Stephen Elop hat sich seine ersten Monate als CEO des traditionsreichen Telekomhersteller Nokia wohl etwas anders vorgestellt. Mit einem scharfen Strategiewechsel - weg von den Eigenentwicklungen Symbian und MeeGo hin zu Microsofts Windows Phone 7 - sollte eigentlich neuer Schwung in das Unternehmen kamen. Doch die Realität sieht anders aus: Statt Begeisterung setzte es zum Teil harsche Kritik, dass gleich am Tag der Verkündigung tausende Mitarbeiter des Unternehmens in Protest auf die Straße gingen, kann dabei durchaus als symptomatisch wahrgenommen werden.

Besonders unerfreulich für Elop aber, dass sich die Situation auch Monate später noch nicht beruhigt hat, das Unternehmen stolpert derzeit in eine immer tiefere Krise, konstatiert denn auch das Wall Street Journal in einem aktuellen Kommentar. Allein in den letzten Tagen musste man zusehen, wie zuerst das Kreditrating der eigenen Firma herabgesetzt wurde, und dann auch noch der bisherige Technikchef seinen Abschied bekannt gab. Dass Rich Greene aus Unzufriedenheit mit der neuen Strategie, und vor allem der marginalen Rolle, die künftig MeeGo in dieser einnehmen soll, gegangen ist, ist in der Branche kein großes Geheimnis.

Dazu kommt, dass die Verkaufsgerüchte rund um Nokia nicht und nicht enden wollen. Hatte es zunächst geheißen, dass Microsoft an eine Übernahme denke - was ohnehin von einem bedeutenden Teil der MarktbeobachterInnen als langfristige Perspektive prognostiziert wurde - ist zuletzt auch noch der Name Samsung ins Spiel gebracht worden. Dass Elop diese Gerüchte mittlerweile offiziell dementiert hat, wird die Spekulationen kaum beruhigen. Zynische BeobachterInnen könnten gerade aus diesem Dementi schließen, dass an der Geschichte etwas dran ist, bemerkt das WSJ. Die übliche Umgangsweise mit solchen Berichten ist sie einfach zu ignorieren, dass Elop von dieser Regel abgeht, zeigt alleine schon, wie prekär die Situation mittlerweile ist.

Zwischen all dem versucht der Nokia-CEO weiterhin seine Message anzubringen, und die heißt derzeit vor allem "Durchhalten". Immer wieder verweist Elop darauf, dass das erste Nokia-Smartphone mit Windows Phone 7 noch in diesem Jahr erscheinen wird, und sucht so die Zweifler zu besänftigen. Zeitgleich darf natürlich auch die eine oder andere schnippische Aussage über den Mitbewerb nicht fehlen. So verblüffte Elop nun beim Londoner Open Mobile Summit mit der Feststellung "Apple hat Android erschaffen".

Freilich meint Elop diese Bemerkung nicht wörtlich, viel mehr zeigt er sich davon überzeugt, dass Android ohne Apple so nicht existieren würde, der iPhone-Hersteller habe "die Umgebung geschaffen, die Android ermöglicht habe". Doch selbst wenn man dieser Einschätzung zustimmt, bleibt eine Frage offen: Wo kommt in dieser Gleichung Windows Phone 7 vor?