War Facebook jahrelang der junge, agile Herausforderer im Hinblick auf soziale Netzwerke, ist man mittlerweile längst zum absoluten Marktdominator geworden. Eine Position, die es allerdings zunehmend gegen neuen Services zu verteidigen gilt, vor allem Google wirft derzeit seine ganze Macht hinter sein eigenes Netzwerk namens Google+ - und zwingt so auch Facebook zu reagieren.

Kernstück der aktuellen Neuerungen bei Facebook ist die neue Timeline und damit der "Open Graph", und genau dieser sorgt nun einmal mehr für Diskussionen. So formuliert Molly Wood von CNET unmissverständlich: "Der Open-Graph-Ansatz zerstört das Sharing bei Facebook vollkommen". Statt relevanten Inhalten werden die NutzerInnen bereits jetzt - also noch in der Testphase, wo die neue Timeline für den Großteil noch gar nicht aktiviert ist, mit Informationen geradezu zugespammt.

Die "Schuld" daran trage, dass mit dem Open Graph die "Möglichkeit" einhergeht, einzelne Apps zu autorisieren, um wirklich jeden besuchten Link einer Seite automatisch zu sharen. Entsprechende Apps gibt es etwa bereits für den britischen "Guardian" oder den "Social Reader" der Washington Post. Für deren Verbreitung sucht, dass alle NutzerInnen, die auf einen solchen Link klicken als Zwischenschritt gleich die Installation der App angeboten bekommen.

Was das Sharen eigentlich einfacher machen soll, führe in Wirklichkeit zur vollständigen Beliebigkeit, einem "Oversharing", in dem die wirklich relevanten Informationen untergehen, so Wood. Die Status-Nachrichten vom Musik-Service Spotify seien längst das neue "Farmville" geworden. Facebooks neuer Ansatz belege nur, dass das "Teilen" von Informationen gar nicht automatisch sein soll, sondern gezielt und mit einer dahinter stehenden Überlegung, um tatsächlich Interessantes zu Tage zu fördern. Zudem würde man nach und nach dazu verleitet immer mehr solcher "Apps" zu autorisieren, und so ein stetig vollständiger werdendes Profil der eigenen Online-Aktivitäten preisgeben.

Auch wenn es zumindest für das Zuspammen der Timeline natürlich technische Lösung gibt - so werden die besuchten Links der eigenen Kontakte schon jetzt zusammengefasst in einem eigenen Beitrag dargestellt - ändere das nichts daran, dass Facebook in seinem Bestreben "reibungsloses Teilen" einzuführen in Wirklichkeit "Reibung" verursache. Und zwar eine, die dazu geeignet ist, zahlreiche NutzerInnen von dem Service zu vertreiben - und sich nach Alternativen umzusehen.