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Letzthin beklagte sich der Geschäftsführer eines Open-Source- Anbieters bei mir, als ich mit ihm über die Bedeutung von Communities diskutierte. Er meinte: «Diese Leute beanspruchen ein Recht auf freie Software und freien Support. Und dies nicht im Sinne von ‹freier Rede›, sondern von Freibier!» Dieses Urteil ist sicherlich zu pauschal.

Es gab immer Trittbrettfahrer in Open-Source-Gemeinschaften. Aber unter dem Strich überwiegt der Nutzen für einen kommerziellen Anbieter den Aufwand für solche Trittbrettfahrer bei weitem. Die folgenden zwölf Gründe zeigen, weshalb sich für ein Open-Source-Unternehmen der Aufbau einer Community lohnt.

  1. Ausweitung des potenziellen Kundenstamms: Richtig angepackt, erweist sich eine wachsende Community als Absatzkanal. So kann der Anbieter etwa einen Teil der Benutzer als zahlende Kunden gewinnen.
  2. Höhere Verkaufserfolge: Im Vergleich zu klassischen Methoden zur Kundengewinnung ist die Erfolgsrate bei Community- Anwendern höher. Sie haben das Produkt bereits evaluiert und kontaktieren den Verkauf dann, wenn sie auch kommerzielle Unterstützung suchen.
  3. Höherer Bekanntheitsgrad: Eine lebendige Community fördert den Wert der Marke und betreibt Mund-zu-Mund-Propaganda.
  4. Die Marke stärken: Open Source Brands wachsen und gedeihen dank der Wertschöpfung, welche die Community erbringt. Eine funktionierende Community erbringt einen Mehrwert für fast alle Aktivitäten des Anbieters.
  5. Grosse Verbreitung: Die Community sorgt für den breiten Einsatz eines Produktes. Auf dieser Basis kann der kommerzielle Anbieter seine Marke stärken und die Produkt- und Servicequalität steigern.
  6. Günstiges Marketing: Je grösser und aktiver die Community ist, desto mehr fördert sie den Bekanntheitsgrad eines Produkts. Entsprechend sinkt der Marketingaufwand für derartige Massnahmen.
  7. Hohe Glaubwürdigkeit: Dank einer aktiven Community nehmen Journalisten, Analysten und potenzielle Kunden ein Unternehmen als echten Open- Source-Anbieter wahr. Die Grösse der Community sagt auch etwas darüber aus, wie gut ein Produkt eine Anforderung erfüllt, und dass ein Bedarf besteht.
  8. Kosteneffiziente und wettbewerbsfähige Geschäftsführung: Kommerzielle Open-Source- Angebote bieten das beste Preis-Leistungs-Verhältnis, weil sie Kosten senken und Innovations- und Investitionsschutz bieten. Ermöglicht wird dies durch ein aktives Open- Source-Ökosystem, das mit Bugfixes, neuen Funktionen und anderem die Entwicklung vorantreibt.
  9. Investitionsschutz: Das Risiko des Kunden sinkt mit einer steigenden Zahl von Spezialisten am Markt, die über Fachwissen für ein bestimmtes Produkt verfügen.
  10. Neue Marktsegmente evaluieren und aufbauen: Open-Source- Software ermöglicht Anbietern und Organisationen einen kostengünstigen Einstieg in internationale Märkte. Über den Aufbau einer Community kann ein Anbieter ohne hohe Investitionen neue Marktsegmente evaluieren und aufbauen.
  11. First-Level-Support auslagern: Unterstützt ein Anbieter die Community im selbständigen Informationsaustausch, kann das Unternehmen den Supportaufwand für grundlegende Aspekte senken.
  12. Technologische Führung und Vorreiterrolle: Eine erfolgreiche Community zieht weitere Entwickler an. Mit einer breiten Basis kann sich ein Open-Source- Produkt als führende Technologie etablieren. Wenn der Anbieter seine Kommunikation darauf abstellt, kann er sich zum Vordenker entwickeln.

Sandro Groganz ist Begründer und Leiter von Initmarketing, einem globalen Marketing- Netzwerk für Open-Source-Anbieter. www.initmarketing.com