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Am Walensee ist der Swisscom auf einer Teststrecke zwischen Biberlikopf und Kerenzerberg mit einem neu konzipierten Antennenkorridor von vier Kilometern Länge ein grosser Durchbruch gelungen: Die Ingenieure von Swisscom erreichten eine Verbindung mit 1.2 Gigabit pro Sekunde in einem fahrenden Zug.

Dazu Christoph Aeschlimann, Leiter IT, Network & Infrastructure, Swisscom: "Das Konzept hat Vorbildcharakter für die weltweite Mobilfunkbranche. Noch vor einem Jahr wussten wir nicht, ob es möglich ist. Nun haben wir eine Lösung für eine stabile und zuverlässige Versorgung der Passagiere und gewinnen wichtige Erkenntnisse für sicherheitsrelevante Anwendungen im Bahnverkehr." Ein weiterer positiver Nebeneffekt sei die tiefere benötigte Sendeleistung, weil die Distanzen zwischen Antennen und Geräten kürzer seien, betont Swisscom.

Nach der Auswertung der Ergebnisse werde der Testkorridor weiter optimiert und mit Messungen im ersten Quartal 2021 validiert, heisst es. Das langfristige Ziel sei eine lückenlose Mobilfunkabdeckung entlang der Hauptachsen für alle Mobilfunknutzer und -anbieter der Schweiz. Swisscom habe mit dem Antennenkorridor einen umsetzbaren Lösungsansatz entwickelt, der auch den anderen Providern offenstehe.

Der Test im Detail

Für den Test wurde entlang der Bahnstrecke am Walensee, gemeinsam mit dem Netzwerkausrüster Ericsson, ein vier Kilometer langer Antennenkorridor errichtet. Durch die Nähe der Antenne zu den Endgeräten ist die Sendeleistung der Antennen tiefer und die Versorgung entlang des Bahnkorridors zielgerichteter.
In einem schrittweisen Vorgehen wurden zahlreiche Kombinationen (Mobilfunkgenerationen 4G und 5G, Sitzposition, Zugswagentyp, Sendeleistungen, Zugfenster, Mast-Antennen, Smartphone-Modelle usw.) in über 200 Zugsfahrten gemessen und analysiert. Das Projekt habe gezeigt, dass der Antennenkorridor möglich sei und die Performance stimme. Mit 4G und 5G kombiniert waren über 1.2 Gigabit/Sekunde Downloadgeschwindigkeit im fahrenden Zug möglich. Die Reaktionszeit von 5G war laut Swisscom ganze vier Mal kürzer als bei 4G und lag bei 8 Millisekunden.

Die Versorgung der Passagiere ist das eine, das andere sind sicherheitsrelevanten Anwendungen im Bahnverkehr. Das bestehende Bahnkommunikationsnetz GSM-R soll in den kommenden Jahren durch den neuen Standard Future Railway Mobile Communication System (FRMCS) abgelöst werden. Eine gute Mobilfunkversorgung sei also nicht nur für Bahnreisende, sondern auch für Bahnunternehmen zentral, heisst es abschliessend.