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Der Erfolg sozialer Netzwerke wird gemeinhin an der Zahl ihrer Nutzer gemessen. Das macht Sinn, da die meisten von ihnen ihr Geld mit dem Verkauf von Userdaten verdienen. Eine grosse Zahl von Kunden kann aber auch Probleme mit sich bringen, wie Mashable.com berichtet.

Durch zu viele Bittsteller und die enormen Mengen an Information kann beispielsweise der ursprüngliche Nutzen eines Netzwerks verloren gehen. Ausserdem sind wirklich wichtige Nachrichten zunehmend schwierig zu finden. Einige neue Start-ups versuchen deshalb ihr Geld mit Qualität statt Quantität zu verdienen. "Soziale Netzwerke brauchen eine klare Ausrichtung auf eine abgegrenzte Community, die gemeinsame Werte oder Interessen teilt, um eine gewisse Grösse zu erreichen. Lediglich für Facebook gilt diese Regel nicht. Neben dem Marktführer kann momentan kein anderes General-Interest-Netzwerk bestehen, wie Google+ veranschaulicht", sagt Stefan Schär von Social Media Schweiz.

Drohende Reizüberflutung

Doch selbst für das übermächtige Facebook birgt die grosse Nutzerzahl Gefahren. Zu Beginn konnten Nutzer eine Hand voll Beziehungen aus dem realen Leben online verwalten. Mit zunehmendem Wachstum vergrösserten sich aber auch die durchschnittlichen Freundeskreise. Zusätzlich kamen nach und nach Nachrichtenportale und Unternehmen hinzu, die den Informationsstrom noch weiter anschwellen liessen. Heute hat jeder Facebook-Nutzer im Schnitt 229 Kontakte. Viele Facebook-Klienten haben deshalb begonnen, ihre Kontaktlisten zu stutzen, um der Flut Herr zu werden, wie eine Studie beweist.

"Facebook wird aus heutiger Sicht weiterwachsen. Nutzer können über die Einstellungen sehr wohl regeln, welche Informationen sie erreichen. Facebook wird weiterhin alles daran setzen, ein vollständiger Internet-Ersatz zu werden. Solange sich alles dort abspielt, gibt es keine Alternative", befindet Schär. Trotzdem erfreuen sich spezialisierte soziale Netzwerke grosser Beliebtheit. Die Einschränkungen sind mannigfaltig. Manche Angebote können nur auf Einladung genutzt werden, andere erfüllen lediglich eingeschränkte Funktionen und eine dritte Gruppe selektiert nach dem Aufenthaltsort.

Keine Zersplitterung

Sofern die Zielgruppe gross genug ist, können auch Nischeninteressen ein erfolgreiches Netzwerk tragen. "MyFCB, das Netzwerk für Bayern-München-Fans, hat meiner Meinung nach grosse Chancen. Solche Angebote können erfolgreich Nischen besetzen. Dass Facebook in Gefahr ist, glaube ich aber nicht. Vier bis fünf spezialisierte Netzwerke bedeuten grossen Aufwand. Neben Facebook kann vielleicht noch ein Nischen-Netz bestehen. Es ist aber möglich, dass sich die Situation in fünf Jahren komplett anders präsentiert", erklärt Schär.

Für Netzwerke, die auf Exklusivität setzen, besteht jedoch die Gefahr, in der Facebook-Falle zu landen. Immerhin hat der Marktführer selbst als exklusiver Club für Elite-Uni-Studenten begonnen. Für die heutigen Nischen-Produkte wäre eine ähnliche Entwicklung fatal, da Facebook außerhalb der abgegrenzten Ökosysteme momentan zu mächtig ist. Exklusive Clubs können somit durchaus Zugkraft entwickeln.

Ein erfolgreiches Netzwerk, das den Zugang streng kontrolliert, könnte vermutlich sogar Eintritt kassieren. "Mit entsprechenden Inhalten, Publikum und Attributen ist das durchaus denkbar. Umsonst sind ja auch Gratis-Netze nicht", so Schär. Eine Zersplitterung der Internet-Gemeinde entlang von sozialen, politischen oder geschmacklichen Bruchstellen ist unwahrscheinlich. "Der bequemste Weg setzt sich durch."

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