Neben Logiken, Algorithmen, zwei Scrum Teams und einem rund 50-köpfigen Product Content Development Team (PCD-Team), das sich ausschliesslich um die Produktdaten kümmert, kann beim Online-Händler Digitec Galaxus, dessen Angebot über 6,3 Millionen Produkte umfasst, neu auch die Community die Produktinformationen verwalten.
Das Problem im Hintergrund dazu ist laut des zur Migros gehörenden Online-Händlers, dass jeder Lieferant andere Bezeichnungen, Einheiten und Formate verwende. "Wir arbeiten mit Tausenden verschiedenen Lieferanten zusammen, die uns Millionen unterschiedlicher Daten zur Verfügung stellen", sagt Product Ownerin Zara Hegemann. Zur Einordnung: Im Jahr 2023 hat Digitec Galaxus eigenen Angaben zufolge 42 Millionen Eigenschaftswerte von Produkten angepasst.
Beispielsweise nenne ein Lieferant für Smartphones die Farbe "Color", ein anderer "Farbe" und Digitec Galaxus speichere die Farben in ihrem System als "Farbgruppe" und "genaue Farbbezeichnung" ab. Ein Smartphone könne also der Farbgruppe Schwarz angehören, die genaue Farbbezeichnung sei aber Obsidian. Alle diese Daten müssten im System entsprechend zugeordnet werden. Der überwiegende Teil geschehe automatisch. Was nicht automatisch funktioniere, übernehme das PCD-Team. Neu aber nun könne auch die Community eingreifen und korrigieren, sollten Daten fehlen oder unvollständig sein.
Dies funktioniere nach dem Wiki-Prinzip, das darauf beruhe, dass freiwillige Besucherinnen und Besucher einer Webseite deren Inhalte pflegen. Wikipedia ist wahrscheinlich die bekannteste Website, die auf diesem Prinzip aufbaut. Anstatt einer Firma oder bezahlter Autorinnen und Autoren stehen hinter den Beiträgen die Benutzerinnen und Benutzer.
Ab sofort können nun auch die User von Digitec Galaxus, welche eingeloggt und mindestens Level 2 erreicht haben (in der EU muss eine gewisse Anzahl Bestellungen getätigt worden sein), selbst Hand anlegen und Produktdaten eingeben. Die beiden Entwickler-Teams "Isotopes" und "Heisenberg" unter der Leitung von den Product Ownerin Zara Hegemann und Product Owner Pier-Luca Natali haben sich für dieses Projekt als Team "Heisentopes" zusammengetan. Die beiden Teams haben das Feature in den letzten Monaten entwickelt und getestet.
Ein Klick auf "Spezifikationen editieren" genüge, um in den Korrekturmodus zu gelangen und Änderungen vorzuschlagen. "Die Nutzerinnen und Nutzer, welche die Korrektur vorgenommen haben, sehen die Änderungsvorschläge sofort", sagt Hegemann. Das habe einen motivationspsychologischen Hintergrund und einen realen Nutzen. Bei einem Produktvergleich beispielsweise seien die eingegebenen Eigenschaften auf der Stelle für alle sicht- und anwendbar. Somit profitierten umgehend alle Besucherinnen und Besucher des Online-Shops von den Vorschlägen. Diese seien mit einem Hinweis gekennzeichnet. Die Information verschwinde, sobald die Anfrage geprüft und für korrekt befunden worden seien. Eine Ausnahme gebe es bei Freitext-Eingaben. Dort werde in jedem Fall zuerst geprüft, bevor die Änderung allen angezeigt werde. Hegemann begründet dies: "In der Anfangsphase möchten wir die Kontrolle haben und erste Erfahrungen zur Qualität der Vorschläge sammeln. In einem späteren Schritt sollen die Modifikationen dank verschiedener Parameter, Logiken, Community-Votings und künstlicher Intelligenz ohne Umwege über das PCD-Team geprüft und freigegeben werden."
