu werden, müssen Unternehmen der Zufriedenheit der Mitarbeitenden durch mehr Mitspracherecht und Mitbestimmung Priorität einräumen.

  2. Leadership: Neue Arbeitsformen erfordern neue Führungsstile, sagen 68 Prozent der Führungskräfte, doch nur einer von fünf Arbeitnehmenden hat das Gefühl, dass Führungskräfte ihren Führungsstil entsprechend weiterentwickelt haben. Emotionale Intelligenz und transparente, empathische Führung sind für die heutige Arbeitswelt essenziell.

  3. People-centricity: Nur 25 Prozent der Wissensarbeiter erhalten durchgängig den Respekt und die Wertschätzung, die sie ihrer Meinung nach verdienen. Noch weniger erleben die Befragten die Flexibilität, Autonomie und Work-Life-Balance, die sie sich wünschen. Um dem entgegenzuwirken, müssen Führungskräfte den Menschen an erster Stelle setzen und ihre Teams in den Mittelpunkt der Entscheidungsfindung stellen.

  4. Skills: Während 70 Prozent der Wissensarbeiter Wert auf viel Macht und technische Fähigkeiten legen, fühlen sich nur 31 Prozent durchwegs sicher, dass sie beides beherrschen. Sogenannte Best-Practice-Unternehmen haben die Möglichkeit, durch Investitionen in eine ganzheitliche Ausbildung und Unterstützung, einen entscheidenden Vorsprung bei der Kompetenzentwicklung und Mitarbeiterbindung zu erzielen.

  5. Tools: Die Arbeitnehmenden von heute wollen ein Mitspracherecht bei der Technologie und den Hilfsmitteln, die ihr Arbeitgeber bereitstellt – und sie wollen, dass diese Technologie integrativ ist. Die Zuversicht der Arbeitnehmenden, dass die Unternehmen die richtigen Tools zur Unterstützung hybrider Arbeitsformen einsetzen werden, ist jedoch mit nur 25 Prozent gering. Das Technologieportfolio ist nicht mehr nur ein Hilfsmittel, sondern entwickelt sich zu einem wichtigen Faktor für die Verbundenheit, die Befähigung und für das Engagement der Mitarbeitenden.

  6. Workspace: Wissensarbeiter wollen eine nahtlose Erfahrung, wenn sie zwischen den Arbeitsorten wechseln und die Wahl haben, wo sie jeden Tag arbeiten. Effektive hybride Arbeitsbereiche, einfache Übergänge, Flexibilität und Autonomie werden entscheidend sein, um das Vertrauen der Mitarbeitenden zu stärken und eine positive Arbeitsatmosphäre zu schaffen.

Fast drei von vier Führungskräften geben an, dass emotional intelligente Führung der einzige Weg ist, wie eine Führungskraft in Zukunft erfolgreich sein könne. Bezeichnenderweise ergab die Studie, dass emotionale Intelligenz – und mehr Vertrauen und Handlungsfähigkeit – auch bei den Arbeitnehmenden einen hohen Stellenwert haben: So geben 83 Prozent der Befragten an, dass sie bereit wären, weniger Geld zu verdienen, wenn sie einen Arbeitgeber finden, der diese Faktoren schätzt. Wissensarbeiter würden eine Gehaltskürzung von 11 Prozent in Kauf nehmen, um an einem Ort zuarbeiten, an dem eine einfühlsame, emotional intelligente Führung herrscht und das Engagement sowie die Zufriedenheit der Mitarbeitenden überdurchschnittlich hoch sind. Dieselbe Gruppe würde auf 13 Prozent ihres Gehalts verzichten, um in einem Unternehmen zu arbeiten, das es ihnen ermöglichte, zu arbeiten, wo und wann sie wollen.

Studien-Methoduk:
HP gab eine von Edelman Data & Intelligence (DxI) verwaltete Online-Umfrage in Auftrag, die zwischen dem 9. Juni und 10.Juli 2023 in zwölf Ländern durchgeführt wurde: USA, Frankreich, Indien, Grossbritannien, Deutschland, Spanien, Australien, Japan, Mexiko, Brasilien, Kanada und Indonesien. HP befragte insgesamt 15’624 Personen – 12’012 Wissensarbeiter (~1’000 in jedem Markt), 2’408 IT-Entscheidungsträger (~200 in jedem Markt) und 1’204 Führungskräfte (~100 in jedem Markt).