Symbolbild: Thinkstock/Hemera

Das Umsatzwachstum der Onlineshops und der digitalen Marktplätze setzt sich auch in diesem Jahr weiter fort, während Ladengeschäfte verlieren. Desweiteren befindet sich Social Commerce – allen voran Tiktok-Shops – im Marketing und Vertrieb weiterhin auf dem Vormarsch. Dies geht aus der aktuellen Onlinehändlerbefragung von der ZHAW (Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften) School of Management and Law sowie des E-Commerce Lab ZHAW hervor, die in diesem Jahr bereits zum siebten Mal in Folge durchgeführt wurde.

Den Angaben zufolge beteiligten sich 624 Onlineshops im Bereich Business-to-Consumer (83 Prozent), Business-to-Business (46 Prozent) und Herstellershops (14 Prozent) an der Umfrage. Neben 516 Schweizer Onlinehändlern wurden 85 österreichische sowie 23 Onlinehändler aus anderen Ländern online befragt. Die Hälfte der Studienteilnehmenden sind gemäss den Infos Omnichannel-Händler mit Ladengeschäften und ein Viertel sind reine Onlinehändler, welche nur über digitale Kanäle verkaufen.

Wie jedes Jahr wurden die Händler zu aktuellen Vertriebs-, Service- und Marketingtrends befragt. Neben dem Umsatzwachstum der Onlineshops und digitalen Marktplätze und dem Vormarsch von Social Commerce legte der Studie zufolge auch der Traffic- und Umsatzanteil, welcher über Smartphones generiert wird, bei den meisten Händlern weiter zu. Weiters hat die Zunahme der Konkurrenz von asiatischen Plattformen – allen voran Temu und Shein – innert Jahresfrist massiv zugenommen. Vier von zehn Händlern sind davon direkt betroffen: Temu & Co. drücken die Preise, Umsätze und Margen und erhöhen den Kostendruck sowie die Werbekosten bei Google und Instagram.

Die hiesigen Onlinehändler versuchen, sich über qualitativ hochwertige, nachhaltige und exklusive Produkte sowie durch Branding und starken Kundenservice von den asiatischen Plattformen zu differenzieren.

Ein Megatrend im E-Commerce sind laut Studie Anwendungen der Künstlichen Intelligenz (KI). Schon über die Hälfte aller befragten Händler erstellen mit KI-Tools wie ChatGPT Texte, und lassen sie – z.B. mittels DeepL – in andere Sprachen übersetzen. Dies spart nicht nur sehr viel Zeit, sondern reduziert Kosten. Schon 42 Prozent der Online-Shop-Betreibenden erstellt mit generativer KI Produkttexte, was zu höherer Informations- und Produktqualität führt, in vielen Fällen zu einer höheren Reichweite bei Google und damit zu mehr Conversions und Umsätzen.

Bei der Produktsuche im Onlineshop sowie bei digitalen Verkaufsberatern und Service-Chatbots kommt die KI ebenfalls zum Einsatz. Mit neun Prozent der Nennungen wird die KI bei der Personalisierung von Inhalten bzw. Angeboten wie auch im Analytics (z.B. bei Datenauswertungen, im Pricing oder Forecasting) auffällig wenig genutzt. Jeder fünfte Händler plant zudem diverse KI-Anwendungen, was widerspiegelt, wie viel Dynamik in dieser Technologie und im Markt ist.

In dieser Studie wurden laut Mitteilung nicht nur 60 Nutzungsmöglichkeiten bzw. Chancen der KI in der E-Com-merce-Praxis explorativ erforscht, sondern ebenso viele Herausforderungen. Die grösste Herausforderung ist demnach das fehlende Know-how bzw. Fachwissen für die Implementierung der KI in die Geschäftsprozesse der Unternehmen und die Identifikation von Use Cases mit Business Impact. Einigen Befragten fällt es schwer, bei den komplexen Themen und rasanten Entwicklungen den Überblick zu behalten. Trotz der wachsenden technologischen, markt-wirtschaftlichen und betrieblichen Herausforderungen lassen knapp ein Drittel ihre Mitarbeitenden nicht aus- bzw. weiterbilden, weil ihrer Meinung nach kein Bedarf, kein Budget oder keine Zeit vorhanden ist. Die Hälfte lässt die Mitarbeitenden intern aus- bzw. weiterbilden, und ein Viertel extern, vor allem in CAS-Angeboten in Hochschulen.

Im E-Payment zeigt sich, dass sich das Wachstum von Twint und Debitkarten fortsetzt und dem Kauf auf Kreditkarten und auf Rechnung Umsatz- und Marktanteile abringen. Bei den PSP (Payment Service Provider) gehören in der Schweiz Paypal, Saferpay von Worldline, Postfinance Payment und Payrexx zu den vier Marktführern. Bei den Buy-Now-Pay-Later-Anbietern konnten sich Cembrapay und Klarna vor Twint ("Später bezahlen") und der MF Group an der Spitze etablieren.

Bei den Themen "Logistik und Versand" bestätigte die Studie, dass die Schweizerische und Österreichische Post mit 82 bzw. 75 Prozent Händleranteil beim Paketversand eine sehr dominante Marktposition haben. Die Preiserhöhungen der Paketpost führten dazu, dass die Gewinnmarge vieler Händler zurückging, die höheren Versandkosten in Form höherer Portokosten auf die Kundschaft abgewälzt wurde oder diese aufgrund dessen ihre Logistikprozesse optimiert haben. Jeder vierte Händler betreibt zumindest mit einem Teilsortiment Dropshipping und über 70 Prozent derer sind auch mit dem Dropshipping-Geschäftserfolg zufrieden.

Die Umsatzrelevanz der Vertriebskanäle (Grafik: ZHAW)
Die Umsatzrelevanz der Vertriebskanäle (Grafik: ZHAW)
KI-Anwendungen im E-Commerce (Grafik: ZHAW)
KI-Anwendungen im E-Commerce (Grafik: ZHAW)