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Der Universal Media Player schickt sich an, dem bekanntesten aller freien Medienspieler, VideoLAN Client (VLC), den Rang streitig zu machen. Dabei hält der Spieler mit dem Platzhirschen gut mit und zeigt an manchen Stellen, wie man es besser machen kann. Dem gegenüber stehen jedoch ein geringerer Umfang an Features und Kinderkrankheiten. p

Der UMPlayer ist eine Abspaltung des SMPlayer, ihm liegt die freie MPlayer-Engine zugrunde. Die Installation der Open-Source-Software gestaltet sich einfach. Auf der Website kann das jeweilige Setup-Paket heruntergeladen werden. Im Falle der getesteten Windows-Version ist dieses nur rund 150 Kilobytes gross und lädt alle weiteren Daten nach Ermittlung der Systemkonfiguration nach. Das Programm lässt sich im Verlauf der Installation als Standard-Abspielprogramm für unzählige Dateiformate einrichten. Im Gegensatz zum VLC gibt es noch keine Browserplugins.

Einmal gestartet, bietet der UMPlayer ein schickes Interface, das ein wenig an den Quicktime-Player erinnert. In Sachen Usability ist dieses der Standard-Menüoberfläche des VLC klar überlegen. Dazu sind von Anfang an noch ein paar weitere Skins im Programm, sofern man diese bei der Installation nicht abwählt. Der VideoLAN-Client spart an dieser Stelle und liefert nur eine zusätzliche Oberfläche mit. Ähnlich wie der VLC wirbt auch der UMPlayer damit, ohne der zusätzlichen Installation von Codecs auszukommen. Und in der Tat bringt er eine Reihe selbiger mit, so dass es kaum Audio- oder Videodateiformate geben dürfte, mit denen das Programm nicht umgehen kann.

Getestet wurde eine Reihe gängiger Dateitypen. Beim Abspielen des Windows-Media-Videos schien der UMPlayer bei Szenenwechseln und nach Zeitsprüngen weniger Bildartefakte zu produzieren als der VLC, bei einem MOV-File in Full-HD-Qualität gerieten beide Programme nach einem Vor- oder Rücksprung etwas ins Stocken. Insgesamt kann die Abspielqualität und -performance als gleichwertig betrachtet werden. Das gilt auch für die verwendeten Audiodateien, jedoch lädt der UMPlayer keine Albencover und verzichtet auf Visualisierungen.

Während das Abspielen von Dateien auf virtuellen Laufwerken unproblematisch war, zeigte der UMPlayer deutliche Lücken in der DVD-Wiedergabe. Das Programm spielt nach Auswahl des Mediums automatisch den nächstverfügbaren Film ab, was aber nicht reibungslos funktioniert. Die Unterstützung von DVD-Menüs ist erst experimentell eingebunden, was nach Zuschaltung der Funktion deutlich merkbar ist: Der Hintergrundsound hängt sich auf, angeklickte Menüpunkte reagieren meist nicht. Letztlich ist man gezwungen, im Verzeichnisbaum der DVD die richtige Datei selbst zu finden.

Die VLC-Alternative bringt zwei Alleinstellungsmerkmale mit: Eine Shoutcast-Radiosuche als auch eine Suchfunktion für Youtube. Erstere funktioniert hervorragend, Webradios lassen sich einfach finden und hören. Auch das Durchsuchen der weltgrössten Videoplattform klappt, will man jedoch ein gefundenes Video im UMPlayer wiedergeben, so hängt sich das Programm auf. Der Fehler konnte auf zwei weiteren Systemen reproduziert werden. Bemerkenswert ist dafür die Möglichkeit, nach dem Neustart des Players ein Video vom letzten Abspielzeitpunkt weiterzusehen. Das klappt auch nach Abstürzen der Software.

In Sachen Einstellungsmöglichkeiten ist der UMPlayer seinem Konkurrenten noch klar unterlegen. Wo VLC etwa die Verzögerung von Audio- und Untertitelspur ermöglicht, kann man beim UMPlayer ausschliesslich den Ton anpassen, um ein asynchron laufendes Video auf diese Weise zu sehen. Eine Recordingfunktion fehlt völlig, das Youtube-Aufnahmefeature lädt "lediglich" das jeweilige Video als FLV oder MP4 herunter. Positiv sticht der "Extrastereo"-Modus hervor, der bei der Wiedergabe auf 2.0- und 2.1-Systemen für mehr Räumlichkeit sorgen soll. Dies funktioniert prinzipiell gut, bei lauten Tiefen produziert der Filter aber ein deutliches Krachen. Auch wenn es hier und da sonst auch kleinere Unterschiede in der Vielfalt der Optionen gibt, bleibt der VLC das mächtigere Programm.

Ressourcenschonend

In Sachen Performance hat der Herausforderer die Nase vorn. Zwar belegt er nach einigen Film-Minuten in Full-HD mehr Arbeitsspeicher (UMPlayer: 175-190 MB, VLC: ca. 130 MB), die Gesamtauslastung bleibt aber deutlich geringer. Verausgabt sich das System für den VLC mit bis zu 80 Prozent aller Ressourcen, so pendelt der UMPlayer stabil bei etwa 55 Prozent (jeweils inklsuive Skype und Firefox im Hintergrund). Auf aktuellen Rechnern dürfte diese Divergenz in der Praxis wahrscheinlich kaum auffallen, auf Netbooks, Low-Budget-Laptops und älteren Rechnern kann dies aber sehr wohl den Unterschied zwischen flüssiger und stockender Videowiedergabe ausmachen.

Fazit

Dem Universal Media Player merkt man seine Unfertigkeit noch an einigen Ecken an, wenngleich er sicherlich schon geeignet für den Alltagsbetrieb ist. Wer einfach nur Filme und Musik wiedergeben will, ist sowohl mit dem UMPlayer als auchmit dem VLC gut bedient. Auf schwachbrüstigen Systemen kann sich die Entscheidung für die VideoLAN-Alternative rentieren. Als grösste Mankos erweisen sich die fehlerhafte Youtube-Integration und insbesondere die Probleme im DVD-Playback. Insgesamt ist der VLC das ausgereiftere und umfangreichere Programm.

Angaben zum Test
System: Athlon X2 6000+, 4 GB DDR2-RAM, GeForce 8800 GTX, Win7 x64 Ultimate. Dateiformate: MKV, MP4/MOV, WMV, AVI (XviD/AC3) bzw. FLAC, MP3 (256 k/bit), WAV (CD-Qualität). Messtool Systemauslastung/Speicherverbrauch: Process Explorer 15.03. Programmversionen: VLC 1.1.11, UMPlayer 0.98