Bei der Kriegsführung im Internet könnte nach Einschätzung von Experten die Gefahr drohen, dass sich Computer-Viren und andere Schadprogramme unkontrollierbar ausbreiten. Die rasante Entwicklung in diesem Bereich werde schon bald zu neuen "intelligenten Cyberwaffen" führen, die nur noch "schwer zu kontrollieren" seien, sagte der IT-Experte Enn Tyugu vom Cyber-Verteidigungszentrum der NATO am Donnerstag bei einer Fachtagung in Estlands Hauptstadt Tallinn.

Selbst die Nutzer solcher Waffen könnten sie mit herkömmlichen Methoden kaum noch kontrollieren, warnte der Experte. Auch Programme, die Schädlinge wie den Computerwurm Stuxnet oder den neuen Computer-Virus Flame eigentlich abwehren sollen, könnten zur Gefahr werden. Sie arbeiteten "ziemlich autonom" und könnten ab einem bestimmten Punkt selbst außer Kontrolle geraten, sagte Tyugu.

Der Computer-Virus Flame, vor dem russische IT-Experten Ende Mai gewarnt hatten, soll noch gefährlicher sein als der Wurm Stuxnet, der im Jahr 2010 in der iranischen Atomanlage Natans großen Schaden angerichtet hatte. Vor einer Woche hatte die "New York Times" berichtet, US-Präsident Barack Obama habe die Stuxnet-Attacke damals persönlich befohlen.