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Bei Schweizer Unternehmen herrscht ein hohes strategisches Bewusstsein bezüglich Künstliche Intelligenz (KI). Die Vernetzung zwischen Forschungseinrichtungen und Privatwirtschaft ist intensiv. Die Unternehmen wollen mit KI das Kerngeschäft optimieren. Ethische Fragen oder den wachsenden Energiebedarf beachten sie hingegen noch wenig. Dies alles geht aus dem "Swiss AI Report" hervor der erstmals systematisch den Einsatz und die Entwicklung von künstlicher Intelligenz in Schweizer Unternehmen unter die Lupe nimmt.

Für den "Swiss AI Report" wurden gemäss Mitteilung 92 Schweizer Unternehmen unterschiedlicher Grösse befragt. Der Report belegt unter anderem, dass das Thema AI mittlerweile ein strategisches Kernthema in den Firmen ist. Allerdings sehen sich 56 Prozent der Unternehmen noch auf Stufe 1 von 5, was den effektiven Automatisierungsgrad anbelangt. 47 Prozent der Befragten sehen heute noch keine Unterstützung im Kerngeschäft durch AI. Die Schweizer Unternehmen sind also gemäss der Befragung noch am Anfang der Entwicklung hin zum systematischen Einsatz von künstlicher Intelligenz.

Gleichzeitig wollen viele Unternehmen in AI-Technologien investieren. 75 Prozent beabsichtigen laut Untersuchung, im nächsten Jahr bis zu einer Million dafür auszugeben, 20 Prozent der Firmen bis zu 5 Millionen. Vor allem bei den grossen Unternehmen zeigt sich der Wille, sich im AI-Umfeld zu positionieren. Nur rund 10 Prozent der KMUs, die sich mit AI-Anwendungen aktiv auseinandersetzen, haben auch ein fixes AI-Budget. Bei den Grossunternehmen sind es immerhin 40 Prozent.

Als weiteres Faktum sticht hervor, dass die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft in der Schweiz funktioniert: Zwei Drittel der befragten Unternehmen pflegen demnach eine Partnerschaft mit Hochschulen im AI-Kontext. Ebenso viele wollen die technischen Grundlagen für den erfolgreichen Einsatz von AI selbst bauen. Nur 8 Prozent wollen diese komplett einkaufen. Entsprechend umworben sind die besten Talente. Angesichts des Fachkräftemangels bietet rund die Hälfte der Firmen bereits interne Weiterbildungen zu AI an.

Viele Schweizer Firmen sind sich offenbar auch der Risiken bewusst, die der Einsatz von künstlicher Intelligenz birgt. So fürchten 45 Prozent der Befragten fehlerhafte Resultate beim Einsatz von künstlicher Intelligenz als Folge von mangelhafter Datengrundlage oder subjektiver Verzerrung beim Training der Algorithmen. Auffallend ist, dass nur gerade drei Prozent der Befragten Bedenken ethischer Art äussern. Auch den wachsenden Energiebedarf und die ökologische Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit dem Einsatz von AI sehen nur 1.2 Prozent als grosse Herausforderung an.

Der Swiss AI Report wurde im Auftrag des Kantons Schwyz durch den Thinktank W.I.R.E und die Stiftung Mindfire erarbeitet. Dr. Stephan Sigrist, Gründer & Leiter von W.I.R.E., ordnet die Resultate ein: "Schweizer Unternehmen agieren in dieser ersten Phase der Automatisierung sehr realistisch und optimieren mit AI ihr bestehendes Angebot. Für den nächsten Schritt braucht es allerdings einen klaren Fokus auf neue Ideen, ansonsten bleibt ihnen nur die Rolle des ‘Fast Followers’. Die Schweiz als Ganzes sollte ein starkes Bewusstsein entwickeln für die Chancen und Risiken dieser neuen Technologie. Die bereits gute Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sollte nun auch auf die Politik ausgeweitet werden. Es braucht eine möglichst gemeinsame Vision, mit welcher Differenzierung sich die Schweiz im internationalen Wettbewerb positionieren kann und will. Das reine Nachahmen der grossen Player wie USA und China dürfte nicht realistisch sein. Erfolgversprechend wäre ein holistischer Ansatz: Der beginnt schon beim Aufbau von neuen Kompetenzen in der Schule. Die Politik sollte möglichst frühzeitig die Herausforderungen erkennen und beispielsweise intelligente Rahmenbedingungen für die Datenwirtschaft schaffen und einen fairen, nachhaltigen und zukunftsgerichteten Wettbewerb ermöglichen."