Symbolbild: Fotolia

Im Bereich der Testautomatisierung nutzt man oft ein oder nur wenige Werkzeuge intensiver als andere. Durch die Anwendung dieser Werkzeuge erwirbt man sich zunehmend Wissen über deren Einsatz in bestimmten Situationen. Mit der Zeit entwickelt man sich zu einem Experten in der Anwendung eines bestimmten Testautomatisierungswerkzeugs oder Frameworks. Das ist gut und erleichtert die tägliche Arbeit; es erhöht die Produktivität und macht die Kunden glücklich. Doch es gibt noch mehr!

Gastbeitrag von Bernhard Fuchs, Automation Genius, Infometis AG

Wer einen allgemeinen Kurs in Testautomatisierung besucht, hat oft die Möglichkeit, zu überlegen, welche Teststrategie für eine bestimmte Situation am besten geeignet ist. Konkret ist dies auf unterschiedliche Weise und durch eigene Erfahrung zu erforschen. Man kann es nicht einfach durch den Besuch einer Vorlesung oder durch das Lesen einschlägiger Literatur lernen. Auf diese Weise wird das latente Wissen aufgedeckt, um eine gute Lösung zu finden. Man profitiert also in hohem Masse davon, einen bestimmten Lösungsweg zu untersuchen und die gewählte Strategie umzusetzen. So lernt man mehr über die Vor- und Nachteile einer bestimmten Vorgehensweise – tiefgreifendes Wissen bleibt länger im Gedächtnis.

Bereitschaft, das bisherige Wissen zu hinterfragen

Auf der anderen Seite übt man sich darin, allgemein über Softwaretests nachzudenken. Man lernt neue Ansätze für bestimmte Probleme kennen oder stösst auf nützliche Muster, um viele verschiedene Situationen zu bewältigen. Man kann Erfahrungen im Softwaretesten sammeln, indem man sich mit Bereichen auseinandersetzt, die nicht nur für die üblicherweise eingesetzten Werkzeuge relevant sind. Dies erweitert den Horizont über Softwaretests im Allgemeinen und den Einsatz von Testautomatisierung. Aus dieser Sicht ist das vorhandene Wissen zu hinterfragen und zu prüfen, ob man die allgemeinen Fähigkeiten tatsächlich erweitern kann. Indem man das produktunabhängige Wissen erweitert, erhöht man auch die Chancen bei der Suche nach neuen Jobs oder Projekteinsätzen.

Kommunikationsfähigkeiten üben und neue Ideen sammeln

Und nicht zuletzt werden die Kommunikationsfähigkeiten trainiert, indem man ein Thema oder einen Teilaspekt davon in einer Kleingruppe diskutiert und die Ergebnisse und Erkenntnisse der Gruppenarbeit vor der gesamten Gruppe präsentiert. Für einen Software-Tester ist die präzise Kommunikation eine der Schlüsselqualifikationen der täglichen Arbeit.

Darüber hinaus erhält man durch den Austausch mit anderen Teilnehmern zahlreiche Hinweise auf weitere nützliche Tools oder sammelt neue Ideen zur Bewältigung bestimmter Situationen. So lässt sich sogar neues Wissen gewinnen, das über den eigentlichen Inhalt der Kursankündigung hinausgeht. Wer die Möglichkeit hat, z.B. Teamkollegen einige Aspekte der Testautomatisierung zu vermitteln, für den ist es immer von Vorteil, mehr als nur die Kernbereiche eines Themas zu kennen.

Allgemeine Schulungen zur Testautomatisierung

Um die Fähigkeiten im agilen Testen zu verbessern, ist etwa der Kurs "Agile Testing for the Whole Team" zu empfehlen, der von Janet Gregory und Lisa Crispin entwickelt und in der Schweiz von Infometis angeboten wird. Hier wird das umfassende Thema sowohl durch theoretische Erklärungen als auch durch praktische Übungen abgedeckt. Neben der Erweiterung der allgemeinen Sichtweise auf das agile Testen und die Bedeutung der Teamarbeit kann man z.B. auch von dem spezifischeren Verständnis für den Einsatz geeigneter Werkzeuge für bestimmte Aufgaben profitieren.

Kürzlich hat der Autor dieser Zeilen auch die Schulung "Automation in Testing" von Mark Winteringham und Richard Bradshaw besucht, die von House of Test veranstaltet wurde – aufgrund der aktuellen Pandemie-Situation virtuell. Man lernt hier deren spezifische Denkweise und ihren strategischen Ansatz kennen, um Aktivitäten im Testing effektiv zu unterstützen und zu fördern. Man lernt nützliche Methoden für die Erstellung wertvoller Testautomatisierung kennen, immer mit einem menschenzentrierten Fokus. Insgesamt lernt man unschätzbare Instrumente kennen, die man leicht in der täglichen Testarbeit anwenden kann, um die Testautomatisierung voranzutreiben.

Allgemeine Kurse im Bereich Software-Testen

Infometis bietet auch Schulungen in Form von mehrtägigen Kursen des ISTQB (International Software Testing Qualifications Board) an, z.B. den grundlegenden Certified Tester Foundation Level oder 'Certified Tester Advanced Level – Test Manager' oder im agilen Bereich den dreitägigen Kurs 'Practitioner in Agile Quality' (PAQ) des iSQI.

Auf einer anderen Ebene lassen sich die praktischen Testfähigkeiten auch verbessern, indem man einen Kurs absolviert, der vom Ministry of Testing angeboten wird. Oder man kann sich für einen umfangreicheren Kurs der 'Association for Software Testing' einschreiben.

Sucht man darüber hinaus eine umfassende Ausbildung auf akademischem Niveau mit Bezug zur Praxis, so ist etwa das 'CAS Software Testing', eine Weiterbildung in Rapperswil an der OST – Ostschweizerische Hochschule - zu empfehlen. Diese Weiterbildung dauert ca. sieben Monate und bietet einen umfassenden Überblick in allen relevanten Bereichen des Softwaretestens, immer begleitet und vertieft durch praktische Übungen. Neben der Vertiefung des Wissens ist das Knüpfen neuer Kontakte einer der grössten Vorteile dieser Fortbildung.

Fazit

Eine allgemeine Ausbildung in der Testautomatisierung birgt viele Vorteile. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die man nutzen kann, um den Beruf auf diese Weise voranzubringen. Indem man mehr Wissen einbringt und die relevanten Fähigkeiten erweitert, profitiert man von einem breiteren Ansatz in der täglichen Testtätigkeit und macht darüber hinaus die Kunden noch zufriedener.

Gastautor Bernhard Fuchs, Automation Genius, Infometis AG
Gastautor Bernhard Fuchs, Automation Genius, Infometis AG