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Die technische Infrastruktur, die Facebook für eine stetig wachsende Anzahl von Nutzern zur Verfügung stellt, erfordert enorme Ausgaben. Die Kosten, die für Hardware, Personal und Energie fällig werden, haben sich in den vergangenen drei Jahren von 60 Cent auf rund einen Dollar pro User gesteigert.

Zwar gibt es immer wieder technologische Fortschritte, wie eigens entwickelte Stromspar-Server, die Kosten werden tendenziell aber weiter steigen. Neben der Gefolgschaft wächst nämlich auch der Datenhunger der Apps und der Anspruch an die Geschwindigkeit. Solange der Umsatz schneller wächst als die nötigen Investitionen, hat Facebook aber kein Problem, sagen Experten.

"Für viele Menschen ist Facebook bereits synonym mit dem Internet. Die meisten neuen Internet-Nutzer werden sich einen Account anlegen. Deshalb wird das Wachstum weitergehen, wenn auch nicht mehr so schnell wie bisher", sagt Richard Hemmer von der Social-Media-Agentur Digital Affairs. Diese wachsende Nutzerbasis ist das Kapital von Facebook, gleichzeitig aber auch ein enormer Kostenfaktor. Die technologische Infrastruktur muss mit dem Wachstum Schritt halten.

Im Jahr 2011 investierte das soziale Netzwerk 1,1 Mrd. Dollar in Infrastruktur. Dieses Jahr sollen es sogar 1,8 Mrd. Dollar werden. Ein grosser Teil dieser Ausgaben fliesst momentan in den Bau neuer Datenzentren in Schweden und Oregon. Wie die Konkurrenz bei Google und Co setzt auch Facebook auf eigene Rechenzentren statt gemieteter Einrichtungen, um Kosten zu sparen. "Die Hardware ist heute viel billiger als noch vor fünf Jahren. Hier sehe ich kein grosses Problem für Facebook", so Hemmer.

Errichtung und Erhalt solcher Netzwerke ist teuer. 526.000 Nutzer täglich benutzen Facebook und laden dabei 300 Mio. Fotos auf die Server. Nicht nur die Menge an Daten, sondern auch die Geschwindigkeit ist enorm. Facebook ist das schnellste soziale Netzwerk. Die durchschnittliche Zeit, die die Server zum Antworten brauchen, wurde von etwa einer Sekunde im Jahr 2010 auf aktuell 0,73 Sekunden gesenkt. Das ist doppelt so schnell wie der nächstbeste Konkurrent Linkedin. Die Anzahl der Server betrug schon 2009 etwa 30.000 und hat sich seit damals mehr als verdoppelt.

Riskantes Wachstum

Die Ausgaben für Infrastruktur bei Facebook wären noch weit höher, wenn das soziale Netzwerk nicht viel Geld in die Entwicklung effizienterer Technologie investiert hätte. Hardware- und Software-Optimierungen haben eine gröbere Kostenexplosion verhindert. Steigende Ausgaben werden sich aber auch in Zukunft nicht vermeiden lassen. Zu grosse Investitionen sind aber kontraproduktiv. Zu schnelles Infrastruktur-Wachstum verringert den Profit unnötig. Zu langsames Wachstum verhindert die volle Ausschöpfung des Reservoirs an Neukunden. Facebook muss die goldene Mitte finden.

"Facebook holt sich seit Jahren die besten Leute. Die werden auch in Zukunft für Innovationen sorgen", sagt Hemmer. Ob sich das Ausweiten der Kapazitäten wirklich lohnt, kann erst im Nachhinein beurteilt werden. Auch neue Nutzer, die weniger Profit bringen, wie etwa Kunden aus Ländern ausserhalb Europas und der USA, zwingen Facebook zu Anpassungen. Stellt sich heraus, dass der Umsatz nicht im erwarteten Ausmaß gesteigert werden kann, wird das zum Problem. Auch technologisch wächst die Herausforderung an die Infrastruktur. Eine Mrd. Kunden könnten unerwartet schwierig zu bedienen sein.

"Eine Gefahr besteht natürlich immer. Aber Facebook ist mittlerweile sehr gross. Solange die User-Zahl wächst, und das wird sie meiner Meinung nach noch eine Weile, gibt es kein Problem", so Hemmer.