Die Sankt Petersburger Niederlassung von Yandex (© Glipollastv/ CC BY-SA 2.0)

Der Google-Rivale Yandex, ein russisch-niederländischer Konzern mit Sitz in Amsterdam und operativer Zentrale in Moskau, verkauft sein Russlandgeschäft an eine Investorengruppe. Gemäss einer Mitteilung des Grossunternehmens beträgt die Abfindung insgesamt 475 Mrd. Rubel (4,8 Mrd. Euro). Eine Hälfte der Summe soll in bar, die andere in Aktien von Yandex NV beglichen werden, heisst es.

Den Angaben von Yandex nach entspricht der ausgehandelte Kaufpreis dem von Russlands Führung derzeit verlangten Abschlag von 50 Prozent gegenüber dem fairen Wert des Unternehmens. Ein Rabatt als Bedingung für eine Verkaufsgenehmigung der russischen Regierung gilt für ausländische Investoren, deren Herkunftsland Moskau als "unfreundlich" einstuft. Dazu zählen auch die Niederlande, die als westlicher Staat wegen Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine Sanktionen verhängt haben.

Bei der Käuferschaft handle es sich um ein Konsortium, bestehend aus dem russischen Management von Yandex und einer Reihe von Finanzinvestoren. Namentlich genannt werden etwa der zum Ölkonzern Lukoil gehörende Investmentfonds Argonaut, Infinity Management des IT-Unternehmers Alexander Tschatschawa, die Firma IT-Elaboration des bisher weitgehend unbekannten Geschäftsmanns Pawel Prass und Meridian-Servis von dem in der Ölbranche tätigen Alexander Rjasanow.

Das unabhängige Internetportal "The Bell" berichtet unter Verweis auf eigene Quellen, dass einige der genannten Käufer als Mittelsmänner für andere Interessenten auftreten könnten, die von westlichen Sanktionen belegt seien. Wichtigster Eigentümer bleibe durch den Verkauf das russische Management.

Yandex wurde 1997 vom Informatiker und IT-Unternehmer Arkadi Wolosch gegründet. 2011 führte er das Unternehmen in New York an die Börse - nach Ausbruch des russischen Angriffskriegs wurden die Aktien vom Handel an der Nasdaq ausgeschlossen. Bis heute ist Yandex im russischsprachigen Raum die bekannteste Suchmaschine, hat daneben jedoch noch zahlreiche weitere Geschäftsfelder erschlossen, vom Streaming über Online-Taxi bis hin zum Lieferservice. Auch ein Online-Übersetzer (Yandex.Translate), ein Kartendienst (Yandex.Maps), E-Mail-Postfächer, Clouddienste oder ein Appstore für Android befinden sich im Portfolio von Yandex. Das verkaufte Russland-Geschäft mache rund 95 Prozent des Kapitals der Yandex-Gruppe aus, heisst es in der Pressemitteilung.

Wolosch, der seit 2014 in Israel lebt, hatte den Verkauf seit Beginn des russischen Angriffskriegs betrieben. Die von Kremlchef Wladimir Putin befohlene Invasion hatte er im Herbst 2023 als "barbarisch" verurteilt. Mit dem ihm verbliebenen Anteil an der niederländischen Muttergesellschaft von Yandex will er sich vor allem auf die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz konzentrieren.