5G soll in der Schweiz eine eher evolutionäre Angelegenheit werden (Bild: Shutterstock)

In der Schweiz werde die Einführung von 5G eher eine evolutionäre als eine revolutionäre Angelegenheit sein. Dieser Ansicht sind Experten von Mobilfunkprovidern, 5G-Infrastrukturanbietern sowie Behörden und Verbänden, die für eine Studie interviewt worden sind, die Swiss Fibre Net im Auftrag ihrer Netzpartner und in Zusammenarbeit mit dem Beratungsunternehmen Ernst & Young durchgeführt hat.

Im Rahmen der Studie wurde der Frage der Koexistenz von 5G-Netzen und FTTH-Glasfasernetzen ein besonderer Schwerpunkt gewidmet.

Nach der Versteigerung der notwendigen Frequenzen durch den Bund im kommenden Januar werden vermutlich alle drei Mobilfunkprovider ihre Rollouts starten, so die Studie. Es sei jedoch nicht von einer raschen, flächendeckenden Versorgung des Landes auszugehen. Als Hauptgrund hierzu werden die im Vergleich zum Ausland zehnfach strengeren Grenzwerte in der Verordnung über nichtionisierende Strahlung (NISV) gesehen.

Mit der Lancierung von 5G werden Übertragungsgeschwindigkeiten von mehr als 10 Gbit/s und im Vergleich zu 4G zehnfach geringere Latenzzeiten möglich. Dies sind Werte, die bisher nur mit FTTH- Glasfasernetzen erzielbar sind. Die Einführung der 5G-Technologie in der Schweiz wird eine Vielzahl von neuen Anwendungen für Privatkonsumenten wie auch für die Industrie ermöglichen. Gemäss der Studie werden jedoch nicht alle möglichen Anwendungen gleich schnell in der Schweiz verfügbar sein. Als erster Anwendungsfall wird die FWA-Technologie Realität werden: der Breitbandzugang über Mobilfunk ("Fibre-over-the-air"). In der Schweiz ist ein FTTH-Ausbau für etwa 15 Prozent der Gemeinden wirtschaftlich nicht sinnvoll. Dort kann 5G mit der FWA-Technologie Hochbreitbandanschlüsse liefern. Als nächste interessante Anwendungen werden Smart-City- Lösungen betrachtet, die vorwiegend die grossen Städte in der Schweiz betreffen werden. Eher mittelfristig (in mehr als fünf Jahren) erwarten die Studienautoren die Einführung von Anwendungen zu Industrie 4.0, Public Safety, Smart Agriculture und E-Health. Erst langfristig (in mehr als 10 Jahren) wird mit der Einführung von 5G-Technologie für autonomes Fahren gerechnet, da hierzu ein flächendeckender Rollout von 5G eine Voraussetzung sein wird.

Diverse Betreiber von FTTH-Glasfasernetzen stellen sich die Frage, inwieweit in Zukunft kabelgebundene Netzinfrastrukturen neben der Einführung von drahtlosen 5G-Netzen noch Bestand haben werden. Auf diese Frage geht die Studie konkret ein und macht deutlich, dass kein Anlass zur Sorge bestehe. Anhand von Berechnungen wird aufgezeigt, dass ein Rollout von 5G für FWA nur in dünn besiedelten Gebieten wirtschaftlich sinnvoll ist. In Städten und Agglomerationen werde auch weiterhin die kabelgebundene FTTH-Technologie eine zentrale Rolle spielen. SFN mit all ihren Netzpartnern realisiere heute für die Mobilfunkanbieter Sunrise und Salt den Anschluss von Mobilfunkanlagen an Glasfasernetze. Die Studie zeigt auf, dass diese Partnerschaft mit der Einführung von 5G wesentlich an Bedeutung gewinnen werde, denn Glasfasern – wie sie SFN-Netzpartner in der ganzen Schweiz flächendeckend zur Verfügung stellen – seien für die Anbindung von Mobilfunkantennen eine zentrale Technologie. Wenn eine Antenne mit Bandbreiten von 10 Gbit/s für viele Kunden senden soll, seien Antennenanbindungen mit Geschwindigkeiten von mehr als 100 Gbit/s über Glasfasernetze notwendig. Somit ürden diese Netze von der Einführung von 5G profitieren.