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Die 1994 in München gegründete Anbieterin von Business-Intelligence-Lösungen(BI) Prevero setzt ihren Schwerpunkt auf die Planung, Simulation und Steuerung von Unternehmen. Stark im Kommen ist "Self-Service-BI", wie Alexander Springer, CEO und Mitbegründer des Unternehmens, das seit vergangenem Jahr mit einer eigenen Niederlassung in der Schweiz präsent ist, im Interview mit ICTkommunikation unter anderem herausstreicht.

Interview: Karlheinz Pichler

ICTkommunikation: Prevero ist vor genau fünf Jahren als eines der innovativsten mittelständischen Unternehmen Deutschlands ausgezeichnet worden. Haben Sie mit Prevero diese Einschätzung bis heute halten können? In welche Richtung hat sich Prevero in den vergangenen Jahren seither entwickelt?

Alexander Springer: Natürlich konnten wir diese Einschätzung halten und wir sind auch heute sowie in Zukunft eines der innovativsten mittelständischen Unternehmen in Deutschland. Unsere Innovationskraft zeigt sich derzeit zum Beispiel bei der Entwicklung des Oneclient, der Integration von MIK.arjuna oder der Cloudfähigkeit unserer Lösungen. Mit dem Oneclient lassen sich in Zukunft Arbeitsblätter zur Planung und Analyse der Unternehmensdaten völlig flexibel in verschiedenen Browsern auf festen und mobilen Geräten nutzen – überall und auch in der Cloud. MIK.arjuna ist eine multidimensionale Datenbank mit integrierten betriebswirtschaftlichen Funktionen, die wir mit der Akquisition der MIK übernommen haben. Sie zeichnet sich durch eine hohe Performance durch In-Memory-Technologie aus. Wir integrieren sie mit unserer bestehenden In-Memory-Lösung und bieten alle Anwendungen künftig auch in der Cloud an. Natürlich werden wir auch in den kommenden Jahren immer wieder neue Innovationen auf den Markt bringen.

ICTkommunikation: Was hat sich kundenseitig in dieser Zeit verändert? Welche Themen drücken die Kunden aktuell am stärksten?

Alexander Springer:Vor allem wird der IT-Reifegrad in den Fachabteilungen immer höher. Das bedeutet, die Mitarbeiter dort wollen und müssen immer mehr Anwendungen selbst gestalten und modellieren. Self-Service-BI ist das Gebot der Stunde und genau das bieten wir mit unserer flexiblen und dabei einfach zu bedienenden Lösung an. Schon nach einer kurzen Produktschulung kann damit jeder Fachanwender mit Excel-Basiskenntnissen Planungsmasken, Berichte, Dashboards und Ad-hoc-Analysen selbst erzeugen und durchführen.

ICTkommunikation: Die Stärken von Prevero liegen ja nicht zuletzt im Bereich Planung und Controlling. Welche Themen sind in diesem Bereich derzeit vorherrschend?

Alexander Springer: Die Unternehmen fragen uns im Bereich Planung und Controlling immer stärker nach der Möglichkeit für einen rollierenden Forecast sowie die Verknüpfung des Vertriebsforecasts mit der Produktionsplanung. Gerade hierdurch zeigt sich, dass mit dem zunehmenden Wettbewerb und den sich immer schneller ändernden Marktanforderungen zuverlässige Vorhersagen wichtiger werden. Weitere aktuelle Themen sind derzeit zum Beispiel Multiprojektcontrolling und treiberbasierte Planung.

Rollierende Forecasts und Verknüpfung
des Vertriebsforecasts mit Produktionsplanung
immer gefragter

ICTkommunikation: Welche Bedeutung spielen dabei Simulationen?

Alexander Springer: Simulationen sind seit eh und je ein wichtiger Bestandteil der Planung. Dazu gehören vor allem Was-wäre-wenn-Analysen sowie das Planen in verschiedenen Szenarien. Diese Funktionen bieten wir seit längerem in unseren Lösungen an und verfeinern sie kontinuierlich.

ICTkommunikation: Prevero ist Mitglied des Internationalen Controller Vereins (ICV). Ist Ihr Unternehmen nun mehr BI- oder mehr Controlling-Anbieter? Respektive was verbindet denn diese beiden Bereiche genau?

Alexander Springer: Diese beiden Themen sind untrennbar miteinander verbunden. Die klassische BI dient dabei der Auswertung der Daten. Das Controlling umfasst jedoch wesentlich mehr, zum Beispiel auch die Themen Planung, Forecasting oder Konsolidierung.

ICTkommunikation: Gerade in kleineren Unternehmen hat Excel in der Planung und Budgetierung noch eine wichtige Funktion. Ist der Excel-Einsatz für solche Zwecke noch zeitgemäss?

Alexander Springer: Excel hat natürlich nach wie vor seine Berechtigung. Allerdings ist die Lösung nicht für spezifische BI-Anwendungen entwickelt worden. Daher ist dessen Einsatz für diesen Zweck naturgemäss oft fehleranfällig und bei komplexeren Fragestellungen recht aufwändig.

ICTkommunikation: Ein Kennzeichen der heute in den Unternehmen anfallenden Daten ist, dass sie höchst unstrukturiert sind. Voice-, Video- und Foto-Daten stehen neben textuellen, tabellarischen und vielen anderen Datenvarianten. Entsprechend sind auch die Datenträger und eingesetzten Medien vielgestaltig. Einzige Konstante bei den Daten sind die vielen Medienbrüche. Wie gelingt es Prevero, solche Daten zu konsolidieren, und die Unternehmen in Bezug auf Planung, Analyse und Berichtswesen mit den notwendigen Entscheidungsgrundlagen zu versorgen?

Alexander Springer: Unstrukturierte Daten konnten wir schon immer verknüpfen und in unsere Datenbank ablegen. Durch das Zusammenführen von strukturierten und unstrukturierten Daten wird dabei auch eine kontextuelle Auswertung ermöglicht.

ICTkommunikation:
Haben Ihre Kunden direkten Einfluss in die Weiterentwicklung Ihrer Produkte?

Alexander Springer: Sämtliche Feature Requests unserer Kunden werden schon immer in einem System erfasst und von einem Gremium bewertet. Die hoch priorisierten Anfragen kommen dann in den Backlog und werden dank unseres agilen Entwicklungsansatzes über einen SCRUM-Prozess schnell in unsere Softwarereleases eingearbeitet. Darüber hinaus führen wir derzeit ein Customer Advisory Board für die Prevero Group ein. Es besteht aus etwa 10 bis 15 Kunden, die eine starke Beziehung zu uns und damit auch ein hohes Verständnis für unsere Bedürfnisse, Prioritäten und Zielsetzungen besitzen. Damit profitieren auch die anderen Kunden von einer frühzeitigen Information über neue Entwicklungen, einer aktiven Mitgestaltung und Beeinflussung von Roadmap und Produktentwicklungen sowie Statusberichten über deren Anregungen und Verbesserungsvorschlägen. Damit verbessern und strukturieren wir nochmals das Networking mit unseren Kunden, wobei wir schon von Anfang an kundenzentriert arbeiten.

ICTkommunikation: Prevero propagiert das sogenannte "Self-Service-BI". Was ist darunter genau zu verstehen und wie wird es von den Kunden angenommen?

Alexander Springer: Bislang erstellte die IT-Abteilung nicht nur die betriebswirtschaftliche Logik, sondern auch die Reports und Planungsmasken gemäss den Anforderungen aus dem Fachbereich. Endanwender gaben anschliessend die Zahlen ein oder analysierten sie. Mit Self-Service-BI ist dies nun Vergangenheit. Damit kann jeder Fachanwender mit Excel-Basiskenntnissen Planungsmasken, Berichte, Dashboards und Ad-hoc-Analysen selbst erstellen und durchführen. Dass Self-Service-BI einer der Megatrends bei der Bereitstellung und Nutzung von Unternehmensdaten ist, bestätigt der aktuelle BI-Survey der BARC. Demnach erklärten 55 Prozent der weltweit über 3.000 befragten BI-Experten, dass sie aktuell an Self-Service-BI-Projekten arbeiten. Weitere 24 Prozent wollen damit in der nächsten Zeit beginnen. Entsprechend wird dieser Ansatz auch hervorragend von unseren Kunden angenommen. Immer mehr Unternehmen entscheiden sich gerade wegen unseres Self-Service-BI-Ansatzes für unsere Lösung.

ICTkommunikation: Formal ist Prevero schon seit einigen Jahren in der Schweiz aktiv, aber erst seit vergangenem Jahr gibt es in Zug eine offizielle Niederlassung mit einem eigenen Schweizer Team. Letztes Jahr hat sich Prevero auch das Ziel vorgegeben, die hiesige Mannschaft im Verlaufe von 2015 auf zehn Personen auszubauen. Sind Sie mit dieser Vorgabe auf Kurs?

Alexander Springer: Wir sind hier schon deutlich weitergekommen. Wir suchen derzeit auch weiterhin Verstärkung in den Bereichen Vertrieb und Beratung. Schliesslich sehen wir auch in der Schweiz eine sehr hohe Nachfrage nach unseren Produkten.

ICTkommunikation: Wie sind Sie mit der Entwicklung des Geschäftes in der Schweiz aktuell grundsätzlich zufrieden? Ist die Schweiz ein guter Markt für Prevero?

Alexander Springer: Wir sind mit unserer Geschäftsentwicklung in der Schweiz sehr zufrieden. Wir sehen hier ein grosses Potenzial für uns, da die meisten Firmen, unter anderem viele Grosskonzerne, immer noch mit Excel planen und Berichte erstellen. Über 90 Prozent der Firmen haben Plan/Ist-Werte, Varianten/Szenarien, Berichtswesen und Analyse nicht in einem integrierten System, sondern fragmentiert in verschieden Lösungen. Aufgrund dieser Kommunikationsbrüche sind die Prozesse fehleranfällig und nicht transparent. Das entsprechende Know-how ist oft bei einer oder wenigen Personen konzentriert, wodurch ein grosses geschäftliches Risiko entsteht. Die zum Teil sehr grossen Excel-Lösungen sind nicht nur komplex, sondern ebenfalls fehleranfällig. Unstimmigkeiten im Abschluss können aber vor allem kotierte Unternehmen schnell in Schieflage und Erklärungsnotstand bringen. Gleichzeitig werden Aufgaben, Kompetenz und Verantwortung immer mehr ins Business verlagert, dort wo es auch hingehört, und somit weg von der IT. Prevero kommt dieser Entwicklung nach, da es über Self-Service-BI ausschliesslich vom Finanzteam wie dem Controlling oder anderen Geschäftsbereichen verwaltet wird. Zudem müssen Unternehmen immer schneller auf Markveränderungen reagieren können, um etwa die Konsequenzen des Nationalbankentscheides vom 15. Januar 2015 umgehend simulieren und entsprechende Massnahmen ergreifen zu können.

ICTkommunikation: Wie schätzen Sie den BI-Markt in der Schweiz generell ein? Stehen hierzulande bei den Kunden andere Themen im Vordergrund als in Ihrem Heimatmarkt Deutschland?

Alexander Springer: Die Themen sind recht ähnlich, wir sehen eher Unterschiede in der Granularität der Planung, doch diese ist wiederum von Firma zu Firma unterschiedlich. Vor allem Margen-schwache Industrien wie die Logistikbranche benötigen eine exakte Planung mit monatlichen rollierenden Forecasts, um so treffsicher wie möglich planen zu können. Gleiches gilt für den gesamten Retailmarkt durch aktuelle Herausforderungen wie Online-Shopping.

Der Finanzsektor ist in der Schweiz natürlich viel stärker vertreten als in Deutschland. Es gibt etwa 3.000 Vermögensverwalter, mehr als 300 Privatbanken, viele Hedgefonds und Family Offices, welche sich neu orientieren müssen – zum einen durch den Bundesgerichtsbeschluss betreffend den Retrozessionen, zum anderen durch die vielen regulatorischen Änderungen wie FIDLEG, MiFID, Basel III oder Fatca, welche die Branche zum Umdenken zwingen. Somit wird das Berichtwesen immer wichtiger und regulatorische Änderungen müssen in den Planungs- und BI-Systemen als Prämissen abgebildet und verwaltet werden, um auch in entsprechenden Varianten zu planen und Szenarien zu simulieren. Darüber hinaus gelten in der Schweiz andere Rechnungslegungs-Standards als in Deutschland. Generell werden die Konzernabschlüsse nach dem Schweizer Obligationenrecht umgesetzt, wobei für kotierte Unternehmen auch IFRS oder Swiss GAP FER oder US-GAAP angewendet werden kann. Die Flexibilität von prevero erlaubt dabei die Abbildung von verschiedenen Rechnungslegungsstandards in einem System.

ICTkommunikation: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Partnern in der Schweiz? Haben Sie da ein spezielles Partnerprogramm laufen, um Ihre Integratoren vor Ort zu beflügeln?

Alexander Springer: Prevero wurde bereits im Jahr 2012 für ihr exzellentes Partnerprogramm ausgezeichnet, welches in der Zwischenzeit weiter optimiert wurde. Wir haben dabei einige Partnerfirmen wie die Service Management Partners aus Zug, The Black Elephant oder ICLIP ins Boot holen können, die uns nun bei der Umsetzung von Projekten sowie bei der Implementierung unterstützen.

ICTkommunikation: Die von Prevero organisierte "Citytour" macht auch in Zürich halt. Was erwarten Sie sich von solchen Veranstaltungen? Sind Sie ein gutes Mittel, um an Produktinteressenten oder neue Partnerfirmen zu gelangen.

Alexander Springer: In unserer Preveroforum Citytour treffen bestehende Kunden und Interessenten aufeinander. In diesem Jahr präsentieren der CFO von Helbling, Marcel Fähl, sowie der CTO der Equatex, Adrian Wyss, ihre Controlling-Lösungen auf Basis von Prevero. Die Teilnehmer erhalten hier eine ideale Möglichkeit für den Austausch über Controllingthemen. Zudem erhalten sie Informationen über die neue Version von Prevero sowie über unsere Geschäftsstrategie, vor allem im Zuge der Übernahme der MIK. Für uns bietet die Citytour ein hervorragendes Mittel, um in wichtigen Märkten wie der Schweiz Präsenz zu zeigen und unser Markenimage weiter zu steigern.

ICTkommunikation: Wo sehen Sie mittelfristig die grössten Herausforderungen für prevero? Auch mit Blick auf die Schweiz?

Alexander Springer: Angesichts des Fachkräftemangels bildet es eine gewisse Herausforderung für uns, genügend Beratungs-Know-how aufzubauen, um alle Projekte in der gewohnten Qualität umzusetzen. Neben neuen Ländermärkten expandieren wir auch in Branchen, welche zwingend auf flexible BI-/Planungsplattformen angewiesen sind, zum Beispiel Markt- und Regulatoren-bedingt wie bei Vermögensverwaltern, Privatbanken oder Krankenkassen. Wie in Deutschland unterstützen wir auch in der Schweiz die Energieversorger bei der Marktöffnung. Und wir lösen die zum Teil deutlich in die Jahre gekommenen und nicht mehr unter Support stehenden Konsolidierungsprodukte der Kunden ab.

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Alexander Springer, CEO und Mitbegründer von Prevero
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Das Prevero-Dashboard
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Prevero auf dem iPad