Schlau: Künstliche Intelligenz kann immer mehr (Foto: geralt, pixabay.com)

Die IT-Sicherheit bereitet auch Regierungen und Grossunternehmen Kopfzerbrechen, Kriminelle machen das Netz unsicher und Drohnen sollen alles Mögliche zustellen - all das war 2019 Alltag. Noch nicht ganz so selbstverständlich ist es, was Maschinen alles lernen - doch wenngleich sie längst noch nicht so clever ist wie in der Science Fiction, spielt Künstliche Intelligenz (KI) dank Maschinenlernen eine immer grössere Rolle in diversen Lebensbereichen.

Wenn Unternehmen wie Amazon oder Facebook Künstliche Intelligenz (KI) nutzen, um in Datenbergen nach verwertbaren Informationen zu schürfen, schürt das zwar Überwachungsängste, denen am besten mit Transparenz zu begegnen wäre - wirklich neu ist es aber nicht mehr. Selbst die Tatsache, dass eine neue KI schon nach fünf Ladezyklen einschätzen kann, ob ein Lithium-Ionen-Akku denn auch wirklich lange halten wird, dürfte nur wenige wirklich überraschen. Daten zu verarbeiten, ist schliesslich das, was wir von Computern erwarten.

Doch mittlerweile lernen Maschinen auch zunehmend, teils ganz wörtlich, Hand anzulegen. So haben Forscher am Georgia Institute of Technology einem "Mac Gyver"-Roboter beigebracht, aus diversen Einzelteilen genau jene herauszupicken, mit denen er dann Werkzeuge wie einen Hammer bauen kann. Ein anderer Roboter wiederum hat gelernt, die beim Bewegen von Teilen wirkenden Kräfte so gut einzuschätzen, dass er Jenga spielen kann - bislang zwar nur als Solitaire-Spiel, das aber ähnlich gut wie Menschen.

Überhaupt wird KI zum Helfer in immer mehr Lebensbereichen. So gibt es mittlerweile ein KI-Tool, das Bananenbauern helfen soll, Ernteausfälle zu vermeiden, während britische Forscher auf ein KI-System setzen, um eine Herzinsuffizienz an nur einem Schlag zu erkennen. Die University of Cincinnati wiederum will mit KI-gesteuerten Robotern selbst dem Weltraumschrott-Problem Herr werden und bei Google lernt eine KI mittlerweile sogar das Riechen.

Immer leistungsfähigere KI könnten freilich auch unlauteren Zwecken dienen. Das zeigen neuronale Netze des Massachusetts Institute of Technology und IBMs, die gelernt haben, täuschend echt Bilder zu fälschen. Andererseits kann KI auch helfen, Betrügereien auf die Schliche zu kommen. Ein "Ghostwriter" genanntes System der Universität Kopenhagen erkennt beispielsweise, ob eben solche bei Schularbeiten die Hand im Spiel hatten.

Erpressung hat Hochkonjunktur

Freilich brauchen Kriminelle gar keine hochentwickelte KI, um die digitale Welt unsicher zu machen. Dafür reicht schon ganz normale Verschlüsselung in Form sogenannter Ransomware, die Daten zwecks Schutzgelderpressung in Geiselhaft nimmt. Davon waren dieses Jahr hunderte öffentliche Einrichtungen in den USA ebenso betroffen wie der Versandtechnologie-Riese Pitney Bowes. Behörden vom FBI bis zum heimischen Kriminalämtern warnen mittlerweile eindringlich vor dieser Form der Cyber-Kriminalität.

Bei Ransomware-Angriffen profitieren Hacker wohl ebenso von der Sorglosigkeit der Nutzer wie bei anderen Machenschaften. So hat der Webhoster GoDaddy dieses Jahr 15.000 Subdomains abgedreht, die Kriminelle per Zugangsdaten-Klau für Wunderpillen-Marketing übernommen hatten. Mit Blick auf die 2020 anstehenden US-Präsidentenwahlen beunruhigender ist freilich, dass offenbar Wahlbehörden in zehn Bundesstaaten bei der Sicherheit ihrer Wahlserver teils massiv geschlampt haben.

Und genau mit dem Thema Sicherheit wollte der einstige Smartphone-Riese Blackberry durchstarten. Da immer mehr Devices von Smartphones über Smart Speaker bis hin zu Fitness-Trackern im Internet der Dinge (IoT) hängen, will man Herstellern solcher IoT-Geräte mit eigenen Lösungen helfen, diese sicher zu machen. Viel wörtlicher durchgestartet ist indes der Münchener Flugtaxi-Pionier Lilium im Mai mit dem Jungfernflug und im weiteren Jahresverlauf mit komplexen Manövern seines elektrischen Fünfsitzers, der bis 2025 in Serie gehen soll.

Abgehoben sind dieses Jahr auch wieder Drohnen für diverse Anwendungen, etwa zum Sammeln von Umwelt- und Gewässerdaten, zur Paketlieferung oder jüngst in China als Nudelgericht-Zusteller. Sogar kreativ tätig werden sollen die autonomem Fluggeräte - zumindest, wenn es nach der Carnegie Mellon University geht. Dort machen Forscher Drohnen nämlich zu Filmregisseuren.

Von Stil bis Eskalationsvermeidung

Freilich hat das Jahr 2019 noch diverse andere teils überraschende oder skurrile Entwicklungen gebracht. Der Kosmetikriese Coty beispielsweise stellte auf der CES einen Smart-Spiegel für den Friseur 2.0 vor, Forscher stellen Smart-Kleidung aus dem Laserdrucker in Aussicht und ausgerechnet ein "Robocop" soll dafür sorgen, dass es bei Fahrzeugkontrollen nicht zu Eskalationen kommt - oder zumindest verhindern, dass Personen zu Schaden kommen.

Da darf man durchaus gespannt sein, mit welchen Entwicklungen uns das Jahr 2020 irritieren, entzücken oder erheitern wird. Ob sich dann wohl Sonys KI-System für Bass-Drum-Tracks und Amazons musikalisches KI-Keyboard zu einer Jam Session treffen werden?