Twitter Spaces: Ort für Radikalisierung (Foto: Akshar Dave, unplash.com)

Taliban-Anhänger, Impfgegner und Rechtsextreme nutzen audio-basierte Live-Chatrooms dank Twitter Spaces zur Verbreitung von Hassreden und Falschinformationen. Dies zeigt ein Bericht der "Washington Post". Das US-Medium hat zahlreiche Screenshots sowie Kommentare von Anwendern und Experten analysiert.

Twitter Spaces wurde 2020 als Antwort auf den Erfolg der audio-basierten Social-Network-App Clubhouse veröffentlicht. Die Funktion ermöglicht Nutzern das Erstellen von "Themenräumen", in denen eine unlimitierte Zahl von Usern bis zu zehn verschiedenen Rednern zuhören kann. Laut dem Bericht wird das Tool zur Verbreitung von Verschwörungstheorien und Terrorbotschaften durch Taliban-Sympathisanten und der Terrororganisation Islamischer Staat genutzt. Auch soll es bereits zur Gewaltandrohung gegen schiitische Muslime und Beleidigungen gegen schwarze Amerikaner sowie Transsexuelle gekommen sein.

Bereits beim Launch von Twitter Spaces haben Angestellte des Unternehmens und Nutzer ihre Befürchtung geäussert, dass die neue Funktion für Hassreden, Mobbing und für Aufrufe zu Terrorakten missbraucht werden würde. Sie berichten, dass aufgrund des Drucks durch Investoren und andere Plattformen neue Funktionen immer häufiger ohne umfassende Sicherheitstest veröffentlicht würden. Trotz zahlreicher Sicherheitsbedenken gibt es bislang weder eine menschliche noch eine automatisierte Moderation dieser Audio-Chats durch Twitter, was Gewaltbotschaften und Verschwörungstheorien Vorschub leistet.

Twitter-Anwender können Regelverstösse in Live-Audio-Chats melden. Das Unternehmen speichert dann eine Kopie des betreffenden Audio-Chats für 30 Tage, um es auf Richtlinien-Verletzungen zu untersuchen. Zusätzlich nutzt Twitter eigenen Angaben nach eine Software, die anstössige Wörter in den Titeln von Spaces erkennt. Einen Echtzeit-Scan gibt es nicht. Laut einem Twitter-Sprecher wurden in der vergangenen Woche mehrere Programmierfehler entdeckt, die das Entfernen gemeldeter Audio-Chats verzögert hat. "Das hat schädliche Inhalte sichtbar gelassen und war ein grosser Fehler. Wir arbeiten aktiv an der Behebung dieser Fehler und prüfen neue Moderations- und Erkennungsprogramme", heisst es seitens der Mikroblogging-Plattformen.