Markus Doetsch, Group CEO der Heinekingmedia (Bild: zVg)

Im Interview mit Inuit.at erläutert Markus Doetsch, Group CEO der schwerpunktmässig auf Digital Education und UCC (Unified Communications and Collaborations) ausgerichteten Heinekingmedia, die Hintergründe zur Übernahme der J. Klausner Professional Multimedia und dem damit verbundenen Markteintritt in Österreich.

Interview: Karlheinz Pichler

Inuit: Mit der Übernahme der J. Klausner Professional Multimedia hat sich Heinekingmedia über ein Unternehmen Zutritt in den österreichischen Markt verschafft, das von der Ausrichtung her ähnlich aufgestellt ist. Welche Erwartungshaltung hegen Sie für diese Expansion nach Österreich?

Markus Doetsch: Klausner ist ein Unternehmen für Medientechnik, AV-Distribution und Systemintegration. Heinekingmedia ist in Deutschland ein Pionier und Marktführer in den Bereichen Digital Education und Communication/Collaboration. Wir entwickeln und verkaufen Lösungen für Bildschirmkommunikation, Professional Secure Messaging und weitere IT-Services. Was hier wichtig ist: Wir entwickeln unsere Hardware und unsere Lösungen selbst. Klausner haben wir – um es ganz einfach zu sagen – als Vertriebs- und Integrationsunternehmen gekauft. Die Ähnlichkeit besteht darin, dass das Vertriebsportfolio und das Team zu Heinekingmedia passen. Aus Einkaufssicht war Klausner ein optimaler Partner. Jetzt ist Klausner unser Verkäufer und Systempartner in Österreich. Ein guter Einstieg – oder?

Inuit: Wird der Brand Klausner langfristig weitergeführt oder wird er im Laufe der Zeit durch den Namen des Mutterkonzerns ersetzt?

Markus Doetsch: Der Brand Klausner bleibt erhalten. Das Geschäft wird geführt wie bisher – erweitert um die Produkte und Lösungen von Heinekingmedia. In den letzten Wochen haben wir alle Partner von Klausner in persönlichen Gesprächen über die neue Eigentümersituation informiert. Wir haben Kontinuität versprochen. An dieses Versprechen halten wir uns.

Inuit: Was passiert mit Redundanzen? Etwa mit Marken wie Clevertouch, Barco usw., die Klausner im Portfolio führt? Werden diese weitergeführt oder durch Heinekingmedia-Lösungen ersetzt?

Markus Doetsch: Natürlich verkaufen wir am liebsten unsere eigenen Produkte und Lösungen. Marken wie Clevertouch bleiben aber weiter wichtige Partner von Klausner in Österreich. Insbesondere diese Marke ist ein sehr prominenter Brand in Österreich – und davon soll unser Unternehmen auch weiterhin profitieren. Es wäre aus Marketingsicht nicht sinnvoll, bekannte Marken im Portfolio zu eliminieren. Kunden haben verschiedene und sehr differenzierte Anforderungen. Insofern ist eine Ergänzung und nicht eine Umstellung des Portfolios für uns der sinnvolle Weg.

Inuit: Nachdem es ja Doppelspurigkeit gibt – wird es zu strukturellen Bereinigungen kommen oder erhalten die Beschäftigten von Klausner eine längerfristige Job-Garantie?

Markus Doetsch: Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Klausner werden in ihren aktuellen Funktionen und Rollen übernommen, auch das Management. Das gilt entsprechend auch für Verträge mit Partnern und Kunden. Wir wollen das Klausner-Geschäft bewahren und ausbauen. Deshalb haben wir das Unternehmen gekauft. Und um auf Ihr Argument der "Doppelspurigkeit" einzugehen: Dass Klausner jetzt auch Heinekingmedia-Produkte und -Services vertreibt, ist – wie schon gesagt – eine sinnvolle Ergänzung des bisherigen Geschäfts. Natürlich schulen wir die Mitarbeiter auf unsere Produkte. Entlassen wollen wir niemanden. Im Gegenteil, wir suchen gerade zusätzliche qualifizierte Mitarbeiter und erweitern das Geschäft in Österreich.

Inuit: Wird es auf der Management-Ebene zu einem Umbau kommen, oder bleibt hier alles beim Alten?

Markus Doetsch: Das Management von Klausner ist zuerst und vor allem Jasmin Klausner. Sie verantwortet das operative Geschäft, jetzt und in Zukunft. Sie hat sich Heinekingmedia gegenüber committet, die nächsten Jahre zu bleiben. Ich gehe davon aus, dass Jasmin Klausner langfristig unser Geschäft in Österreich steuern wird. Auch Edwin Klausner wird weiter dabei sein. Zwar geht er am Ende des Jahres in seinen verdienten Ruhestand. Er will als Berater aber die nächsten Jahre weiter dabei sein. Für uns passt das.

Inuit: In Deutschland wurde das Management von Heineking nach der Übernahme durch Premium Equity Partners ja neu aufgestellt?

Markus Doetsch: Ja und nein. Als die Gründer von Heinekingmedia ihr Unternehmen an Premium Equity Partners und mich verkauften, wollten sie – auf eigenen Wunsch – aus dem operativen Geschäft ausscheiden. Deshalb hat Heinekingmedia heute eine andere Geschäftsführung. Alle drei Gründer sind aber nach wie vor für das Unternehmen tätig: als Beiräte oder strategische Berater. Als ich die Verantwortung übernahm, habe ich darauf geachtet, die Mitarbeiter zu halten und richtig einzusetzen. Wir haben keine Leute entlassen, sondern die Kollegen dort eingesetzt, wo sie den besten Beitrag liefern können – und zusätzlich neue eingestellt. Wir wachsen sehr schnell und können es uns nicht leisten, gute Kollegen zu verlieren; egal ob Senior oder Junior.

Inuit: Da ja Heinekingmedia mehrheitlich einem von Premium Equity Partners beratenen Fonds gehört, wird es ja entsprechenden Druck auf die Kostenstrukturen geben und hohe Wachstumsziele vorgegeben werden. Und da spielen auch Personalfragen eine wesentliche Rolle…

Markus Doetsch: Es ist ein Vorurteil, dass Investoren nur Kosten senken und Personal entlassen wollen. Wir haben eine Wachstumsstrategie, abgestimmt mit unseren Investoren: DACH, Europa, international. Diese Strategie setzen wir Schritt für Schritt um. Neben der Schweiz und Österreich haben wir aktuell beispielsweise Italien im Visier. Außerhalb Europas schauen wir uns unter anderem Märkte wie Südafrika an. Momentan wächst unser Geschäft jährlich um rund 50 Prozent. Was wir verdienen, investieren wir. Ich habe keinen Kostendruck. Mein Druck besteht darin, die richtigen Leute zu finden und die richtigen Strukturen für unser Business aufzubauen.

Inuit: Was für strategische Pfeile hat Heinekingmedia im Köcher, um den Marktanteil in Österreich auszubauen?

Markus Doetsch: Engagement, gute Produkte und Lösungen, ein professionelles Verkaufsteam und ausgezeichnete Partner.

Inuit: In Deutschland ist Heinekingmedia im Bildungsbereich vor allem wegen seinem DSB bekannt, dem Digitalen Schwarzen Brett. Wird das DSB nun auch in Österreich entsprechend forciert?

Markus Doetsch: Wir haben in Deutschland etwa 15.000 Schulen als Kunden und rund 1.5 Millionen Messaging-Nutzer auf unseren Plattformen. Bei den "Digitalen Schwarzen Brettern" haben wir allein im Bildungsmarkt über 60 Prozent Marktanteil. Und das ist ja nur ein Marktsegment unter vielen. Heinekingmedia bedient also offensichtlich einen Markt mit viel Potenzial. Wir gehen davon aus, dass auch in Österreich unsere Produkte und Services gefragt sein werden.

Markus Doetsch, Group CEO der Heinekingmedia (Bild: zVg)
Markus Doetsch, Group CEO der Heinekingmedia (Bild: zVg)
Bleibt als Geschäftsführerin weiterhin an Bord: Jasmin Klausner (Bild: zVg)
Bleibt als Geschäftsführerin weiterhin an Bord: Jasmin Klausner (Bild: zVg)