Um die einstigen Stars unter den deutschen Internet-Treffpunkten wird es einsam. Immer mehr Nutzer kehren StudiVZ, Lokalisten oder Wer-kennt-wen den Rücken und laufen zu Facebook über, das den Schwung nun für einen Aufsehen erregenden Börsengang nutzt.

Der Nutzerschwund ist massiv. Beim Portal wer-kennt-wen.de, das vom Fernsehsender RTL betrieben wird, sank die monatliche Nutzung in den vergangenen zwei Jahren um gut die Hälfte auf jüngst noch 76 Millionen Besuche. Das zeigen die Zahlen der IVW, die die Reichweiten von Medien misst. Schlimmer noch lief es bei der zur TV-Kette ProSiebenSat.1 gehörenden Seite lokalisten.de: Von 41 Millionen monatlichen Aufrufen vor zwei Jahren blieben Ende 2011 nur noch knapp sechs Millionen übrig - ein Einbruch von 85 Prozent. Genauso dramatisch ging es bei StudiVZ abwärts: Die Zahl der Besuche schwand von in der Spitze 466 Millionen - das war im Mai 2010 - auf 77 Millionen Ende vergangenen Jahres.

Die Internetgemeinde zeigt kein Mitleid. Auf der Seite wannstirbtstudivz.com haben Blogger den derzeitigen Abwärtstrend fortgeschrieben. Ergebnis: Beim einstigen Star unter den Sozial-Netzwerken dürfte Mitte März der letzte Besucher vorbeischauen. Auch die Tage anderer Facebook-Rivalen sind nach Auffassung einiger Nutzer gezählt. Wann das Licht bei den einzelnen Seiten zu erlöschen droht, hat das Blog "Restlaufzeiten" berechnet.

Dabei gehörte StudiVZ bis vor wenigen Jahren eigentlich zu den Erfolgsgeschichten der deutschen Internetwirtschaft. Bereits wenige Jahre nach der Gründung 2005 waren viele Studenten Mitglieder, Ableger wie SchülerVZ und die internationale Expansion wurden vorangetrieben. Das Netzwerk war sehr populär und prägte sogar die deutsche Sprache: Das Verb "gruscheln" - das Übermitteln eines virtuellen Grußes - kam in den Duden. Im Jahr 2007 stieg dann der Stuttgarter Holtzbrinck-Verlag ("Die Zeit", Kiepenheuer & Witsch) ein, der gut 80 Millionen Euro für das Berliner Startup auf den Tisch legte.

In dem Jahr gab es auch ein anderes Ereignis, das den Niedergang von StudiVZ einläutete. Facebook bot seine Seite ab dann auf deutsch an. "Viele StudiVZ-Mitglieder wollten lieber das Original als die Kopie", erklärte Maaß. Mit der Zeit enteilte Facebook der Konkurrenz zudem technologisch und bot seinen Nutzern beispielsweise Zugang zu Online-Spielen wie "Farmville", die binnen kürzester Zeit immens populär wurden. StudiVZ bastelt nach eine Generalüberholung der Seite 2011 bereits am nächsten Neustart. Überleben könnten Facebook-Rivalen am ehesten in der Nische, sagte Maaß. Das Angestellten-Netzwerk-Xing mache das bereits gut vor.