Im Metaverse lauern viele Gefahren (Symbolbild: Pixabay/The Digital Artist)

Eine neue Studie beleuchtet die Gefahren aus dem "Darkverse" und mögliche cyber-physische Bedrohungen. Forscher des IT-Security-Spezialisten Trend Micro, die die Studie erstellt haben, warnen in der Untersuchung explizit unter anderem vor einem "Darkverse", das schnell zu einem neuen Raum der Cyberkriminalität im Metaverse werden könnte.

Konkret erwarten die Experten, dass das Darkverse einer Metaversion des Dark Web ähneln wird, in der Bedrohungsakteure illegale Aktivitäten koordinieren und ungestraft durchführen können. Im Darkverse betriebene Untergrundmarktplätze wären für die Polizei ohne die richtigen Authentifizierungs-Token unmöglich einzusehen, heisst es. Die Tatsache, dass Nutzer nur dann auf eine Darkverse-Welt zugreifen können, wenn sie sich an einem bestimmten physischen Ort befinden, biete geschlossenen kriminellen Gemeinschaften einen zusätzlichen Schutz.

Das Darkverse könnte den Forschern zufolge eine Plattform für zahlreiche Bedrohungen darstellen – von Finanz- und E-Commerce-Betrug bis hin zu NFT-Diebstahl, Ransomware und mehr. Ausserdem werde die cyber-physikalische Beschaffenheit des Metaverse neue Türen für Bedrohungsakteure öffnen, geht aus der Studie hervor.

Laut der Untersuchung handelt es sich bei den fünf grössten Bedrohungsszenarien, mit denen im Metaverse künftig zu rechnen ist, um:
- NFTs (Non-fungible Tokens) werden im Metaverse zu immer beliebteren Methoden, um Eigentum zu definieren und seien deshalb zunehmend von Phishing, Ransomware, Betrug und anderen Angriffen betroffen.
- Da es für die Strafverfolgungsbehörden schwer zu betreten und zu überwachen sei, entwickle sich das Darkverse zum bevorzugten Ort für illegale/kriminelle Aktivitäten. Tatsächlich könne es Jahre dauern, bis die Polizei darin wirksam agieren könne.
- Eine weitere Kriminalitätsform stellt die Geldwäsche mit Hilfe von überteuerten virtuellen Metaverse-Immobilien und -NFTs dar.
- Auch Social Engineering, Propaganda und Fake News hätten in einer cyber-physischen Welt tiefgreifende Auswirkungen. Kriminelle und staatliche Akteure setzten hier einflussreiche Narrative ein, um verwundbare und für bestimmte Themen empfängliche Gruppierungen zu erreichen.
- Neu definiert werde auch die Privatsphäre. Die Betreiber Metaverse-ähnlicher Räume bekämen einen beispiellosen Einblick in die Handlungen der Nutzer – eine Privatsphäre, wie man sie heut kennt, gibt es dort nicht mehr.

"Das Metaverse ist eine milliardenschwere High-Tech-Vision, die das nächste Internet-Zeitalter bestimmen wird. Obwohl wir nicht genau wissen, wie es sich entwickelt, müssen wir jetzt schon darüber nachdenken, wie es von Bedrohungsakteuren ausgenutzt werden kann und wie wir unsere Gesellschaft sinnvoll schützen können," sagt Udo Schneider, IoT Security Evangelist Europe bei Trend Micro. "Angesichts der hohen Kosten und juristischen Herausforderungen werden die Strafverfolgungsbehörden in den ersten Jahren Schwierigkeiten haben, das Metaverse generell zu überwachen. Die IT-Security-Branche muss jetzt eingreifen oder riskieren, dass sich vor unserer digitalen Haustür ein neuer Wilder Westen entwickelt."

Obwohl man von einem vollwertigen Metaverse noch einige Jahre entfernt sei, würden Metaverse-ähnliche Räume schon viel früher zu unserem Alltag gehören, so die Forscher. Die Studie wolle daher einen Dialog in die Wege leiten, welche Cyber-Bedrohungen zu erwarten seien und wie sie abgewehrt werden könnten.

Fragen, mit denen sich Technologie-Branche und Gesellschaft schon jetzt auseinandersetzen sollten, lauten:
- Wie werden die Aktivitäten und Äusserungen der Nutzer im Metaverse moderiert? Und wer ist dafür verantwortlich?
- Wie werden Verstösse gegen das Urheberrecht überwacht und durchgesetzt?
- Woran erkennen Nutzer, ob sie mit einer echten Person oder einem Bot interagieren? Gibt es einen Turing-Test, um menschliche Identitäten zu verifizieren?
- Gibt es eine Möglichkeit, die Privatsphäre zu schützen, indem verhindert wird, dass einige wenige Technologie-Riesen das Metaverse beherrschen?
- Wie können die Strafverfolgungsbehörden die hohen Kosten bei der Bekämpfung von Metaverse-Verbrechen in grossem Massstab bewältigen und Herausforderungen im Zusammenhang mit der Rechtsprechung lösen?

Den vollständigen Report "Metaverse or Metaworse? Cyber Security Threats Against the Internet of Experiences" findet sich in englischer Sprache hier!!