Die Moderatorin der Preisverleihung, Tanya König, gratuliert Maurizio Capra (Digital Design), Manu V Nair (CEO) und Alessandro Aimar (CTO) von der Synthara zum Gewinn des Pionierpreises 2023.  (Bild: zVg)

Die im innerschweizerischen Zug angesiedelte Synthara erhält den mit 100'000 Franken dotierten ZKB Pionierpreis Technopark 2023. Das 2020 von Manu V Nair und Alessandro Aimar gegründete Spin-off der Universität Zürich entwickelt neuartige Computerchips, bei denen die Rechenleistung in den Speicher eingebettet ist. Dies führe zu einer 50-fachen Steigerung der Rechenleistung und Effizienz, wodurch Gerätehersteller in der Lage seien, weitaus kompliziertere Modelle zu erstellen und fortschrittlichere Funktionen in Produkte zu integrieren, als bisher denkbar war, heisst es in der Begründung dazu.

Die Gründer und ihr Team nahmen den 100'000-Franken-Scheck am Mittwoch Abend im Rahmen der Preisverleihung vor rund 300 Gästen im Technopark Zürich aus den Händen von Jörg Müller-Ganz, dem Präsidenten des Bankrats der Zürcher Kantonalbank, der Sponsorin des Preises, entgegen. Lothar Thiele, Präsident der Stiftung Technopark Zürich, betonte in seiner Laudatio die hohe Anzahl und gute Qualität der Einreichungen in diesem Jahr. Konkret hatten sich 46 Startups aus der ganzen Schweiz um die Auszeichnung beworben. Nach der Begrüssung durch die Nationalrätin Judith Bellaiche führte Tanya König (SRF, TEDx) durch den Abend. Der Physiker Heino Falcke berichtete in einer Keynote darüber, wie er Fachleute rund um den Globus motivieren konnte, zum Erstellen des ersten Fotos eines Schwarzen Lochs beizutragen.

Die achtköpfige Jury zeigte sich bei Synthara insbesondere von der Kombination aus gesellschaftlicher Relevanz und kreativer Idee begeistert. Die enge Verbindung von Prozessor und Speicher nach dem Vorbild des biologischen Gehirns eröffne ganz neue Perspektiven für eine ressourcensparende Informationstechnologie und trage dazu bei, dass die rasanten Entwicklungen auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz mitgestaltet und kontrolliert werden könnten. Die Technologie habe das Potenzial, die Effizienz und Rechenleistung in vielen Geräten zu verbessern, unter anderem in Wearables, Smartphones, Smartwatches, Serverfarmen, autonomen Fahrzeugen, Drohnen und Mobilfunkstationen. Chipmuster mit dem innovativen Design sollen in wenigen Wochen verfügbar werden. Manu V Nair, CEO und Co-Gründer von Synthara, sagt: "Wir möchten, dass uns die Menschen folgen und verstehen, was wir tun, warum wir es tun und warum es so wichtig und wertvoll ist."

Weitere Preise für Agrosustain und Muvon Therapeutics

Mit jeweils 10'000 Franken ebenfalls ausgezeichnet wurden die beiden Mitfinalisten Agrosustain und Muvon Therapeutics. Agrosustain aus Renens (VD) ist ein Spin-off der Universität Lausanne, das 2018 von der Pflanzenbiologin Olga Dubey und dem Evolutionsbiologen Sylvain Dubey gegründet wurde. Gemeinsam mit ihrem Team haben sie eine Beschichtung entwickelt, die Früchte und Gemüse nach der Ernte länger frisch hält. Die Beschichtung bildet eine dünne physikalische Barriere, die Keime fernhält und gleichzeitig den Wassergehalt der Produkte reguliert, sodass sie sozusagen in einem Ruhezustand sind. So verlängert sich beispielsweise die Haltbarkeit von Bananen um vier bis fünf Tage.

Bei Muvon Therapeutics aus Zürich haben Co-Gründerin Deana Mohr und ihr Team auf der Grundlage von über elf Jahren Forschung eine Muskelgewebeaufbau-Therapie zur Regeneration von Skelettmuskeln entwickelt. Das Verfahren, das jetzt in einer Phase-2-Studie an Patientinnen mit Stressharninkontinenz getestet wird, ist aus einem Horizon-Forschungsprojekt hervorgegangen und heute am Wyss Zürich Translational Center, einem Accelerator der ETH und der Universität Zürich, angesiedelt. In einem Verfahren der personalisierten Medizin wird Patienten Muskelgewebe in der Grösse eines halben Zuckerwürfels aus der Wade entnommen. In Bio-Inkubatoren vermehren sich diese Zellen, damit sie nach rund vier Wochen den Patienten gezielt in den Blasenschliessmuskel injiziert werden können. In den USA und Europa sind schätzungsweise 200'000 Menschen mit dieser Indikation in ihren täglichen Aktivitäten und sozialen Kontakten stark eingeschränkt. Für sie besteht berechtigte Hoffnung auf Heilung in nicht allzu ferner Zukunft.

Über den ZKB Pionierpreis Technopark:
Der ZKB Pionierpreis Technopark wird seit 2001 jedes Jahr von der Zürcher Kantonalbank und dem Technopark Zürich verliehen und zählt zu den bedeutendsten Auszeichnungen für junge Unter­nehmen in der Schweiz. Der Preis für Deep-Tech-Startups prämiert Projekte am Übergang von der innovativen Idee zur Marktreife und würdigt das Engagement und die Risikobereitschaft von Startup-Gründern. Neben dem Preisgeld von 100'000 Franken für den Gewinner werden auch die beiden anderen nominierten Startups mit einem Preisgeld von je 10'000 Franken prämiert.