Der K5 von Knightscope kann sehen, hören und riechen (Foto: Oliver Bendel)

Covid-19 führt uns derzeit vor Augen, dass Digitalisierung und Technologisierung bei Krisen und Katastrophen Menschen helfen, ja unter Umständen sogar Leben retten können. In China lieferten Serviceroboter in Spitälern und auf Quarantänestationen Medikamente und Nahrungsmittel aus. Wer in den entsprechenden Krisengebieten zuhause bleiben musste, konnte über einen Computerarbeitsplatz und Lernanwendungen weiterhin seinen Aufgaben nachkommen und sich weiterbilden. In Zukunft wird es durch Klimawandel, Artensterben und neuartige Krankheiten bzw. Antibiotikaresistenzen immer mehr Notlagen geben. Möglichst viele Länder sollten sich nach Meinung des Autors regelrechte Kohorten von Servicerobotern zulegen, um die Herausforderungen zu meistern. Insbesondere sind Sicherheits-, Transport- und Pflegeroboter sowie Desinfektionsroboter gefragt.

Sicherheitsroboter verbreiten sich in den Stadtteilen, in den Einkaufszentren und auf den Firmengeländen. Sie sollen für die Sicherheit der Unternehmen, Besucher und Kunden sorgen. Ein Beispiel ist der K5 von Knightscope. Er kann sehen, hören und riechen – für Notlagen wichtige Fähigkeiten. Transportroboter befördern Gegenstände aller Art von einem Ort zum anderen oder begleiten und entlasten Passanten und Pedalisten. Beispiele sind Relay von Savioke – eingesetzt etwa von Swisslog – und die Roboter von Starship Technologies. Mit ihnen kann man Medikamente und Lebensmittel bereitstellen, wie es in der Volksrepublik passiert ist. Pflegeroboter komplementieren oder substituieren menschliche Pflegekräfte. Sie bringen den Pflegebedürftigen die gewünschten oder notwendigen Dinge und helfen ihnen beim Hinlegen und Aufrichten und bei ihrem Umbetten. Beispiele sind Lio und P-Care von F&P Robotics aus Glattbrugg. Sie können im Prinzip auch Beeinträchtigte und Verletzte versorgen – und, wenn dafür keine eigenen Lösungen existieren, Personen und Gegenstände desinfizieren.

Der Autor dieses Beitrags hat die genannten Roboter in den letzten Jahren kennen und schätzen gelernt. Er ist überzeugt, dass sie schon heute bei Krisen und Katastrophen wichtige und zuverlässige Dienste leisten können. Lio – im Grunde ein Co-Robot auf einer mobilen Plattform, versehen mit natürlichsprachlichen Fähigkeiten – wird in Alten- und Pflegeheimen in der Schweiz und in Deutschland getestet. Er hat weitgehende Möglichkeiten, die in dem Paper "Co-Robots as Care Robots" untersucht wurden, das der Autor zusammen mit zwei Mitarbeitern des Unternehmens verfasst hat und das er Ende März an der Stanford University im Rahmen der AAAI 2020 Spring Symposia präsentiert.

Wissenschaftliche Konferenzen sind grundsätzlich von dem Virus betroffen. Die AAAI-20 in New York im Februar 2020 musste viele Absagen hinnehmen. Einige Vorträge konnten über Videokonferenzen und Videos gehalten werden. Es sind, wie eingangs betont, keineswegs nur Roboter und Maschinen, die uns in schwierigen Zeiten helfen werden. Es ist die Digitalisierung in all ihren Facetten. Dennoch sollte der Fokus nun auf Servicerobotern liegen. Diese können als physische Objekte andere physische Objekte manipulieren, sie können wirklich eingreifen und anpacken – und Betroffenen in der Not beistehen. Sie sollten endlich in hoher Zahl gebaut und eingesetzt werden.

Autor Oliver Bendel lehrt und forscht als Professor für Wirtschaftsinformatik an der Hochschule für Wirtschaft Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) mit den Schwerpunkten Wissensmanagement, Wirtschaftsethik, Informationsethik und Maschinenethik. Er hat unter anderem das Buch "Pflegeroboter“ (Springer) herausgegeben. Laufend werden Beiträge des von ihm herausgegebenen "Handbuchs Maschinenethik“ (Springer) publiziert. Weitere Informationen über www.oliverbendel.net, www.informationsethik.net und www.maschinenethik.net.