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Die Online-Ausgabe vom "New Yorker" hat eine Whistleblower-Plattform gestartet, die es Informanten ermöglichen soll, auf anonyme und sichere Art und Weise Tipps und Leaks einzureichen. Entwickelt wurde die Plattform vom verstorbenen Online-Aktivisten Aaron Swartz auf Anfrage von Wired-Autor Kevin Poulsen.

Poulsen beschreibt in einem Gastartikel auf der Website des Mediums, wie es zur Entwicklung von Strongbox kam. Der Wired-Autor hat Aaron Swartz bereits lange vor dessen Verfolgung durch die US-Behörden gekannt. Swartz und Poulsen versuchten ein System zu finden, dass für Journalisten und Tippgeber gleichermaßen sicher ist.

Trotz des Abhörens von Telefongesprächen – wie der Abhörskandal bei Associated Press zeigt - und dem Überwachen von E-Mails hätte die Medienwelt nur sehr wenig in den letzten Jahren getan, um die Sicherheit von Informanten zu erhöhen, so Poulsen. Durch die Entwicklung von Tor2Web, an dem Aaron Swartz maßgeblich beteiligt war, tat sich laut Autor ein Licht am Ende des Tunnels auf: Ein sicheres Tippgeber-Tool mit offenem Code. Genau danach hatte Poulsen gesucht.

Kurz vor der Implementierung des Systems auf den Servern von Condé Nast, dem Mutterkonzern von Wired und New Yorker, scheiterte es aber aufgrund von rechtlichen Fragen seitens Geschäftsführung und Rechtsabteilung. Die beiden arbeiteten dennoch weiter und erweiterten das System, schlossen aber komplizierte Features wieder aus.

Der Sicherheitsexperte James Dolan wurde auf das Projekt aufmerksam und verabredete drei Experten mit Aaron Swartz, um sich die Architektur erklären zu lassen. Diese Experten sollten sicherstellen, dass das System auch wirklich sicher ist und nicht von außen manipuliert werden kann. Was folgte, war eine Abhandlung Dolans und eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für Unternehmen, die das System einsetzen wollen.

Im Dezember 2012, einen Monat vor Aaron Swartz' Tod, wurde das System endgültig fertig. Der Launch verschob sich ob der tragischen Nachricht und wurde erst jetzt wieder zum Gesprächsgegenstand. Abgesegnet von Swartz' Familie und dem Erben seiner Immaterialgüter, hat sich "The New Yorker" als erstes Medium dazu entschlossen, das System in Betrieb zu nehmen.

Strongbox basiert auf dem anonymen Tor-Netzwerk. Zum Einreichen eines Tipps muss die Tor-Software installiert und eine bestimmte URL angesurft werden. Dort findet man dann konkrete Anweisungen, wie der Upload von Dokumenten und der Versand von Nachrichten funktioniert. Journalisten beim New Yorker können die Identität des Tippgebers nicht erfassen.

Sie können allerdings eine Nachricht hinterlassen, die dann in der Strongbox für den Tippgeber bereitliegt. Die Strongbox ist nach dem Einreichen eines Tipps über einen zufällig und einzigartig generierten Code erreichbar. Der Code des Systems ist öffentlich über GitHub zugänglich und heißt dort "DeadDrop".