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Das soziale Netzwerk Facebook ist für Millionen von Internetnutzern fast ein Synonym für das Internet. Keine zweite Plattform versteht es derart den virtuellen Raum mit dem Alltag zu verknüpfen, wie Facebook. Dabei war der soziale Online-Dienst, als er vor exakt zehn Jahren an den Start ging, lediglich ein digitales Jahrbuch für Studenten.

Ursprünglich war es die Harvard-Universität, die damals eine Art digitales Campus-Buch auf die Beine stellen wollte, damit sich die Studenten vernetzen konnten. Doch das dauerte länger als geplant. Mark Zuckerberg war ungeduldig - und schneller: "Jeder redet hier sehr viel über ein universales 'face book' innerhalb von Harvard. Ich denke, es ist schon ein bisschen blöd, dass die Universität Jahre braucht, um das einzurichten. Ich kann das besser machen als die, und ich kann das in einer Woche machen." Und er sollte recht behalten. Und am 4. Februar 2004 war es dann soweit. Die Website "thefacebook.com" startete und setzte zu einem unglaublichen Siegeslauf an.

Zunächst war die Profilseite noch rudimentär: Studierende sollten sich vor allem über ihre Profilinformationen finden können. 2006 führte Facebook dann zwei neue Feeds namens "Mini" und "News" ein. In der Mitteilung von damals heisst es: "Diese Merkmale unterscheiden sich nicht nur von dem, was wir bisher auf Facebook hatten, sondern auch von allem, was man sonst im Web finden kann." Facebook übernimmt damit die Stream-Funktion. Nutzer müssen nicht mehr selbst bei anderen nachschauen, ob es etwas Neues gibt. Nun bekommen sie mit, wie sich das Leben in ihrem Freundeskreis verändert - und können sich auch selbst einfach allen mitteilen. Ende 2006 ist Facebook übrigens noch vergleichsweise klein: Zwölf Millionen Menschen sind angemeldet.

2009 wird das Design der Seite grosszügiger. Sie bekommt einen Balken, der quer über die Seite verläuft. Über ihn können Nutzer ihr persönliches Profil aufrufen. 2010 kann Facebook bereits auf 608 Millionen Nutzer weltweit verweisen. Das neue Profil gibt auf einen Blick viel mehr Informationen preis als alle Updates zuvor. Zu sehen sind nun beispielsweise Fotos, in denen der Nutzer kürzlich markiert wurde.

Die Änderungen wie das Markieren in Fotos rufen auch Datenschützer auf den Plan. Facebook ist mittlerweile nicht mehr die kleine Seite, auf der sich nur Studierende für einen Chat treffen, sondern ein Millionen-Dollar-Unternehmen, das viel Geld mit Werbung macht und Daten der Nutzer sammelt.
2010 ist konsequenterweise auch das Jahr, in dem Mark Zuckerberg die Privatsphäre als soziale Norm aus der Vergangenheit bezeichnet.

Seit 2012 hat Facebook sein Aussehen kaum mehr verändert. Mehr als eine Milliarde Menschen nutzen die Seite. Das Unternehmen ist mittlerweile an die Börse gegangen und verdient sein Geld vor allem mit Werbung auf Smartphones.
Inzwischen gibt es die sogenannte Timeline, entlang der man sich durch die vergangenen Jahre klicken kann. Es gibt ein grosszügiges Hauptfoto, und die Suchfunktion wurde prominent platziert.

„Es war eine unglaubliche Reise, für mich persönlich und für alle im Unternehmen“, sagte Zuckerberg jüngst bei der Präsentation der Geschäftszahlen für das vergangene Jahr. 1,23 Milliarden Nutzer, 757 Millionen davon täglich, 7,9 Milliarden Dollar Umsatz aus Werbung und Online-Spielen, 1,5 Milliarden Dollar Gewinn. Facebook hat längst die Internet-Urgesteine Yahoo und AOL abgehängt. Geplant war das alles nicht, wie Zuckerberg vor wenigen Tagen dem Publikum auf einer Konferenz verriet. Nachdem die erste Version von Facebook für seine Harvard-Kommilitonen fertiggewesen sei, habe er zu seinen Freunden gesagt: "Okay, das ist klasse, dass es jetzt dieses Instrument und diese Gemeinschaft an unserer Uni gibt. Keine Frage, eines Tages wird das jemand für die Welt bauen. Es kam mir überhaupt nicht in den Sinn, dass wir das sein könnten."

Facebook kann auch ein politisches Machtinstrument sein. Im Sinne von "Demokratisierung von unten" etwa. Erinnert sei etwa an Oscar Morales und seine Initiative „Un Million de Voces Contra Las Farc“. Innerhalb eines Monats formte der Kolumbianer über Facebook eine internationale Protestaktion gegen die Guerillabewegung Farc. 12 Millionen Teilnehmer demonstrierten schliesslich innerhalb und ausserhalb der Landesgrenzen, verbunden durch ein gemeinsames Ziel – und Facebook. Und die Initiative des Bolivianers ist kein Einzelfall. Facebook formiert viele Aktivisten und ist der verlängerte Arm politischer Bewegungen. Unter den bekanntesten Beispielen rangieren die Demonstrationen gegen Ägyptens Präsident Mursi. Doch nicht nur politische Oppositionen nutzen heute die Möglichkeiten des Sozialen Netzwerks: US-Präsident Obama sicherte sich seine zweite Amtszeit mit einer starken Digitalkampagne, die auch über Facebook viele Millonen Wähler mobilisierte.

Facebookkritiker glauben, dass das Soziale Netzwerk früher oder später implidiert. In der Tat melden sich junge Nutzer immer häufiger von Facebook ab. Das Marktforschungsunternehmen iStrategylabs hat erhoben, dass sich vor allem 13- bis 17-Jährige aus dem Netzwerk verabschieden, ein Viertel von ihnen ist demnach in den letzten drei Jahren auf andere Dienste wie die Foto-App Snapchat, Twitter, Whatsapp oder Tumblr umgestiegen. Eine nachvollziehbare Entwicklung, denn welcher Teenager will schon dort sein, wo sich die Eltern tummeln. Jedoch hat diese Entwicklung Facebook bislang kaum geschadet. Im Gegenteil, alleine von Oktober bis Dezember vergangenen Jahres kamen 39 Millionen neue Nutzer hinzu.

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Ab 2008 konnten Facebook-Nutzer ihre Profile um Apps erweitern (Bildquelle: Mashable)
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Die Facebook-Profilseite heute