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Glaubt man den Auguren und der Mehrheit vieler Umfragen, dann sind die Tage der internen IT-Infrastruktur gezählt. Immer mehr Anwendungen wanderten in die Rechenzentren einiger grosser Anbieter und würden dort gemanagt, gesichert, gespeichert und ohne irgendwelche Gefahren rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Das spare Investitionen und Aufwand im eigenen Hause und sei ausserdem billiger. Diesem Wandel könne man sich praktisch nicht mehr entziehen.

Den externen Infrastrukturkuchen teilen sich vor allem drei grosse Anbieter – Amazon AWS, Microsoft Azure und Google Cloud. Die Umsatzzahlen sprechen für sich: Der Markt für Platform-as-a-Service wird für das Jahr 2020 auf 39,7 Milliarden Dollar geschätzt, und der für Infrastructure-as-a-Service auf 101,56 Milliarden Dollar. Laut dem IT-Dienstleister Jelvix teilen sich diesen grossen und wachsenden Markt hauptsächlich die drei erwähnten Firmen – und zwar entfallen auf AWS 52 Prozent, auf Microsoft Azure 21 Prozent und auf Google Cloud 18 Prozent.

Kleinere Anbieter wie zum Beispiel IBM Cloud, OVH oder Rackspace liegen in diesem Rennen zurück, weil sie offenbar nicht mit der gleichen Sicherheit Faktoren wie stabiles Ökosystem, technischen Support, qualifizierte Mitarbeiter, Performance und akzeptable Preise bieten können.

Folgt man Jelvix, bieten die grossen Drei durchaus unterschiedliche Leistungen:

- AWS hat demnach seine Kundenbasis vor allem bei grossen Unternehmen, da sie Anforderungen wie Real-Time-Anfragen, häufig wechselnde Benūtzerzahlen und unterschiedliche geographische Märkte befriedigen müssen. Die Kunden benötigen in der Regel ein eigenes geschultes IT-Team, um mit der Komplexität der AWS-Cloud zurechtzukommen. Cloud-Anfänger haben unter Umständen einige Hūrden zu nehmen – besonders auf der Kostenseite.

- Microsoft Azure hat sich auf Software-as-a-Service spezialisiert, mit Schwerpunkten wie Retail-Unternehmen und IoT. Darüber hinaus bietet Azure besondere Tools für Data Analytics, Machine Learning oder Insight Processing. Azure steht in dem Ruf, Schwierigkeiten mit der gleichzeitigen Verarbeitung grosser Datenmengen zu haben. Für die Unterstützung der Kunden werden verschiedene Support-Stufen angeboten.

- Google Cloud unterstützt besonders Startups, für die man die Google-Cloud-Infrastruktur zur Verfūgung stellt. Jelvix verweist auch auf die AI-Tools von Google. Google ist später in den Markt für Public Clouds als die Konkurrenten eingestiegen, profitiert aber sicher von der langjährigen Erfahrung der IT-Experten des Unternehmens.

Storage in der Cloud

Das Speichern von Daten in der Public Cloud bildet einen wesentlichen Bestandteil dieser Technologie. Die Cloud-Anbieter nehmen den Kunden damit eine Last ab – fortlaufende Backups und Wiederherstellung der Daten im Katastrophenfall werden oft mit eher altertūmlichen Software-Programmen und ohne ausreichende Erfahrung mit dem Restore durchgeführt. Und im Erpressungsfall beim Diebstahl der Daten oder ihrer Blockierung durch kriminelle Angreifer wird nicht gerade selten ein Lösegeld bezahlt anstatt sich auf die eigene Technologie zu verlassen. Wir konzentrieren uns hier auf den wichtigen Bereich Storage in der Cloud.

AWS stellt den Kunden eine vielfältige Storage-Infrastruktur für verschiedene Dateiformate zur Verfūgung. Dazu gehören S3 (Simple Storage Service) für object-orientierte Daten, Elastic Block Storage für EC2-Operationen (Elastic Compute Cloud), um dauerhafte Blockdaten abzulegen, und Elastic File System für die Aufbewahrung von verschiedenen Dateien der Unternehmen. Ferner bietet AWS den Dienst Storage Gateway für das Speichermanagement von Daten sowohl in der Cloud als auch im lokalen Netzwerk an. Snowball ist ein Transportservice für die Bewegung grosser Datenmengen in und aus der AWS-Cloud.

Daten werden bei Amazon mit Aurora (einer SQL-Lösung) und mit DynamoDB (für NoSQL-Daten) verwaltet. Und für die regelmässige Archivierung der verschiedenen Dateien gibt es Glacier, ein Tool für die Erzeugung und Ablage komprimierter Daten. Weitere Software-Lösungen sind u.a. ElastiCache für das Speichern von Cache-Informationen, Redshift für Storage von Data-Warehouse-Dateien und Neptune für graphische Dateien.

Für interessierte Unternehmen lohnt sich das genaue Studium der oft wechselnden Preisbestimmungen bei Amazon AWS – von kostenlosen Mindestmengen an Daten bis zu Sonderkonditionen.

Storage Azure ist das Tool von Microsoft, das für das Speichern in unstrukturierten Informationen auf der Basis von REST APIs () zuständig ist. Für den Umgang mit grossen Datenmengen wird Queue Storage verwendet. Anwendungen für Big-Data-Analysen stützen sich auf Data Lake Store.

Für das Management von Datenbank-Plattformen bietet Microsoft drei SQL-Tools an: MySQL, Postgresql und SQL Database. Und für Data Warehouses gibt es relationale und nicht-relationale Werkzeuge: Table Storage und Cosmos DB. Redis Cache ist für das Speichern von In-Memory-Prozessen zuständig. Ausserdem stellt Microsoft mehr Optionen für hybriden Datenspeicher als AWS oder Google zur Verfūgung, zum Beispiel Server Stretch Database.

Google Storage bietet weniger Optionen für das Speichern von Dateien und Datentypen als die Konkurrenz, darunter solche für object-basierte Daten und Persistent Disk für File Management. Für den Transport von Daten stellt Google eine eigene Appliance zur Verfügung, und neben Cloud SQL und Cloud Spanner gibt es für NoSQL-Daten eine angepasste Version von Spanner. Wie Jelvix berichtet, finden sich bei Google Cloud bisher keine eigenen Backup- und Archivierungstools, Anwender müssen hier auf tertiäre Lösungen zurückgreifen.

Quelle: Vitaliy Ilyukha, Choose the best Cloud Platform, www.jelvix.com, September 2020

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Bei den Netzwerk-Features gibt es bei den drei grossen Cloud-Anbietern in der Regel Optionen für den Anschluss privater Clouds sowie für Peering, Load Balancing und DNS-Verbindungen
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Zur Preisgestaltung von AWS, Microsoft Azure und Google Cloud finden sich bei Jelvix erste Orientierungspunkte
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