Stadtrat Peter Hanke bei der Projektpräsentation (© PID/ Markus Wache)

In Wien benötigt die IT-Branche dringend Fachkräfte, vor allem in Bereichen wie der Softwareentwicklung, Requirements Engineering oder Software Testing. Der Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds (Waff) hat deshalb ein Pilotprojekt für Arbeitssuchende lanciert, die in dieser Branche Fuß fassen wollen.

Statt beruflicher Neu-Orientierung, also eine berufliche Neu-Codierung: Das Arbeitsmarktservice (AMS) und der WAFF haben sich mit zehn IT-Unternehmen zusammengeschlossen und bilden in einem Pilotprojekt arbeitssuchende Wienerinnen und Wiener unter anderem zu Softwareentwicklern aus. Das Vorhaben wurde von Wiens SPÖ-Finanzstadtrat Peter Hanke präsentiert. Dieser betonte: "Wir haben eine aktuelle Beschäftigungsanalyse des Wifo, die besagt, dass bis zum Jahr 2023 über 11.000 neue Stellen allein in Wien notwendig sind."

Auf Basis des Pilotprojekts "Jobs mit Ausbildung" können sich Arbeitsuchende, die im Bereich IT tätig werden möchten, entsprechend qualifizieren lassen. Bis Ende 2020 werden drei Lehrgänge für rund 70 Personen angeboten.

Gemäss Hanke sei es das Ziel, "dass möglichst viele in weiterer Folge auch den Abschluss im neuen Lehrberuf Applikationsentwicklung-Coding machen und somit zur IT Top-Fachkraft werden." Die dafür notwendigen Vorbereitungskurse werden ebenfalls gefördert. Erste Firmen sind bereits in die Ausbildung eingestiegen. Das Modell sei eine ideale Ergänzung, weil benötigte Fachkräfte am Arbeitsmarkt schwer zu finden seien, sagt etwa Peter Simeonoff, Chef des IBM Client Innovation Center Austria. IBM hat 2016 das Client Innovation Center Austria an seinem Standort in Wien gestartet. Seither werden dafür sukzessive neue MitarbeiterInnen im IT-Umfeld gesucht. Besonders begehrt sind derzeit laut Simeonoff Java-Developer.

Die BewerberInnensuche läuft über den Waff. Interessierte, die in IT-Berufe einsteigen wollen, können sich unter www.waff.at bewerben. Grundvoraussetzung ist entweder Matura, eine Lehrabschlussprüfung, ein Fachhochschulabschluss oder eine im Ausland erworbene Qualifikation. Fortgeschrittene Kenntnisse in Deutsch, Englisch und Mathematik sind ebenfalls erforderlich. Das Mindestalter beträgt 20 Jahre. Die Auswahl erfolgt dann in einem mehrstufigen Auswahlverfahren in enger Abstimmung mit den Unternehmen inklusive Assessment Center. Wer in die Ausbildung aufgenommen wird und sie positiv abschließt, hat danach einen fixen Job. Der Waff fördert dabei die Kosten der Qualifizierung mit 1.000 Euro pro TeilnehmerIn.

Im Bereich Applikationsenwicklung-Coding dauert das Programm 12 Monate. Die theoretische Ausbildung findet bei einem Coding-Institut statt, die siebenmonatige praktische Ausbildung direkt beim Unternehmen. Während dieser Ausbildung finanziert das AMS Wien die Lebenserhaltungskosten. Im Rahmen des Pilotprojektes haben bereits 23 TeilnehmerInnen mit Ausbildungen begonnen. Für 2020 sind bereits zwei weitere Lehrgänge mit insgesamt 44 TeilnehmerInnen geplant.

Nach Ausbildungsabschluss steht ein fixer Job bei jenem Unternehmen, wo die praktische Ausbildung absolviert worden ist. Nach einem weiteren Jahr kann man dann ebenfalls mit Unterstützung des Waff zur Lehrabschlussprüfung "Applikationsentwicklung-Coding" (ehemals Informationstechnologie-Informatik) antreten.

Inzwischen suchen nicht nur IT-Firmen selbst, sondern auch Unternehmen mit entsprechenden Fachabteilungen speziell ausgebildete Mitarbeiter. Derzeit gibt es laut dem Finanzstadtrat in Wien rund 6.000 IT-Unternehmen. Sie beschäftigen circa 60.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und lukrieren im Jahr einen Umsatz von etwa 19 Milliarden Euro.