Kann ein Assistenz-Roboter Routinearbeiten erledigen, damit engagierte Pflegekräfte mehr Zeit für die Bewohnerinnen und Bewohner haben? Diese und andere Fragen stellen sich derzeit das Forschungszentrum "Nutzerzentrierte Technologien" der FH Vorarlberg sowie die Forschungspartner Universität Konstanz, Altenzentrum Emmersberg und das Pflegeheim St. Marienhaus (Caritas Konstanz) und arbeiten an einem Roboter zur Pflegeunterstützung.

Pflege, insbesondere Altenpflege, ist bereits aktuell eine der größten Herausforderungen unserer Gesellschaft. Die Bedeutung der Altenpflege wird aufgrund der demografischen und gesundheitlichen Entwicklung jedoch weiter zunehmen. Im Rahmen des zweijährigen Forschungsprojektes "Pur" wird ein Pflegeunterstützungsroboter in Praxisumgebung sowie unter wissenschaftlicher Begleitung getestet und weiterentwickelt. "Es handelt sich bei diesem Projekt nicht um die Einführung eines Pflegeunterstützungsroboters in den beteiligten Altenpflegeheimen", betont Guido Kempter, Leiter des Forschungszentrums Nutzerzentrierte Technologien. Ziel des Projektes ist die praxisnahe Verbesserung von Robotern für mögliche Unterstützungsaufgaben im Bereich der Altenpflege sowie die Identifikation von möglichen Problemen und Herausforderungen.

Unterstützung von Routinearbeiten

Roboter, die Routinearbeiten bereits perfekt erfüllen können, gibt es aber bisher noch nicht. Es gibt jedoch vielversprechende Ansätze. Im geplanten Projekt sollen in einem wissenschaftlich begleiteten Praxistest Pflegeroboter in zwei Altenpflegeheimen eingeführt werden. In einem abgestuften Einsatzplan sollen sie Routinearbeiten des Pflegepersonals insbesondere zur Unterstützung während der Nachtschichten übernehmen. Der Einsatz soll über verschiedene Verfahren und unter Einbeziehung aller Beteiligten evaluiert werden. Dazu werden die Bedeutung, Kriterien, ethische Grenzen, Hindernisse und Machbarkeit des Einsatzes von Pflegerobotern erarbeitet, dokumentiert, beantwortet und prototypisch umgesetzt. Die Fragestellungen werden aus Sicht von Pflege, Technik, Sozialverträglichkeit bei kulturellen Unterschieden, Organisation, Datenschutz und -sicherheit sowie Zuverlässigkeit beleuchtet. Die Ergebnisse werden breit verfügbar gemacht, um auch weiteren Institutionen den Einstieg so weit wie möglich zu erleichtern. Oder eben festzustellen, dass Roboter (noch) nicht für den Einsatz in der Pflege geeignet sind.

Dazu möchten die Forschungspartner ein regionales Informations- und Qualitätsnetzwerks rund um Pflegeroboter und Innovation in der Pflege aufbauen. Zur Kommunikation der Zwischen- und Endergebnisse dienen neben Tagungen für Fachpersonen auch ein persönlich und allgemein verständlich gehaltenes „Robotertagebuch“ auf https://pur.team

Mehr Zeit für Zwischenmenschliches

Der Roboter "Lio" wird überwiegend soziale und Service-Aufgaben wahrnehmen: Begrüßung und Unterhaltung von Personen, Getränke und Speisen bringen sowie zum Trinken und Essen auffordern, zu Bewegungsübungen anleiten, Spiele spielen, Auskünfte geben. Darüber hinaus soll Lio als Unterstützung der Nachtwache eingesetzt werden. Für den späteren Verlauf des Projektes sind unter anderem eine Dolmetscherfunktion sowie die Erkennung von Notfällen und Alarmierung von Pflegepersonal vorgesehen.

Die Interaktion mit Lio ist für alle Bewohner der beteiligten Altenpflegeheime freiwillig. Bei allen Einsätzen wird der Roboter von geschultem Personal begleitet und überwacht. Dadurch soll wieder mehr Zeit zur Verfügung stehen für Zwischenmenschliches, benötigte persönliche Aufmerksamkeit und Wärme für die Pflegebedürftigen, damit Bewohnerinnen und Bewohner, aber auch Pflegerinnen und Pfleger sich wieder wohler fühlen können. Zu den Forschungsfragen des Projektes zählen unter anderen die soziale und technische Interaktion zwischen Mensch und Roboter, die Weiterentwicklung der Robotik und der künstlichen Spracherkennung sowie Fragen der technischen Sicherheit.