Symbolbild: Pixabay/Dokumol

Ein indisch-schweizerisches Forschungsteam unter Leitung von Empa-Forschenden entwickelt ein ökologisches und solidarisches Geschäftsmodell, das die Umweltbelastung beim Recycling von Elektroschrott verringern soll. Auf diese Weise sollen Kleinstunternehmen ohne Investitionskapital in die Wertschöpfungskette integriert werden.

Hintergrund dazu ist, dass in Indien über 90 Prozent des Elektroschrotts im informellen Sektor verarbeitet werden. Diese Tätigkeit biete vielen Familien ein Einkommen, belaste jedoch oft die Umwelt und die Gesundheit der Arbeiterinnen und Arbeiter, betont die Empa. Die Anpassung und Einhaltung von gesetzlichen Vorschriften sei aufgrund der erforderlichen Investitionen und des administrativen Aufwands schwierig.

Hier setze das Projekt Ecowork an, das vom Schweizerischen Nationalfonds und Innosuisse über das Bridge-Programm finanziert wurde, heisst es: Um Kleinunternehmen im informellen Sektor zu unterstützen, wurde ein neuartiges Geschäftsmodell basierend auf dem Coworking-Konzept entwickelt. Initiiert hat diesen Ansatz ein indisch-schweizerisches Team, zu dem die Umweltwissenschaftlerin Dea Wehrli gehört, die bei der Empa tätig ist und das Projekt mitleitet. Sie ist auf Recycling von Elektroschrott spezialisiert und hat vor ihrer Tätigkeit bei Ecowork auf diesem Gebiet in Indien gearbeitet. "Der Ecowork Space soll ein Art Inkubator-Hub werden und die Unternehmer in die Wertschöpfungskette integrieren. Dabei können wir auf wertvolles Wissen und langjährige Erfahrung der Empa im Elektroschrottrecycling zurückgreifen."

Ecowork richtet sich demnach an KleinstunternehmerInnen ohne Investitionskapital oder Erfahrung in der Führung eines Unternehmens. Es werde derzeit in Delhi aufgebaut und getestet und soll im ersten Jahr rund 40 Interessierten einen Arbeitsplatz bieten. Auch während der Zusammenarbeit mit Ecowork bleiben die Teilnehmenden laut Mitteilung selbständig. "Wir bieten ihnen ein Geschäftsmodell mit mehreren Elementen an: Sie können einen sicheren und legalen Arbeitsplatz mieten, und sie erhalten Zugang zu Werkzeugen und Schutzausrüstung. Zudem wollen wir sie in der Anwendung effizienterer Arbeitsabläufe und bei administrativen Schritten unterstützen und ihnen Ausbildungsmöglichkeiten bieten", erklärt Wehrli. So sollen die Teilnehmenden ihren Markt vergrössern und mehr Einkommen erzielen können.

Zum Angebot des Geschäftsmodells von Ecowork gehören den Infos zufolge auch digitale Lösungen. Die Mikrounternehmen könnten sich mit Hilfe von Apps vernetzen. Dea Wehrli erklärt, wie das geht: "Wenn eine Arbeiterin beim Zerlegen eines Laptops nur eine kleine Menge eines bestimmten Materials gewinnt, kann sie dieses dank der App mit dem gewonnen Material eines anderen Mikrounternehmens in der Nähe kombinieren und eine grössere Menge zum Verkauf anbieten. Die Käufer sind eher an grösseren Mengen interessiert und zahlen dafür auch höhere Preise."

Die Wissenschaftlerin ist gespannt: "Elektroschrott ist eine globale Herausforderung. Die Schweizer Forschung verfügt in diesem Bereich über Kompetenzen. Ich sehe es in unserer Verantwortung, dieses Wissen und die Möglichkeiten, die wir haben, zu nutzen, um zur Verbesserung der ökologischen und sozialen Situation im Recyclingsektor beizutragen. Umso mehr, weil unsere Lösung - falls sie sich bewährt - in viele weitere Länder transferiert werden könnte."