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Mit der Android-basierten Ouya wollen deren Macher die Konsolen-Welt auf den Kopf stellen. Das Interesse ist sichtlich gross: Das Kickstarter-Projekt zur Finanzierung hat am Donnerstag mit über 63.000 Unterstützern und insgesamt knapp 8,6 Mio. Dollar geschlossen und ist damit das bis dato zweiterfolgreichste Crowdfunding-Projekt überhaupt.

"Wir sind dankbar für diese überströmende Unterstützung. Das sind Menschen, die unser Konzept frühzeitig angenommen haben und daran glauben", meint Ouya-CEO Julie Uhrman. Die Idee ist, die Vorteile zweier Welten zu verbinden - die im Vergleich zu anderen Konsolen grosse Offenheit von Android und den Fernseher als Spielwiese. Offenkundig kommt dieser Zugang nicht nur beim finanzierungswilligen Publikum an: Während des Kickstarter-Projekts konnte Ouya bereits einige Partner präsentieren, von Streaming-Angeboten bis hin zum grossen Games-Publisher Square Enix, der den Rollenspielklassiker "Final Fantasy III" erstmals in westlichen Märkten veröffentlichen wird. Für Gamer schön: Dem Konzept nach sollte hier wie bei allen Spielen zumindest ein Antesten kostenlos möglich sein.

Eine Konsole für alle

Die Kickstarter-Kampagne selbst wirkte zwar eher auf Nostalgiker zugeschnitten, die von ihrer Gaming-Jugend mit klassischen Konsolen wie dem NES aufgewachsen sind, denn auf heutige Core Gamer. "Ich denke, Gamer passen nicht mehr in Schubladen", betont allerdings Uhrmann. "Wir glauben, dass Jeder, der Spiele liebt, wohl das Spielen auf TV bevorzugt - die Action auf dem grossen Bildschirm mitverfolgen, grossartige HD-Grafik, ohrenbetäubender Sound." Ein derartiges Spielerlebnis könne ein kleines Smartphone-Display nicht bieten - deshalb soll Ouya ja auch Android-Entwickler zurück zu Games für den TV-Bildschirm locken, bei dem Ansicht und Interface nicht überlagert sein müssen.

Fraglich scheint auch, ob die Ouya-Hardware mit Nvidias Tegra 3 als Herzstück ganz mit dem mithalten kann, was die nächste Generation der grossen Sony- und Microsoft-Konsolen leisten werden. "Tegra 3 ist reichlich stark, um grossartige Spiele laufen zu lassen - 3D-Grafik, Shooter, was man will", ist die Ouya-Chefin überzeugt. Sie erwartet, dass die Konsole schnell ein breites Spektrum hochkreativer Spiele bieten kann, da sie für ein breites Entwicklerpublikum zugänglich ist - immerhin sind keine speziellen Developer-Konsolen oder SDKs erforderlich. Dass die Ouya nur 99 Dollar kostet, ist zudem nicht nur für Kunden, sondern auch für kleine Studios mit begrenztem Budget von Vorteil.

Gute Content Aussichten

Die Kickstarter-Unterstützer sollen ihre Ouya im März 2013 erhalten. Dann wird sich die Android-Konsole auch auf dem Massenmarkt bewähren müssen, wofür ein gutes Angebot an Inhalten sicher noch wichtiger sein wird als bei den enthusiastischen Early Adoptern. Die Vorzeichen stehen gut, haben doch bereits namhafte Entwickler ihr Interesse bekundet. Das schwedische Studio Mojang beispielsweise hat angekündigt, seinen Sandbox-Hit "Minecraft" umsetzten zu wollen.

Auch Video- und Musikdienste haben bereits eine Zusammenarbeit mit Ouya angekündigt, prinzipiell sollte die Ouya mit diversen für Android gemachten Spielen klarkommen. Dazu kommt der Deal mit Square Enix. "Final Fantasy III" ist freilich eher ein Prestigerfolg, immerhin ist das Original über 20 Jahre alt, die Erfolgsreihe mittlerweile bei Teil 14 angelangt. "Vergessen Sie nicht, dass das nur das erste Spiel für die Ouya ist, das aus dieser Partnerschaft hervorgeht. Wir haben noch mehr auf Lager", meint Uhrmann - was genau, bleibt abzuwarten.