Fake-News-Kampagnen wirken mitunter einschläfernd (Symbolfoto: Karlheinz Pichler)

Fehlinformationskampagnen von autoritären Staaten funktionieren besser, wenn sie im Ausland Verwirrung stiften, als dass sie das eigene Image verbessern sollen. Zu diesem Schluss kommt der Politikwissenschaftler Haifeng Huang von der University of California at Merced. Als Beispiel nennt er China, dessen Kampagnen wesentlich ineffektiver sind als die von Russland.

"China ist viel primitiver bei seinen Methoden. Ausserdem ist das Ziel ein anderes. China geht es mehr um Selbstverteidigung, Russland zielt auf Ereignisse im Ausland. Das Ziel von China ist es, den westlichen Diskurs über das Geschehen in China zu beeinflussen", erklärt Huang im Interview mit "Quartz". Russische Fehlinformationen würden aufgrund der Konzentration auf Themen von anderen Ländern deutlich seltener entlarvt.

Huang untersucht in seiner Forschung, wie Meinungsbildung in autoritären Systemen funktioniert. Er hat die Methoden beobachtet, die mit der Volksrepublik verbundene Akteure anwendeten, um Fehlinformationen über die Proteste in Hongkong zu verbreiten. Unter anderem wurde die Taktik verwendet, alte, etablierte Twitter-Accounts zu kaufen und für Fake News zu verwenden, was schnell durchschaut wurde.

Nur innerhalb von China ist die staatliche Propaganda erfolgreich. Russland dagegen gilt seit den Fake-News-Kampagnen in Verbindung mit der US-Wahl 2016 als äusserst geschickt bei der Manipulation von Meinungen über soziale Medien. "Sie kennen die Probleme in der US-Gesellschaft, deswegen konnten sie sich in den Diskurs einbringen", meint Huang.

Während Russland verstehe, wie andere Länder ticken, scheitere China, weil seine Kampagnen die gleichen Methoden verwenden wie im Inland, um die Meinung im Ausland zu manipulieren. Die chinesischen Fake News hätten wenig Effekt, weil sie sofort als unglaubwürdig gelten. Dagegen zeigen russische Fehlinformationen sogar, wenn sie entlarvt werden noch eine Wirkung, da Seher dadurch zynisch und von Medien enttäuscht werden. Genau darauf ziele die russische Regierung mit ihren Kampagnen ab.

Da China sich laut Huang wenig Mühe gibt, seine Methoden zu verbessern, werden die Kampagnen den westlichen Diskurs nicht manipulieren können. "Die Menschen, die an den Kampagnen teilnehmen, wollen lieber ihre Vorgesetzten mit sichtbaren Zahlen zufriedenstellen, wie beispielsweise die Zahl der Tweets oder Follower, egal ob diese echt sind oder nicht. Auf Effektivität achten sie gar nicht", so der Forscher.