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Die traditionellen Medien entdecken die Blogosphäre zunehmend für sich und nutzen diese mit Erfolg zur Markenbildung. "Blogs sind zum wichtigen Bestandteil des Mediengeschehens geworden. Sie überbrücken die Lücke zwischen Kommentar und Echtzeit-Nachrichten", so Technorati-Expertin Shani Higgins, die auf dem Blogworld & New Media Expo in Los Angeles den Bericht "State of the Blogosphere 2011" vorgestellt hat.

Im deutschen Sprachraum, wo die Blogszene den USA einige Jahre hinterherhinkt, gibt es freilich erst Ansätze dieser Entwicklung.

Die Grenze zwischen Blogosphäre und Traditionsmedien wird in den USA immer unkennbarer: Viele klassische Medien setzen bereits auf verschiedene Varianten des Blogs und verwenden diese, um Communitys rund um Themen und Artikel zu schaffen, beobachtet Higgins. Blogs liefern dabei die dringend erforderliche Möglichkeit, mehr im Dialog zu kommunizieren. "Ihre ethischen und professionellen Standards behalten diese Medien in der Regel auch in ihren Online-Postings bei. Sie können sich im Blog jedoch erlauben, mehr Kanten zu zeigen", so die Expertin.

"Sieht man von Microblogs ab, ist von dieser Entwicklung im deutschen Sprachraum noch wenig zu spüren", glaubt Thomas Schaffer, Herausgeber des Blogs Zurpolitik.com. Der Einfluss der Journalisten in der Blogosphäre sei überschaubar und die Erstellung eigener Blogs von Print & TV eher die Ausnahme statt die Regel. Auf Twitter stellen Journalisten allerdings sehr wohl rund ein Drittel der bekanntesten Accounts.

Weiterhin bloss Hobby

Allerdings muss selbst der Technorati-Bericht zugeben, dass das Bloggen für die meisten bloss ein Hobby ist, für das kaum jemand seinen Hauptberuf aufgibt: Nur vier Prozent der Blogger leben vorrangig vom Online-Schreiben, und selbst unter den "Vollzeit-Bloggern" stellt die Tätigkeit nur bei 37 Prozent die wichtigste Einkommensquelle dar. Nur jeder siebte befragte Profi-Blogger bezieht ein Grundgehalt, das dann im Schnitt bei 24.000 Dollar und maximal bei 140.000 Dollar liegt. Die meisten bekommen Cash für jedes einzelne Posting, und zwar meist unter 50 Dollar. Nur die sechs Prozent der Eliteblogger werden mit 250 Dollar entlohnt.

"Hierzulande kann man Blogger, die wirklich allein vom Posten leben, auf einer Hand abzählen", behauptet ZiB21-Herausgeber Eberhard Lauth. Das deutschsprachige Publikum sei zahlenmässig einfach zu klein, um über klassische Kanäle wie Anzeigen oder auch Spenden ein solides Einkommen zu erzielen. "Monetarisierung kann es durchaus geben, doch dann über Umwege: Journalisten nutzen den Blog, um sich selbst oder ihre Meinung zu promoten", so der Experte. Bloggen als Brotberuf bleibt somit bis auf Weiteres ein Wunschtraum vieler.