Die Ausstellung "CyberArts" im Offenen Kulturhaus in Linz stellt Gewinner sowie Auszeichnungen und Anerkennungen aus den Einreichungen zum Prix Ars Electronica vor. Darunter sind poetische und kritische, wissenschaftliche und sehr viele interaktive Arbeiten.

"Die CyberArts sind ein absoluter Trendmesser, die Ars Electronica hat jedes Jahr einen guten Riecher", sagte OK-Kuratorin Genoveva Rückert anlässlich einer Presseführung mit den Festival-Leitern Gerfried Stocker und Christine Schöpf sowie OK-Chef Martin Sturm am Donnerstag.

Der Schwerpunkt liegt auf Projekten aus den Kategorien Hybrid, Interactive, Animation und Digital Musics & Sound Art. Ebenso präsentiert wird Julius von Bismarcks "Versuch unter Kreisen". Er war der erste Gewinner des Residency Awards, den die Ars Electronica im Vorjahr gemeinsam mit CERN ausgeschrieben hatte. Seine kinetische Skulptur aus vier frei schwingenden Pendelleuchten macht elementare Gesetze der Physik sichtbar. Die großen kreisförmigen Bewegungen sind beeindruckend ästhetisch, sie wirken sowohl meditativ als auch kräftig und elegant.

Wunderbar poetisch setzt Jeff Desom in "Rear Window Loop" eine Reminiszenz an Alfred Hitchcock. Der Gewinner der Goldenen Nica in der Kategorie Computer Animation verdichtet Originalmaterial aus dem Film "Das Fenster zum Hof" zu einer Installation für drei Projektoren, die in drei Zeitraffer-Minuten einen ganzen Tag unterbringen.

Ebenfalls eine Nica brachte Joe Davis seine wissenschaftliche Arbeit "bacterial radio" im Bereich Hybrid Art. E-Coli-Bakterien übernehmen dabei Rollen, die sonst Induktoren und Festkondensatoren in konventionellen Schaltkreisen eines Radios innehaben. Auch weitere Arbeiten des US-Künstlers und Forschers wie die Konstruktion eines mit Kraft von Blitzen betriebenen Laser-Turms sind zu sehen.

Der Este Timo Toots gewann die Nica der Interactive Art mit "Memopol-2". Damit können die Besucher die Auswirkungen der Verknüpfung von Datenbanken am eigenen Leib erfahren. Nach dem Einlesen eines Personalausweises trägt die Arbeit Informationen aus nationalen wie internationalen Datenbanken und aus dem Internet zusammen.

Seinen eigenen Comic kann man mittels Nova Jiangs "Ideogenetic Machine" erzeugen. Live aufgenommene Fotoporträts werden in zufällig ausgewählte Strichzeichnungen der Künstlerin eingebaut, Sprechblasen können ausgefüllt und der Comic per E-Mail versandt werden. Provokant ist der "Free Universal Construction Kit" der Amerikaner Golan Levin und Shawn Sims. Sie haben ein Sortiment von Adapterstücken entworfen, mit dem zehn bekannte Spielzeugbaukästen von Lego bis Fischertechnik kombiniert werden können. Die Bauteile sind in Internet-Tauschbörsen gratis in Form von 3D-Modellen herunterzuladen und die Adapter mit Fertigungsgeräten selbst herzustellen.

Ein social-media-geprägtes Deutschland-Bild liefert "#tweetscapes" von Anselm Venezian Nehls und Tarik Barri. Es wandelt sämtliche deutsche Twitternachrichten rund um die Uhr in abstrakte Klänge und Grafiken um. Pfeile, Kreise und Worte auf einer Deutschlandkarte verdeutlichen, was die Twitter-Community wie stark bewegt. Sozialkritisch ist das Projekt der US-Amerikaner Ivan Cash und Andy Dao. Es entstand aus der Occupy-Bewegung und kommentiert die wirtschaftliche Ungleichheit in den USA. Mit verschiedenen Stempeln prägen sie Dollar-Noten, wo dann zum Beispiel zu sehen ist, wie viel an dem Schein gemessen ein durchschnittliches Arbeiter-Einkommen und jenes eines Geschäftsführers ausmacht.