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Der Microblogging-Dienst Twitter wird in etwa einem Monat mit dem Schalten von ungebetenen Anzeigen beginnen. Dies sorgt bei Fans für Aufsehen, da Twitter bisher versucht hatte, möglichst werbefrei zu bleiben. Erst im Juli wurde eingeführt, dass Anwender Werbung von jenen Firmen erhalten, denen sie folgen.

Nun geht das Unternehmen einen Schritt weiter und erlaubt Werbung generell. Eine seit langem schwelende Diskussion von Usern über die Monetarisierung von Twitter zeigt kritische Spam-Rufe ebenso wie Verständnis für die laufenden Kosten der Unternehmer. Dem pflichtet auch Microblogging-Experte Günter Exel bei: "Das wird seit langem diskutiert. Die Erfahrungen in den USA zeigen, dass Werbung auf Twitter durchaus positiv aufgenommen wird. Inserate sind auf dem Stream präsent, diese Darstellung ist nicht störend. Es gibt sogar besonders hohe Reaktionswerte auf Twitter-Werbung." Twitter hat gelernt und wird diese Erkenntnisse auch im deutschen Sprachraum anwenden.

Wirkliche Kritik kommt aber auf, weil Twitter kein Opt-Out-Modell anbietet. Die Plattform galt bisher als äusserst vorsichtig hinsichtlich Werbung. Daher wird die Hoffnung laut, dass der Social-Media-Dienst es auch diesmal nicht übertreibt. Exel: "Ein Opt-Out wäre eine Hürde, weil es die Auseinandersetzung mit dem System Twitter voraussetzt. Es wird aber sicher adaptiert, sollte das derzeitige Modell wider Erwarten nicht angenommen werden."

Verzichten auf das praktische Tool ist für viele undenkbar. Das zeigt sich auch bei den wichtigsten Indikatoren des Unternehmens: Twitter-CEO Dick Costollo stellte am Donnerstag den neuesten Benchmark vor. Die wichtigste Botschaft: Twitter hat jetzt 100 Mio. aktive User. Täglich sollen 50 Mio. User die Seite besuchen und dort 230 Mio. Messages hinterlassen. Damit hat sich Twitters Reichweite seit Jahresbeginn mehr als verdoppelt.

Dennoch wird ein Börsengang noch hinausgezögert: Man habe gerade 400 Mio. Dollar lukriert, so Costollo. Das wird Twitter erlauben "ohne den Druck der Wall Street" weiter zu wachsen. Twitter verdient sein Geld durch gesponserte Nachrichten und Daten-Lizensierungen. Die Zielvorgabe ist, Twitter auf zwei Mrd. Computer zu bringen, so CEO Costollo.