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38 Prozent der CEOs in der Schweiz prognostizieren für 2024 ein Weltwirtschaftswachstum (global gesehen ebenfalls 38 Prozent). Das sind 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Allerdings gehen gleichzeitig 52 Prozent der für die Studie "27th Annual Global CEO Survey" von PWC befragten Schweizer Studienteilnehmenden und somit 7 Prozent mehr als im globalen Sample von einem Weltwirtschaftsrückgang aus. Diese Meinungspolarität zeugt von der Mehrschichtigkeit globaler Entwicklungen. Faktoren wie hohe Zinsen, Inflation, der starke Schweizer Franken oder ein gedämpfter Konsum machen sich je nach Branche und Marktgebiet unterschiedlich stark bemerkbar.

Insgesamt sind die CEOs in der Schweiz beim Thema Wachstum besserer Dinge als im Jahr zuvor. Andreas Staubli, CEO von PwC Schweiz, deutet das wie folgt: "Trotz geowirtschaftlicher Volatilität herrschen hier stabile Verhältnisse. Mit Blick auf Inflation und Zinsen schliessen wir CEOs eine harte Landung aus, da wir auf die Beständigkeit und Agilität unserer Unternehmen zählen können."

Cyberrisiken als Hauptbedrohung

Das Bedrohungsbarometer für das Jahr 2024 schlägt nicht überraschend neu aus: 35 Prozent der Studienteilnehmenden in der Schweiz werten Cyberrisiken wie Hackerangriffe, Überwachung oder Desinformation als Hauptbedrohung für ihr Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten (global: 21 Prozent). Das sind 12 Prozent mehr als im Vorjahr. Damals stand die Inflation mit 43 Prozent auf dem Risikopodest ganz oben. In der Schweiz haben sich die Auswirkungen der Inflation relativiert und gelten nicht länger als unabwägbar. Durch zunehmende Technologisierung und Digitalisierung rücken Gefahren für IT-System- und Datenintegrität erneut in den Mittelpunkt.

Transformation: Unternehmen halten sich mit neuen Technologien innovativ

90 Prozent der von PwC befragten CEOs in der Schweiz investieren in den kommenden zwölf Monaten in die Automatisierung von Prozessen und Systemen. Auf Platz 2 landen Produkt- und Dienstleistungsinnovationen, gefolgt vom Einsatz neuer Technologien wie Cloud oder KI. Neue Technologien und Innovationen helfen gemäss der Studie, Handarbeit durch kostengünstigere Automatisierung zu ersetzen, effizienter und schneller zu agieren und die Qualität dank Fehlerreduktion zu verbessern. Viele Unternehmen unterstützen Technologien zudem, um für jüngere Generationen attraktiv zu sein und den Fachkräftemangel zu adressieren.

51 Prozent der befragten CEOs haben laut Survey über die letzten fünf Jahre neue Technologien ausgerollt, um ihre Fähigkeiten zu verbessern. Ebenso viele haben neue Produkte und Dienstleistungen eingeführt und 33 Prozent haben selbst neue Technologien entwickelt. Damit die Unternehmen in der Schweiz ihre Erneuerungskraft auf Weltklasseniveau halten und den starken Schweizer Franken abfangen können, müssen sie innovativ bleiben.

Regulation: Fluch und Segen zugleich

Rund 49 Prozent der CEOs in der Schweiz werten regulatorische Vorschriften als grössten Treiber für ihre Wertschöpfung (global: 42 Prozent). Gleichzeitig gilt die Regulation mit 41 Prozent als grösstes Hindernis (global: 36 Prozent). Die Unsicherheit über das Schweiz-EU-Dossier dürfte sich in dieser Einschätzung niederschlagen. Dazu Andreas Staubli: "Die neuen Verhandlungen mit der EU gewähren der Schweiz hoffentlich bald wieder vollen Zugang zum EU-Binnenmarkt und dessen Forschungsprogrammen. Nur so bleiben wir ein hochkarätiger Ausbildungs- und Innovationsstandort."

Arbeitswelt: Gewinnen von Führungskräften und Talenten wird erfolgsentscheidend

57 Prozent der CEOs in der Schweiz erachten es als sehr schwierig, Talente im Unternehmen zu halten. 52 Prozent halten eine volle Führungspipeline für besonders anspruchsvoll. Diese Aussagen gehen auf den omnipräsenten Fachkräftemangel und ein verändertes Werteverständnis zurück. Motivation und Zufriedenheit vor allem jüngerer Mitarbeitender bedingt zunehmend Sinnhaftigkeit. Damit verbunden sind flexible Arbeitsmodelle, Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten, eine vielfältige und integrative Unternehmenskultur sowie ein griffigerer Firmenzweck.

58 Prozent der Schweizer CEOs belassen den Personalbestand unverändert (global: 38 Prozent). 29 Prozent planen, den Personalbestand zu erhöhen (global: 39 Prozent). Diese Einschätzungen untermauern die Robustheit der Schweizer Wirtschaft. Die Mitarbeitenden sind ein Teil gut funktionierender, stabiler Strukturen. Diese Beständigkeit möchten die CEOs in der Schweiz bewahren.

Nachhaltigkeit: Regulierungsflut lenkt Fokus auf Compliance

Die CEOs haben die Notwendigkeit der Dekarbonisierung erkannt: 54 Prozent der Studienteilnehmenden verkaufen Produkte, Dienstleistungen und Technologien, die den Klimaschutz unterstützen. 58 Prozent tätigen derzeit Innovationen in ein klimafreundliches Angebot. Allerdings werden die Nachhaltigkeitsprogramme der Unternehmen einem harten Realitätscheck unterzogen. Sie müssen einem wahren Regulierungstsunami standhalten, weshalb der Schwerpunkt im Studienjahr bei der Compliance liegt. Gleichzeitig muss sich Nachhaltigkeit rechnen. Doch noch sind viele Märkte nicht bereit, Mehrkosten für etwas zu tragen, von dem sie nur indirekt profitieren.

Generative KI: Potenzial erkannt – Vorbehalte bleiben

Die CEOs sind sich einig, dass generative KI neuartige Fertigkeiten einfordert und den Wettbewerb dynamisiert. Ebenso glauben sie an positive Auswirkungen auf Effizienz, Umsatz und Rentabilität. Trotzdem haben erst 16 Prozent der CEOs in der Schweiz generative KI in ihrem Unternehmen eingeführt. Und die Bedenken sind nicht zu überhören: 70 Prozent der Studienteilnehmenden sind überzeugt, dass generative KI die Cyberrisiken kurzfristig erhöht, 54 Prozent befürchten die Verbreitung von Fehlinformationen und 44 Prozent rechtliche Sanktionen sowie Reputationsschäden. "Wie wir CEOs generative KI in unseren Unternehmen einsetzen, müssen wir sorgfältig evaluieren. Sie bietet ein einmaliges disruptives Momentum. Hier lohnt es sich, Grosses in kleinen Schritten anzusteuern", meint Staubli.

Über die Studie
Die Schweizer Ausgabe der 27. CEO-Umfrage basiert auf der "27th Annual Global CEO Survey" von PwC Global. Die Erhebung fand im November 2023 statt. Weltweit wurden insgesamt 4702 CEOs aus 105 Ländern und Marktgebieten befragt, davon 79 in der Schweiz. Die CEOs des Schweizer Samples vertreten zu 30ؘ Prozent den Finanzsektor, 6 Prozent Technologie, Medien und Telekommunikation, 16 Prozent die Verbrauchermärkte, 24 Prozent die industrielle Fertigung und Automotive, 14 Prozent die Gesundheits- inkl. Pharmaindustrie und 9 Prozent die Energieversorger sowie Ressourcen. 33 Prozent sind national tätig.
49 Prozent der teilnehmenden Unternehmen beschäftigen weniger als 500 Mitarbeitende, 15 Prozent zwischen 500 und 999 und 37 Prozent über 1000. 35 Prozent der befragten CEOs repräsentieren Unternehmen mit einem Umsatz von unter 100 Mio. CHF, 44 Prozent Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 100 und 999 Mio. CHF und 18 Prozent Unternehmen mit einem Umsatz von 1 bis 25 Mrd. CHF. 24 Prozent sind börsenkotiert, 25 Prozent befinden sich in Familienhand und 20 Prozent werden von der Inhaberschaft geführt.