Ein Patient beim Testen von 'Twin': Bewegungseinschränkungen werden therapiert (Foto: iit.it)

Menschen mit eingeschränkten oder gar fehlenden motorischen Fähigkeiten in den unteren Gliedmassen infolge schwerer Rückenmarksverletzungen haben mit dem Exoskelett "Twin" des Istituto Italiano di Tecnologia bald wieder die Möglichkeit zu gehen. Dazu brauchen sie allerdings Krücken oder Gehhilfen, da das Gerät sich nicht ausbalancieren kann. Dem Behinderten ist es jedoch möglich, sich ohne fremde Hilfe hinzusetzen und wieder aufzustehen.

Die Motoren aktivieren die Knie- und Hüftgelenke und geben die Bewegung des Patienten in Bezug auf Schrittlänge und Gehgeschwindigkeit vor. Die Batterie hat eine Lebensdauer von etwa vier Stunden und benötigt eine Stunde zum Aufladen.

Twin besteht aus leichten Materialien wie einer Aluminiumlegierung und ist aus modularen Komponenten zusammengesetzt, was die Nutzbarkeit und den Transport erleichtert. Darüber hinaus lässt sich das Exoskelett durch Teleskopglieder in Höhe des Oberschenkels und des Schienbeins an die körperlichen Merkmale des Patienten anpassen. Knöchel und Fussstütze sind in verschiedenen Grössen erhältlich, um sie auf die Ergonomie des Benutzers einzustellen, egal ob weiblich oder männlich, jung oder erwachsen.

Ein Bediener, etwa ein Physiotherapeut, steuert über eine spezielle Android-Anwendung, die auf dem mitgelieferten Tablet installiert ist. Die grafische Schnittstelle ermöglicht die Steuerung des Exoskeletts bei der Ausführung verschiedener programmierter Aktivitäten wie der Einstellung der kinematischen Bewegungsparameter und der Wahl der Schrittmodi. Zum einen gibt es den "Walk mode" für Patienten mit fehlender Motorik, bei dem das Exoskelett ein Gehmuster nach programmierten Parametern vorgibt.

Zum anderen gibt es den "Retrain mode" für Patienten mit teilweiser Beeinträchtigung der Motorik der unteren Gliedmassen, die in der Lage sind, sich mehr oder weniger autonom zu bewegen, aber Schwierigkeiten in Phasen des Gehens haben. In diesem Fall unterstützt das Exoskelett die Bewegung des Patienten mehr oder weniger stark und ermöglicht ihm die optimale Vorwärtsbewegung. Der "Twincare-Modus" schliesslich ist für Patienten mit einem gesunden Bein gedacht, während das andere in einigen Phasen der Vorwärtsbewegung mehr oder weniger ausgeprägte Unterstützung benötigt.