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Digitalisierung und hybrides Arbeiten, immer mehr Geräte und datenhungrige Anwendungen bringen Drahtlosnetze zunehmend an ihre Leistungsgrenze. Dies belegt eine neue Studie des deutschen Netzwerk- und Security-Lösungsanbieter Lancom Systems, in deren Auftrag das Analystenhaus Techconsult IT-Spezialisten aus 361 Unternehmen mit mindestens 250 Computer-Arbeitsplätzen befragt hatte.

Ein WLAN muss laut Studie in erster Linie schnell und sicher sein. Für 55 Prozent der Befragten hat die Geschwindigkeit der Datenübertragung Priorität. Die zweitwichtigste Anforderung sehen IT-Verantwortliche in der Netzwerksicherheit (53 Prozent). Massnahmen wie Passwortsicherheit, Verschlüsselung, Firewalls und regelmässige Updates schützen drahtlose Netzwerke vor unautorisiertem Zugriff, Datenlecks und anderen Risiken. Stabilität und Zuverlässigkeit liegen mit 48 Prozent auf Platz drei der meistgenannten Kriterien.

Mit der zunehmenden Digitalisierung steigt laut der Untersuchung nicht nur die Anzahl WLAN-fähiger Geräte, auch datenhungrige Anwendungen lassen das Datenvolumen rasant wachsen. 49 Prozent der Befragten sehen hierin die grösste Herausforderung. 47 Prozent betrachten das Anwachsen des Datenverkehrs durch hybride Arbeitsformen als herausfordernd. An dritter Stelle wird die Sicherstellung von Qualität und Performance genannt: 43 Prozent geben an, dass hohe Nutzerdichten und Lastspitzen die WLAN-Stabilität und -Leistung beeinträchtigen. Störungen der Signalqualität und Datenübertragung durch Fremdnetze und Nicht-WLAN-Funkquellen nennen vier von zehn IT-Verantwortlichen als weitere Herausforderung.

Um bestmögliche Konnektivität zu gewährleisten, setzen 61 Prozent der befragten Unternehmen auf eine präzise WLAN-Ausleuchtung einschliesslich Standortanalyse und genauer Kapazitätsplanung. 57 Prozent nennen Interoperabilität und die gezielte Auswahl der Netzwerkkomponenten als entscheidende Faktoren für einen reibungslosen Netzbetrieb. 42 Prozent nutzen cloudbasierte Managementlösungen, um ihr WLAN zentral und hochgradig automatisiert zu verwalten und so dem Fachkräftemangel zu begegnen.

Angesichts des hohen Bedarfs an schnellem und performantem WLAN überrasche der Studie zufolge jedoch eine Zahl: 51 Prozent der Befragten geben demnach an, aktuell noch mit Geräten der WLAN-Generation Wifi 5 (37 Prozent) oder noch älteren Standards, die ausschliesslich im 2,4-GHz-Band funken (14 Prozent), zu arbeiten. Demgegenüber sind 29 Prozent bereits auf Wifi 6 umgestiegen. Weitere 20 Prozent setzen aktuell schon auf die jüngste WLAN-Generation Wifi 6E.

Mit der Einführung von Wifi 6 habe WLAN nicht nur deutlich an Tempo zugelegt, so der Studienauftraggeber Lancom. Durch einen effizienteren Umgang mit Frequenzbändern und Kanälen erzielten Wifi 6 Access Points zudem einen weitaus höheren Durchsatz je Client als ihre Vorgänger. Das Ergebnis: Kürzere Latenzzeiten und mehr Stabilität für stark beanspruchte Drahtlosnetze.

Dennoch befürchten 38 Prozent der befragten IT-Verantwortlichen eine zunehmende Überlastung des 2,4-Gigahertz- und 5-Gigahertz-Spektrums und wünschen sich eine stärkere Nutzung des 6-Gigahertz-Bands. Wifi 6 Enhanced, kurz Wifi 6E, soll dem Rechnung Rechnung tragen, indem es in allen drei Bändern funkt. Der zusätzliche Frequenzbereich im unteren 6-Gigahertz-Band verdopple das bisher für WLAN nutzbare Spektrum und stehe Wifi 6E-fähigen Geräten exklusiv zur Verfügung, heisst es. Kollisionen würden somit verringert, Durchsatz und Übertragungsraten weiter erhöht. Besonders High-Density-Umgebungen, in denen viele WLAN-Clients gleichzeitig funken, gewännen mit Wifi 6E den nötigen Spielraum, um in puncto Datenmengen und Performance zukunftssicher aufgestellt zu sein.

Einen weiteren wichtigen Schritt in diese Richtung könnte die noch bis 15. Dezember in Dubai stattfindende Weltfunkkonferenz (WRC-23) bringen. Hier wird darüber beraten, ob in Europa, analog zu den USA und weiteren grossen Wirtschaftsregionen, zusätzlich zum unteren 6-Gigahertz-Band künftig auch der obere Teil des Bands für die lizenzfreie Nutzung durch WLAN freigegeben wird.

Michael Müller, Vice President WLAN & Switches bei Lancom Systems: "Die Zahl an WLAN-fähigen Endgeräten und datenintensiven Anwendungen wächst rasant. Schnelles, zuverlässiges und sicheres WLAN ist Innovationstreiber und Basis für viele geschäftskritische Anwendungen. Mit Wifi 6 und Wifi 6E gewinnen Organisationen den nötigen Spielraum, um bereits heute auf wachsende Anforderungen zu reagieren. Der Bedarf an Spektrum wird jedoch nicht abreissen. Die Öffnung des kompletten 6-Gigahertz-Bands in Europa ist deshalb ein notwendiger Schritt, um das volle Potenzial von WLAN auch in Zukunft zu nutzen. Das gebieten nicht zuletzt die Klimaziele, denn in puncto Energieeffizienz hat WLAN gegenüber anderen Übertragungstechnologien die Nase vorn."