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"Die kürzlichen Ankündigungen von Preiserhöhungen und einem 180-Grad-Strategie-Wechsel in Richtung Cloud-Only-Lösungen kommen bei den Kunden ähnlich schlecht an, wie im Jahre 2008 die Geschichte mit den Wartungsmodellen. Damals war es ein einseitiger Beschluss von SAP, die Wartung auf ein teures Modell zu reduzieren - zusammen mit der Ankündigung einer 30-prozentigen Preiserhöhung. Diesmal kommt es aber noch schlimmer," schreiben Peter Hartmann und Remo Schneider von der IG SAP CH in einer Stellungnahme zu den SAP-Announcements.

Die SAP bestimme: "Die Zukunft ist RISE with SAP und Grow with SAP". Damit schneide SAP den on-Prem-Kunden den Innovations-Nerv ab und lasse sie im Regen stehen, so die beiden. Diese Kunden müssten mittel- bis langfristig auf strategisch wichtige Innovationen verzichten. Dies sei ein herber Schlag ins Gesicht für alle on-Prem-Kunden und auch für alle "SAP-Hoster". Der Zwang in die Cloud-Lösungen sei notabene mit markanten Preiserhöhungen verbunden. Und auch die Abhängigkeiten von SAP würden enorm steigen. Und sie zitieren einen SAP-Kunden: "Wir haben eben mit hohen Kosten unser SAP auf S/4 umgestellt und nun das. Wie sollen wir gegenüber unserem Management argumentieren, dass in absehbarer Zeit nochmals neue Migrationskosten auf uns zukommen?"

Gemäss Hartmann und Schneider gibt es viel Aufklärungsbedarf, da konkrete Begründungen, Konsequenzen und somit Transparenz für die Kunden fehlten. Eins sei klar. SAP wolle grösstmöglichen Profit erzielen. Aber wie könne der Kunde profitieren?

Hartmann und Schneider: "Unsere bisherigen Anfragen an SAP sind im Sande verlaufen. Dabei wäre gerade jetzt aktive Kommunikation gefordert. Bereits im Mai 2023 haben wir mit den Ergebnissen aus unserer SAP-Kundenumfrage alle kritischen Themen und Erwartungen der SAP-Kunden an SAP adressiert. Leider bleibt das Feedback von SAP bis heute offen. Dabei versprach ein SAP-Vertreter im letzten IG-SAP-Meeting noch, dass Kundenfeedbacks für SAP sehr wichtig seien und sehr ernst genommen werden. Sind das alles nur Floskeln, um die Kunden kurzfristig zu beruhigen? Liebe SAP, wo ist nur die vielgesagte Kundenorientierung geblieben?"

Laut Mitteilung gebe es einen regelmässigen Austausch und Dialog zwischen der IG SAP und der deutschsprachigen Anwendergruppe (DSAG-CH). Die beiden Organisationen würden die gleiche Linie vertreten und sich in verschiedenen Themen ergänzen, immer den Bedürfnissen der SAP-Kunden folgend.

Hartmann und Schneider: "Wir in der IG SAP sind aufgrund des aktuellen Wissenstands der Meinung, dass SAP mit diesen einseitigen Ankündigungen zu weit geht und klar seine Marktmacht missbraucht. Das könnte Konsequenzen haben, da in der Schweiz gemäss Umfrage im Mai 2023 immer noch die grosse Mehrheit (>90 Prozent) der SAP-Kunden mit on-Prem oder mit gehosteten Umgebungen via Hyperscaler unterwegs sind. Diese zahlen seit vielen Jahren jährlich eine hohe Gebühr für die Wartung und Weiterentwicklung ihrer SAP-Systeme. Da kann es doch nicht sein, dass ein Kunde gezwungen wird, seine gut funktionierende Umgebung mit hohen Mehrkosten in die Cloud zu transferieren."

SAP-Kunden wollten konkrete Antworten, die verständlich machten, welche Konsequenzen die SAP-Entscheide auf die firmenspezifischen SAP-Strategien haben, so die beiden IGler. Und weiter: "Wir wissen, dass einige Kunden bereits SAP-Projekte auf Eis gelegt haben. Ein Zitat eines Kunden: 'Cloud-Verträge mit der +3,3-Prozent-Klausel werden wir nicht unterschreiben. Es kann auch nicht sein, dass ein erst kürzlich gekauftes Produkt für die Cloud-Lösung eine neue Produkt-Nummer bekommt und wir diese bereits bezahlte Funktionalität nochmals teurer zukaufen müssen'. Wo bleibt der Nutzen für die Kunden? Diese können gut rechnen und stellen leider mehrheitlich fest, dass es mit den Cloud-Lösungen meist deutlich teurer wird und vor allem SAP profitiert. Bestandskunden werden vor den Kopf gestossen und das Vertrauen in SAP wird weiter abnehmen! Wir lassen uns nicht vertrösten und bleiben dran!", halten Hartmann und Schneider abschliessend fest.

Die IG SAP CH wurde 2008 gegründet und besteht aktuell aus 131 Firmenmitgliedern mit 250 registrierten Teilnehmenden. Die vereinigte SAP-Lizenzsumme beträgt 650 Millionen Schweizer Franken (davon SAP-Wartungskosten ca. 130 Mio. Franken p.a.).