Kündigt Rücktritt an: Swisscom-Chef Urs Schaeppi (Bild: zVg)

Swisscom erhält per 1. Juni einen neuen Konzernchef. Urs Schaeppi hat nach acht Jahren an der Spitze des Telekomriesen seinen Rücktritt angekündigt. Designierter Nachfolger ist der Netz- und Technikchef Christoph Aeschlimann. Schaeppi gehe auf seinen Wunsch, lässt die Swisscom via Communiqué verlauten.

Der aus Bern stammende und 1960 geborene Urs Schaeppi hatte die Führung der Nummer Eins im Schweizer Telekommarkt im Jahre 2013 nach dem Tod von Carsten Schloter übernommen. In seiner Ägide habe die Zahl der TV-Kunden um rund 60 Prozent und die Zahl der Breitbandkunden der italienischen Tochter Fastweb um rund 40 Prozent zugenommen. wird im Communiqué betont.

Schaeppis Rückzug kommt nicht unerwartet. Die Konzernspitze hatte in den letzten Jahren die Erneuerung der Swisscom-Leitung vorangetrieben und einen Generationenwechsel eingeleitet. Insgesamt war Schaeppi 23 Jahre bei der Swisscom. Sein Nachfolger Christoph Aeschlimann ist seit 2019 Leiter des Geschäftsbereichs Infrastruktur, Netz und IT und Mitglied der Konzernleitung der Swisscom. Er solle den Telekomkonzern "erfolgreich auf das nächste Level bringen", lässt sich Verwaltungsratspräsident Michael Rechsteiner im Communiqué zitieren.

Der Abgang von Schaeppi ist gut gewählt, kann er dem Konzern doch mit guten Geschäftszahlen den Rücken kehren. Im vergangenen Jahr hat die Swisscom mehr umgesetzt und dank Sonderfaktoren auch deutlich mehr verdient, als im Jahr davor. Operativ konnte der Konzern zulegen und die Erwartungen des Marktes leicht übertreffen. Konkret stieg der Umsatz um 0,7 Prozent auf 11,18 Milliarden Franken. Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen Ebitda verbesserte sich um 2,2 Prozent auf 4,48 Milliarden Franken. Unter dem Strich erzielte die Swisscom einen Reingewinn von 1,83 Milliarden Franken. Das sind 20 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Hauptgrund für den jetzigen Gewinnsprung ist die Aufwertung einer Beteiligung von Fastweb in Höhe von 169 Millionen Franken. Zudem brachte ein Verkauf eines Firmenanteils in Belgien einen Gewinn von 38 Millionen Franken ein. Hinzu kam ein Einmalertrag von 60 Millionen aus einer Anpassung bei der Pensionskasse.

Wie bereits angekündigt, beabsichtigt die Swisscom wie in den Vorjahren auch 2022, die Kostenbasis um rund 100 Millionen Franken zu senken. Realisiert werden die Einsparungen hauptsächlich über vereinfachte Arbeitsabläufe, effizientere Systeme und eine Reduktion der Arbeitsstellen. Neue Arbeitsplätze würden dagegen in Wachstumsbereichen wie beispielsweise im IT-Lösungsgeschäft geschaffen. "Insgesamt rechnet die Swisscom für 2022, abhängig von der Marktentwicklung, mit einem stabilen Stellenangebot in der Schweiz", hiess es. Ende 2021 hatte die Swisscom 15'882 Vollzeitstellen hierzulande.

Auf anderer Ebene droht die Swisscom nach einer Verfügung der Eidgenössischen Wettbewerbskommission mit der Kürzung ihrer Pläne für den Ausbau des Glasfasernetzes. Der "Blaue Riese" hat eigentlich das Ziel, die Zahl der Glasfaseranschlüsse bis 2025 von einem Drittel der Haushalte und Geschäfte um 1,5 Millionen auf rund 60 Prozent zu erhöhen. Der von den Behörden verordnete Ausbau wäre deutlich teurer und würde die geplante Abdeckung von rund 60 auf 50 Prozent reduzieren, heisst es seitens Swisscom. "Das ursprüngliche Ausbauziel, bis 2025 rund 1,5 Mio. Glasfaseranschlüsse zu bauen, würde damit um einen Drittel oder rund 500'000 Wohnungen und Geschäfte verringert." Denn es gäbe massive Mehrkosten für die Bauweise mit vier Fasern statt einer Glasfaser-Zuleitung von der Telefonzentrale bis zum Strassenschacht vor allem in ländlichen und dünn besiedelten Gebieten.

Per Ende 2021 hat Swisscom in der Schweiz 4,8 Mio. oder rund 90 Prozent der Wohnungen und Geschäfte mit Ultrabreitband (mehr als 80 Mbit/s) erschlossen. Über 3,9 Mio. oder 72 Prozent der Wohnungen und Geschäfte profitieren dank einem Mix verschiedener Glasfasertechnologien von schnellen Verbindungen mit mehr als 200 Mbit/s.

Was den Mobilfunk anbelangt, so deckt das 4G/LTE-Netz von Swisscom per Ende 2021 über 99 Prozent der Schweizer Bevölkerung ab. Aktuell versorgt Swisscom eigenen Angaben zufolge 99 Prozent der Schweizer Bevölkerung mit einer Basisversion von 5G. Ende 2021 verfügt Swisscom über 1’975 Antennen in 888 Orten mit der Vollversion von 5G+.