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Längst findet der Krieg in der Ukraine auch im Netz statt. Nach einem Bericht der Analysefirma Cybercube gab es Attacken auf die kritische Infrastruktur, staatliche Dienstleistungen, auf Banken und die Telekommunikation in der Ukraine. Aber auch staatliche Stellen in Russland seien Zielscheibe von Cyber-Attacken, die sogar auf Nachbarstaaten wie Belarus, Polen, Litauen und Lettland überschwappten. Zwar haben Versicherungsunternehmen kriegsbedingte Schäden eigentlich ausgeschlossen. Doch wenn sich der russische Angriffskrieg auf die Systeme von Firmen ausweiten, drohen den Versicherern trotzdem Milliardenzahlungen.

Laut Meredith Schnur, die beim Versicherungsmakler Marsh für das Thema in den USA und Kanada zuständig ist, dächten etliche Cyber-Versicherer bereits daran, Russland und die Ukraine umfassend aus der Deckung auszunehmen. Wobei die Prämien in der Cyber-Versicherung schon lange vor dem Ukraine-Krieg nach oben geschnellt sind. Grund dafür sind vor allem die Lösegelder, die die Internet-Erpresser verlangen. Sie fordern längst keine pauschalen Summen mehr, sondern eruieren genau, wie viel sich ihr Opfer leisten kann - oder muss. Nach Angaben von Marsh haben sich die Prämien im vierten Quartal in den USA mehr als verdoppelt, in Grossbritannien annähernd verdoppelt.

In Branchenkreisen heisst es, das werde in diesem Jahr in ähnlichen Grössenordnungen weitergehen. Zahlreiche Unternehmen trauen sich inzwischen gar nicht mehr oder nur in Konsortien, Grosskonzerne gegen Angriffe aus dem Netz zu versichern, und konzentrieren sich lieber auf den Mittelstand. "Die Ukraine und Russland vergrössern nur den Druck auf die Prämien und die Verfügbarkeit", sagt ein Berater.

Zur Erinnerung: Erst im Januar hatte ein Gericht im US-Bundesstaat New Jersey dem US-Pharmariesen Merck Recht gegeben, der 1,4 Milliarden Dollar von seinem Versicherer eingeklagt hatte. Merck war 2017 Opfer des "Notpetya"-Cyberangriffs geworden, für den die Regierung in Washington Russland verantwortlich gemacht hatte.