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Facebook-Likes könnten Wahlprognosen anhand der Sonntagsfrage Konkurrenz machen. Das legt eine Studie des PSG College of Arts and Sciences nahe. Im Rahmen der Studie wurde die indische Parlamentswahl 2014 untersucht und festgestellt, dass Likes für die Parteien eine Prognose der Stimmanteile erlauben.

Mit Daten aus dem Monat vor der Wahl "kann der Sieger mit 87-prozentiger Genauigkeit vorhergesagt werden", so die Forscher im "Asian Journal of Political Science". Das ist ein guter Wert für einen Ansatz, der günstiger käme als Meinungsumfragen. Meinungsumfragen sind nach wie vor der Standard für Wahlprognosen. "Obwohl sie zeitaufwendig und teuer sind, korrelieren sie sehr oft nicht mit den Wahlergebnissen", so das Team um den Medienwissenschaftler Francis P. Barclay. Sie gingen daher der Idee nach, dass ein breit genutztes Medium wie Facebook die Stimmung in der Bevölkerung gut wiedergeben müsste. Das Ergebnis ist ein einfacher Ansatz für Wahlprognosen, der dennoch vielversprechend wirkt: einfach die Likes beobachten.

"Es scheint logisch anzunehmen, dass eine Partei bei einer Wahl desto mehr Stimmen bekommt, umso mehr Menschen sie bevorzugen", schreiben die Forscher. Welche Parteien das Wählervolk bevorzugt wiederum sollte sich in den Facebook-Likes widerspiegeln, so ihre Annahme. Das hat das Team überprüft, indem es Daten zu den Likes der Fanseiten von Führungspersönlichen wichtiger und aufstrebender Parteien wie Kongresspartei, BJP und AAP analysiert hat. Dabei haben sie die Zeit vor den Wahlen im Mai 2014 ins Visier genommen.

Tatsächlich hat sich gezeigt, dass Likes im Wahlkampf um Stimmanteile stark korrelieren. Daher schien es plausibel, dass wirklich eine Wahlprognose möglich sein müsste. Das Team hat anhand seiner Daten eine Gleichung entwickelt, die bei den indischen Parlamentswahlen ein ernstzunehmender Konkurrent für andere Vorhersagen gewesen wäre. Denn Daten aus dem Monat unmittelbar vor der Wahl liefern zu 87 Prozent den richtigen Gewinner. Längerfristige Prognosen wären auch mit dem Like-Ansatz ungenauer, aber laut den Forschern immer noch zu über zwei Dritteln zutreffend.

Obwohl die Studie nur eine indische Wahl abdeckt, könnte sie international relevant sein. Die Verlagsgruppe Taylor & Francis, bei der das Asian Journal of Political Science erscheint, sieht es jedenfalls als erwiesen, dass Facebook-Likes ein recht genaues Polit-Barometer sind. Demnach könnten britische Politiker daraus ein letztes Stimmungsbild für die Unterhauswahl am kommenden Donnerstag gewinnen - und eine Ahnung, ob sie beim Urnengang erfolgreich sein werden. Dass die Methode auf Grossbritannien übertragbar ist, scheint insofern plausibel, als dass wie in Indien ein Mehrheitswahlrecht gilt.

Zum Fachartikel "India 2014: Facebook 'Like' as a Predictor of Election Outcomes": http://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/02185377.2015.1020319